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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat
Autoren: Carter Brown
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ich freue mich
außerordentlich, Sie am Montag abend sieben Uhr
dreißig im College begrüßen zu dürfen.
     
    Der Brief war mit Edwina Bannister unterschrieben.
    Ich begriff gar nichts. Ich
blickte Lavers an und sagte: »Eine verschlüsselte
Botschaft, nicht? Ist es dieser >Mephisto    »Möglich«, sagte Lavers . »Ich weiß es nicht.«
    »Dann muß es wohl Miss
Bannister sein?« sagte ich. »Jetzt verstehe ich! Sie ist eine Mädchenhändlerin!
Benutzt dieses College als Deckmantel für ihre ruchlosen Machenschaften! Wie
viele Mädchen sind denn verschwunden, seit ihre Schule besteht?«
    »Keines, soviel ich weiß«,
sagte er. »Wheeler, haben Sie etwas dagegen, wenn ich ein paar Worte zu Ihnen
sage?«
    »Keineswegs, Sir«, sagte ich.
»Nur zu!«
    Er holte tief Luft, und auf
seiner Stirn traten die Adern hervor. »Halten Sie die Klappe!« brüllte er.
    »Jawohl, Sir«, sagte ich kühl.
    Er paffte etwa zehn Sekunden
lang an seiner Pfeife.
    »Sie wissen das wahrscheinlich
nicht«, sagte er, »aber der vierundzwanzigste April ist zufällig heute. Das
Bannister College ist die exklusivste Finishing School im Land. Die Schülerinnen sind Töchter aus den vornehmsten Familien des
Landes. Die Väter sind zum Beispiel der hiesige Bürgermeister, ein paar
Senatoren und so weiter. Eine Einladung als Gastredner abzulehnen bedeutet so
viel wie seinen Kopf hinhalten. Also blieb mir nichts anderes übrig, als
einzuwilligen, den Mädchen einen Vortrag zu halten. Aber heute
morgen wurde mir klar, daß es doch einen Ausweg für mich gibt.«
    In dem Grinsen, mit dem er mich
betrachtete, lag etwas Unheilvolles.
    »Ausweg?« fragte ich.
    »Sie!« sagte er.
    »Ich?«
    »Kein anderer. Im Laufe des
Tages werde ich von einer plötzlichen Kehlkopfentzündung befallen werden«,
sagte er. »Meine Stimmbänder werden so gut wie gelähmt sein. Ich werde noch
nicht einmal flüstern können. Aber glücklicherweise habe ich einen vollwertigen
Ersatz, der für mich einspringen wird — Sie!«
    »Ich?« krächzte ich.
    »Für Sie sollte das doch ein
leichtes sein, Wheeler«, sagte er boshaft. »Bei Ihren Erfahrungen mit Frauen.«
    »Frauen«, sagte ich, »aber
nicht mit Schulmädchen!«
    »Sie brauchen nicht länger als
höchstens eine halbe Stunde zu ihnen zu sprechen«, sagte er. »Und vom
>Großen Mephisto< werden Sie todsicher fasziniert sein!«
    »Geradezu hingerissen«, brummte
ich.
    »Dann steht das also fest«,
sagte er. »Sie werden sich heute abend halb acht Uhr
Miss Bannister vorstellen, mich entschuldigen und ihr mitteilen, daß Sie an
meiner Stelle den Vortrag halten.« Er schielte mich von der Seite an. »Was ist
los, Wheeler? Sie sehen so blaß aus!«
    »Ich sehe sie förmlich vor
mir«, sagte ich mit hohler Stimme. »Fünfhundert boshafte kleine Gesichter!
Fünfhundert kleine Schulmädchen, die bereits jetzt ihre Schleudern in ihren
Schultrachten versteckt haben.«
    Lavers schüttelte bedächtig den Kopf.
»Sie machen sich ein völlig falsches Bild, Wheeler. Dieses Bannister College
ist eine erstklassige Sache. Und es handelt sich um eine Finishing School — ich dachte, das hätte ich schon gesagt. Der Lehrkörper besteht aus
zehn Mitgliedern — sechs Frauen und vier Männern. Und es sind nur etwa fünfzig
Schülerinnen da, alle im Alter zwischen achtzehn und einundzwanzig.«
    »Oh!« sagte ich, und dann noch
einmal: »Oh!«
    »Ich sehe, es dämmert«, sagte
er schwerfällig. »Ich habe mir schon gedacht, daß ich Sie in die Ihnen gemäße
Umgebung schicke, Wheeler. Jedes Gebäude, das fünfzig junge und wahrscheinlich
höchst attraktive weibliche Geschöpfe enthält — und dabei nur vier andere
Männer — , dürfte doch sicher genau Ihren Vorstellungen vom Paradies
entsprechen?«
    »Stimmt«, sagte ich. »Aber ich
habe mir nie vorgestellt, dabei in die Rolle eines Dozenten über die Pflichten
der wachhabenden Engel gedrängt zu werden.«
    »Sie können mir morgen früh
berichten, wie die Sache verlaufen ist«, brummte er. »Nun machen Sie, daß Sie
wegkommen, ich habe zu tun. Oh — und Wheeler, ziehen Sie einen Smoking an«,
fügte er noch hinzu und vergrub sich in die Akten auf seinem Schreibtisch.
    Auch noch Smoking! Ich ging
hinaus und verbrachte annähernd die nächste Stunde mit dem Versuch, eine Rede
niederzuschreiben, während ich Annabelle Jackson an ihrer Schreibmaschine
beobachtete. Sie hatte sich förmlich auf ihre Arbeit geworfen, und das sah
faszinierend aus — jeder Zentimeter an ihr befand
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