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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories.
Autoren: Charles Bukowski
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Geburt, Leben und Tod einer Untergrundzeitung
    Zu Anfang gabs im Haus von Joe Hyans eine ganze Reihe von Meetings, da erschien ich gewöhnlich in betrunkenem Zustand, deshalb kriegte ich von der Gründung der Untergrundzeitung Open Pussy nicht viel mit; erst später ließ ich mir erzählen, was sich alles abgespielt hatte. Oder vielmehr, was ich angestellt hatte.
Hyans: »Du hast gesagt, du würdest die ganze Bude ausräumen, angefangen mit dem Typ im Rollstuhl. Der fing dann an zu heulen, und die anderen gingen nacheinander weg. Einem hast du ne Flasche übern Schädel gehauen.« Cherry (Hyans' Frau): »Du hast dich geweigert, wegzu gehn; du hast ne ganze Flasche Whisky ausgetrunken, und ständig hast du mir gesagt, du würdest mich im Stehen ficken, mit dem Rücken gegen die Bücherwand.« »Hab ichs denn getan?« »Nee.«
»Ah, dann eben nächstes Mal.«
Hyans: »Hör mal, Bukowski, wir versuchen hier ein biß chen Organisation reinzubringen, und du kommst ständig an und machst Scherereien. Du bist der schlimmste Säufer, der mir je begegnet ist!«
»OK, ich steig aus. Scheiß drauf. Wer interessiert sich schon für Zeitungen?«
»Nee, wir möchten, daß du ne Kolumne schreibst. Wir meinen, daß du der beste Schriftsteller in Los Angeles bist.«
Ich nahm meinen Drink in die Hand und holte damit aus. »Das ist eine gottverdammte Beleidigung! Ich bin hier nicht hergekommen, um mich beleidigen zu lassen!«
    »OK, vielleicht bist du der beste Schriftsteller in Kalifornien.«
»Ich sags ja! Du beleidigst mich schon wieder!« »Also jedenfalls, wir wollen von dir ne Kolumne.« »Ich bin Dichter.«
»Was ist denn der Unterschied zwischen Gedichten und Prosa?«
»Ein Gedicht sagt zuviel, in zu kurzer Zeit; Prosa sagt zu wenig und dauert zu lange.« »Wir wollen eine Kolumne für Open PMSSJA « »Gieß mir 'n Drink ein, und wir sind im Geschäft.« Hyans goß ein. Ich war im Geschäft. Ich kippte den Drink und ging rüber zu meinem Hinterhof im Slum und überlegte mir, was für einen Fehler ich machte. Ich war beinahe fünfzig Jahre alt, und hier ließ ich mich nun mit diesen langhaarigen bärtigen Kids ein. Oh Gott, groovy, Daddy, oh groovyl Krieg is Scheiße. Krieg ist die Hölle. Fick lieber, statt zu kämpfen. Das wußte ich alles schon seit fünfzig Jahren. Das war nicht mehr so aufregend für mich. Oh, und nicht zu vergessen: das Pot. Der Stoff im Versteck. Groove baby!
Ich fand eine Flasche in meiner Bude, trank sie aus, vier Dosen Bier hinterher, und schrieb die erste Kolumne. Sie handelte von einer drei Zentner schweren Nutte, die ich mal in Philadelphia gefickt hatte. Es war eine gute Kolumne. Ich korrigierte die Tippfehler, wichste mir einen runter und ging schlafen . . .
Es begann im Erdgeschoß eines zweistöckigen Hauses, das Hyans gemietet hatte. Es gab ein paar halbgare Freiwillige und das Ding war neu und alle außer mir waren freudig erregt. Ich versuchte, die Mädchen zu einer Nummer zu animieren, aber sie sahen alle gleich aus, und sie benahmen sich auch alle gleich - sie waren alle neunzehn, so ein dreckiges Blond, kleiner Arsch, wenig Busen, benommen vor Eifer, und irgendwie von sich eingenommen, ohne recht zu wissen warum. Wenn ich sie mit meinen betrunkenen Pfoten anlangte, wurden sie immer ziemlich kühl. Ziemlich. »Schau her, Opa, das einzige, was wir dich hier schwenken sehen wollen, is ne Fahne von Nordvietnam!« »Ah, deine Muschi is wahrscheinlich eh verstunken!« »Oh, was bist du für ein alter Schmutzfink! Also wirklich ... sowas von ekelhaft!«
Und dann stelzten sie davon und wackelten mit diesen saftigen kleinen Arschbäckchen vor mir herum, aber in der Hand hatten sie nicht meinen prächtigen purpurroten Schwengel, sondern irgendeinen oberschülerhaften Artikel über die Bullen, die am Sunset Strip die Kids filzten und ihnen ihre »Baby Ruth« Schokoladenhäppchen wegnahmen. Da war ich nun, der größte lebende Dichter seit Auden, und konnte nichtmal einen Hund in den Arsch pimpern . . .
Die Zeitung wurde zu groß. Oder Cherry wurde es zuviel, daß ich dauernd betrunken auf der Couch herumlümmelte und ihrer fünfjährigen Tochter lüsternde Blicke zuwarf. Richtig schlimm wurde es, als die Tochter anfing, bei mir auf dem Schoß zu sitzen. Sie rutschte hin und her und sah mich an und sagte: »Ich mag dich, Bukows ki. Erzähl mir was. Komm, ich hol dir noch'n Bier, Bukowski.« »Beeil dich, Sweetie!«
Cherry: »Hör mal, Bukowski, du alter Lustmolch . . .« »Cherry, Kinder mögen mich
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