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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories.
Autoren: Charles Bukowski
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Zug machte, sich seine Bauern, Springer, Bischöfe, Könige und Königin, und seinen Schneid abnehmen ließ. (Und mittlerweile, während ihr das hier lest, bin ich meinen gottverdammten Job auch schon los. Groovy, baby. Also schickt Dollars für Bier und Kränze an den Charles Bukowski RehabilitationsFonds . . .) Mr. Washington stand auf. Mr. Los Angeles stand auf. Mr. Charles Bukowski stand auf.
Mr. Washington sagte: »Ich denke, die Unterhaltung ist beendet.«
Wir schüttelten einander die Hand wie Schlangen, die einen Sonnenstich abgekriegt hatten.
Mr. Washington sagte: »Springen Sie uns inzwischen nicht von irgend einer Brücke runter . . .« (Komisch: daran hatte ich gar nicht gedacht.) ». . . so einen Fall haben wir seit zehn Jahren nicht mehr gehabt.«
(Seit zehn Jahren? Wer war denn der arme Schlucker?) »Und jetzt?« fragte ich.
»Mr. Bukowski«, sagte Mr. Los Angeles, »melden Sie sich wieder an Ihrem Arbeitsplatz.«
Es war wirklich ein beunruhigender Trip, bis ich mich von da unten aus dem Kafka -Labyrinth wieder durchgefunden hatte bis zu dem Stockwerk, wo wir die Post sortierten; und als ich schließlich oben ankam, fingen meine beknackten Kollegen (alles brave Arschlöcher) prompt an, mich zu nerven:
»Hey, Baby, wo bist'n gewesen?« »Was ham sie von dir gewollt, Daddy-o?« »Hast du wieder ne schwarze Ische geschwängert, Big Daddy?«
Ich schwieg sie an. Man lernt schließlich was vom guten alten Uncle Sammy.
Sie nervten mich weiter und flippten rum und steckten sich die Finger in ihre geistigen Ärsche. Sie waren wirklich fickrig. Ich war Old Kool, und wenn man Old Kool kleinge
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    kriegt hatte, dann kriegte man auch jeden von ihnen klein. »Sie wollten mich zum Postmeister machen«, erzählte ich ihnen.
»Und was dann, Daddy-o?«
»Ich hab ihnen gesagt, sie sollen sich 'n Batzen heiße Scheiße in ihre vergrätzte Fotze schieben.« Der Aufpasser kam vorbei, und sofort waren wieder alle an ihren Plätzen und malochten, aber ich, ich Bukowski, steckte mir gemütlich eine Zigarre an, schmiß das Streichholz auf den Boden und starrte zur Decke, als gingen mir große und erhabene Gedanken durch den Kopf. Das war nichts als Mache; mein Hirn war leer; ich wünschte mir lediglich einen halben Liter Grandad und sechs oder sieben große kühle Biere . . .
    Die mistige Zeitung wurde größer, jedenfalls schien es so, und zog in die Melrose Avenue um. Aber ich haßte es immer, dort mit meinen Manuskripten reinzugehen, weil alle so beschissen, so echt beschissen und versnobt und irgendwie verkehrt waren, versteht ihr. Es änderte sich eben nichts. Der Mensch, das Raubtier, entwickelte sich ausgesprochen langsam. Sie waren genauso mickrig wie die Typen, mit denen ichs zu tun hatte, als ich zum ersten Mal in die Redaktion der Zeitung vom Los Angeles City College reinging, 1939 oder 1940 - all diese kleinen verschwiemelten Fatzkes, die ödes dämliches Zeug schrieben, mit kleinen Hüten aus Zeitungspapier auf den Köpfen. So entsetzlich wichtigtuerisch - nichtmal menschlich genug, um deine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. Zeitungsfritzen waren schon immer der Abschaum der Menschheit; der armseligste Wicht von der Putzkolonne, der in den Weiberklos die Damenbinden rauspult, hat mehr Seele als die. Klarer Fall.
Ich sah mir damals diese College-Freaks an, machte auf dem Absatz kehrt und ging nie wieder zurück. Und jetzt Open Pussy. Achtundzwanzig Jahre später. Meinen Artikel in der Hand. Da saß Cherry an einem Schreibtisch. Cherry war am Telefonieren. Sehr wichtig. Konnte nicht mit mir reden. Oder Cherry war nicht am Telefonieren, sondern schrieb irgendetwas auf ein Stück
Papier. Konnte nicht mit mir reden. Immer die gleiche alte Tour. Dreißig Jahre hatten nichts geändert. Und Joe Hyans rannte rum, machte große Sachen, rannte die Treppen rauf und runter. Oben hatte er ein kleines Office. Sehr exclusiv, versteht sich. Und irgendein armer Scheißer hockte im Nebenzimmer, wo Joe ihm zusehen konnte, wie er auf der IBM die Vorlagen für den Drucker tippte. Der arme Scheißer kriegte 35 die Woche, für eine 6o -Stunden-Woche, und der arme Scheißer freute sich, ließ sich einen Bart wachsen und bekam einen überaus seelenvollen Blick in die Augen, während er dieses drittklassige jämmerliche Zeug runtertippte. Die Beatles dröhnten aus den Lautsprechern, ständig klingelte das Telefon, und der Herausgeber Joe Hyans war permanent am RENNEN, IRGENDWOHIN, IRGENDETWAS WICHTIGES. Aber wenn man in der Woche darauf
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