Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories.
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
einfach. Ich kann nichts dafür.«
Das kleine Mädchen, Zaza, kam mit dem Bier angerannt und kletterte mir wieder auf den Schoß. Ich machte die Dose auf.
»Ich mag dich Bukowski, erzähl mir ne Geschichte.« »OK, honey. Also, es war einmal ein alter Mann und ein allerliebstes kleines Mädchen, die hatten sich beide im Wald verirrt. . .«
Cherry: »Na hör mal, du alter Lustmolch . . .« »Na, na, Cherry. Ich glaub fast, du hast ne schmutzige Fantasie!« Cherry rannte die Treppe rauf, auf der Suche nach Joe, der sich zu einem Schiß zurückgezogen hatte. »Joe, Joe, wir müssen mit dieser Zeitung einfach hier raus! Das ist mein Ernst!«
Sie fanden ein leerstehendes Gebäude vorne an der Straße, zwei Stockwerke, und eines Nachts hatte ich in der einen Hand eine Flasche Portwein und mit der anderen hielt ich die Taschenlampe für Joe, der den Verteilerkasten an der Seite des Hauses aufbrach und die Drähte umklemmte, damit er sich gebührenfreie Nebenanschlüsse legen konnte. Etwa um diese Zeit wurde Joe von der einzigen anderen Untergrundzeitung in Los Angeles beschuldigt, eine Kopie ihrer Adressenliste gestohlen zu haben. Aber ich wußte natürlich, daß Joe ein Mensch mit Moral und Skrupeln und Idealen war - deshalb hatte er auch aufgehört, für diese Untergrundzeitung zu arbeiten. Joe war so ne Art Jesus. Klar.
»Halt die Lampe ruhig«, sagte er ...
Am Morgen klingelte bei mir zuhause das Telefon. Es war mein Freund Mongo, der Gigant des Ewigen High. »Hank?«
»Yeh?«
»Cherry war letzte Nacht hier.«
»Yeh?«
»Sie hatte so ne Adressenliste bei sich. War sehr nervös. Wollte, daß ich das Ding verstecke. Sagte, Jensen sei hinter ihr her. Ich habs im Keller versteckt, unter nem Stapel Tuschezeichnungen, die Jimmy the Dwarf kurz vor seinem Tod gemalt hat.«
»Hast du sie gepimpert?«
»Wozu? Ist doch nur Haut und Knochen. An diesen Rippen würd' ich mich beim Picken blutig stoßen.«
»Du hast Jimmy the Dwarf gepimpert, und der hat nur 83 Pfund gewogen . . .«
»Der hatte aber soul.«
»Yeh?«
»Yeh.«
Ich legte auf.
    Die nächsten vier oder fünf Ausgaben von Open Pussy hatten Schlagzeilen wie: »WIR LIEBEN DIE L.A. FREE PRESS«, »OH, WIR LIEBEN DIE LA. FREE PRESS«, »LIE BE, LIEBE, ALLES LIEBE DER L.A. FREE PRESS.« Dazu hatten sie allen Grund. Sie hatten denen ihre Adressenliste. Eines Abends gingen Jensen und Joe zusammen essen. Joe sagte mir hinterher, es sei jetzt alles »in Ordnung«. Ich weiß nicht, wer wen aufs Kreuz gelegt hat, oder was sich unterm Tisch abgespielt hat. War mir auch egal. Und bald stellte sich heraus, daß ich außer den Langhaarigen und den Bärtigen noch andere Leser hatte...
Das neue Federal Building in Los Angeles ragt gläsern und wahnwitzig modern in den Himmel mit seinen endlosen Reihen von Kafkazimmern, jedes mit seiner eigenen persönlichen Form von Schleimscheißerei; eins saugt sich ans andere, und alles aalt sich in Wärme und tapsigem Tran wie der Wurm im Apfel. Ich berappte meine 45 Cents Parkgebühr für ne halbe Stunde, bzw. man verabreichte mir ein Ticket für diesen Betrag, und ich ging rein ins Federal Building. Unten drin hatte es Wandgemälde, wie sie Diego Rivera gemacht hätte, wenn man ihm neun Zehntel seiner Sensibilität herausoperiert hätte - amerikanische Matrosen und Indianer lächelten um die Wette und versuchten nobel dreinzuschauen in billigem Gelb und fauliger grüner Kotze und verpißtem Blau. Ich hatte von der Personalabteilung eine Vorladung bekommen. Ich wußte, daß es nicht um eine Beförderung ging. Man nahm den Schrieb entgegen und ließ mich eine dreiviertel Stunde lang auf der harten Bank sitzen, damit ich die richtige Einstellung finde. Das gehörte zur altbewährten Du -hastScheiße-in-den-Eingeweiden-und-wir-nicht Routine. Glücklicherweise hatte ich damit schon meine Erfahrungen gemacht, ich erkannte die warzigen Zeichen der Zeit und fand die richtige Einstellung von selber: ich malte mir aus, wie jedes Girl, das vorbeiging, wohl im Bett sein würde, die Beine in der Luft, oder wenn sie's mit dem Mund machte. Bald hatte ich etwas Riesiges zwischen meinen Beinen - naja, riesig für meine Verhältnisse - und war gezwungen, auf den Fußboden zu starren.
Schließlich wurde ich reingerufen von einer sehr schwarzen und wohltuend geschmeidigen und gut angezogenen Negerin, die ziemliche Klasse hatte und sogar einen Hauch von Soul, und ihr Lächeln verriet, daß sie wußte, man würde mir einen reinwürgen, es lag aber auch so ne Andeutung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher