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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories.
Autoren: Charles Bukowski
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darin, daß sie nicht abgeneigt wäre, mich mal ein bißchen an ihr Loch ranzulassen. Das änderte zwar nichts an der Situation, aber es half. Und ich ging rein. »Nehmen Sie Platz.«
Mann hinterm Schreibtisch. Die alte Scheißtour. Ich setzte mich.
»Mr. Bukowski?«
»Yeh.«
Er nannte mir seinen Namen. Interessierte mich nicht. Er lehnte sich zurück in seinem Drehstuhl und starrte mich an. Ich war sicher, er hatte einen erwartet, der jünger und besser aussah als ich, eher flamboyant, intelligenter oder hinterhältiger dreinschauend . . . ich aber war bloß alt, müde, uninteressiert, v erkatert. Er war ein bißchen grau und vornehm, wenn ihr die Art von vornehm kennt, die ich meine. Hat niemals Rüben aus der Erde gerupft zusammen mit einer Horde Mexikaner, hat keine fünfzehn oder zwan zig Mal in der Ausnüchterungszelle gesteckt; oder Zitr onen gepflückt um 6 Uhr früh, ohne ein Hemd an, weil man wußte, daß die Temperatur um die Mittagszeit 35 Grad erreichte. Nur die Armen kannten den Sinn des Lebens, die Reichen und Abgesicherten mußten raten. Merkwürdig: da mußte ich an die Chinesen denken . Ruß land war schlapp geworden; es konnte sein, daß nur die Chinesen wußten, wo es lang ging; sie wühlten sich von unten hoch, hatten die weiche Scheiße satt. Aber naja, ich hatte mit Politik nichts im Sinn, das war auch nur so ein Schwindel: am Ende würgte die Geschichte uns allen einen rein. Ich war schon vor der Zeit erledigt - gebraten, gefickt und eingemacht, nichts mehr übrig. »Mr. Bukowski.« »Yeh?«
»Nun, äh . . . wir haben da einen Informanten . . .«
»Yeh. Nur zu.«
«... der uns mitteilt, daß Sie mit der Mutter Ihres Kindes nicht verheiratet sind.«
Ich malte mir aus, wie er einen Weihnachtsbaum schmück te, mit einem Drink in der Hand.
»Das stimmt. Ich bin nicht verheiratet mit der Mutter
meines Kindes, Alter 4 Jahre.« »Zahlen Sie Alimente?« »Ja.«
»Wieviel?«
»Das werd ich Ihnen nicht sagen.«
Er lehnte sich wieder zurück. »Sie müssen verstehen, daß wir, die wir im Dienste der Regierung stehen, einen gewis sen Standard aufrechterhalten müssen.«
Da ich mir keinerlei Schuld bewußt war, gab ich darauf keine Antwort. Ich wartete.
Oh, wo seid ihr nur, Jungs? Kafka, wo bist du? Lorca, abgeknallt auf dem dreckigen Feldweg, wo bist du? Hemingway, als du behauptet hast, die CIA sei hinter dir her, hat dirs keiner geglaubt außer mir . . . Dann drehte er sich zur Seite, der alte vornehme gut ausgeruhte nichtrübenrupfende Graue, griff in einen kleinen gutpolierten Aktenschrank und zog sechs oder sieben Exemplare von Open Pussy heraus.
Er warf sie auf seinen Schreibtisch wie stinkende vergrätzte und geschändete Scheißhaufen. Er tippte sie an mit seinen Fingern, die nie Zitronen gepflückt hatten. »Wir sehen uns veranlaßt, davon auszugehen, daß Sie der Autor dieser Kolumnen sind Notes of a Dirty Old Man.« »Yeh.« »Was haben Sie zu diesen Kolumnen zu sagen?« »Nichts.«
»Nennen Sie das etwa Literatur!«
»Man tut was man kann.«
»Well, ich habe für zwei Söhne aufzukommen, die gegenwärtig an den besten Colleges Zeitungswissenschaft studieren, und ich HOFFE . . .«
Er patschte auf die Blätter, die stinkenden Scheißblätter, mit seiner beringten Hand, die noch nie eine Fabrik oder ein Zuchthaus von innen gesehen hatte, und sagte: »Ich hoffe, daß meine Söhne später einmal nicht solches Zeug schreiben wie SIE« »Das werden sie nicht«, versprach ich ihm. »Mr. Bukowski, ich glaube, das Gespräch ist beendet.« »Yeh«, sagte ich. Ich steckte mir eine Zigarre an, stand auf, kratzte meinen Bierbauch und ging raus.
    Die zweite Vorladung kam früher als ich erwartet hatte. Ich war voll beschäftigt - natürlich - mit einer meiner wichtigen niederen Tätigkeiten, als plötzlich der Deckenlautsprecher losdröhnte: »Henry Charles Bukowski zum Leiter der Abteilung Postzustellung!« Ich ließ meine wichtige Arbeit fallen, holte mir beim zu
ständigen Wachhund einen Laufzettel und ging rüber ins Büro. Der Sekretär des Oberpostlers, ein alter grauer Krie cher, musterte mich von oben bis unten. »Sie sind Charles Bukowski?«, fragte er mich, ziemlich enttäuscht. »Yeh, man.« »Bitte folgen Sie mir.«
Ich folgte ihm. Es war ein großes Gebäude. Wir gingen mehrere Treppen runter, und unten durch eine lange Halle, und dann in einen großen dunklen Raum, aus dem es wieder in einen großen dunklen Raum ging. Dort saßen zwei Männer am einen Ende eines Tisches, der mehr als zwanzig
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