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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels
Autoren: Thomas Thiemeyer
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den Prinzen verliebt habe. Sein starker Auftritt hat ihr wohl imponiert. Auf jeden Fall meinte sie, es wäre eine Dummheit gewesen, ihr Herz an dich zu verschleudern, und hat sich stattdessen zum Ziel gesetzt, Dimal zu erobern. Der Prinz schien übrigens sehr beeindruckt und hat sie eingeladen, den heutigen Morgen mit ihm zu verbringen.«
    »Mein Gott, der Arme.« Oskar grinste. »Ob er sich im Klaren ist, was er sich damit einbrockt? Wenn Lena ein Ziel hat, dann bringt sie so schnell nichts davon ab.«
    »Klingt, als wüsstest du, wovon du sprichst.« Über Charlottes Wangen huschte ein roter Schimmer. »Aber vielleicht gefällt ihm das ja. Ich habe mir sagen lassen, dass die Frauen in diesem Land recht zurückhaltend sind. Könnte doch sein, dass ihm ein Mädchen imponiert, das weiß, was es will.«
    »Entweder das, oder er ist total verschreckt. Einerlei, es wird auf jeden Fall interessant.«
    »Ich glaube, du brauchst nicht lange zu warten. Die beiden kommen gerade den Hügel hoch. Und wie es aussieht, sind sie nicht allein.«
    Oskar kniff die Augen zusammen. Die beiden hatten jemanden in ihrer Mitte. Der Größe nach zu urteilen, ein Kind.
    Es schien recht schwach zu sein. Lena hatte es an der Hand gefasst und führte es langsam den Hügel hoch.
    »Weißt du, wer das ist?«
    Oskar war sich nicht sicher. Irgendwie kam ihm das Kind bekannt vor.
    »Warte mal …«, sagte er.
    »Ich glaube, es ist ein Mädchen.«
    »Mich trifft der Schlag«, sagte Oskar. »Das ist Nijang.«
    »Wer?«
    »Nijang. Das Mädchen vom Steinbruch.«
    Charlotte blickte ihn immer noch verständnislos an.
    »Die kleine Sklavin. Die, mit der ich gesprochen habe und die uns von der Festung erzählt hat.«
    »Wie soll die denn so schnell an die Oberfläche gekommen sein?«
    »Keine Ahnung. Fragen wir sie doch einfach.«
     

     
    Nijang wirkte aus der Nähe betrachtet noch magerer und schwächlicher. Sie machte nur kleine Schritte und ihre Bewegungen hatten etwas Sparsames, Kräfteschonendes. Andererseits lag in ihrem Gesicht ein Strahlen, das Oskar zuvor nicht aufgefallen war. Es wurde noch breiter, als er bei ihr eintraf. Nijang ergriff seine Hand und fiel vor ihm auf die Knie. »Danke«, sagte sie. »Danke, dass du uns befreit hast. Wir werden ewig in deiner Schuld stehen.«
    »Bitte … nein.« Oskar zog sie wieder auf die Füße. Es war ihm peinlich, dass jemand vor ihm kniete. »Du musst mir nicht danken. Ich freue mich, dich zu sehen. Geht es dir gut?«
    »Oh ja«, sagte Nijang. »Meine Mama hat gesagt, wenn ich gut esse, bin ich bald wieder genauso kräftig wie vor meiner Entführung.«
    »Wie seid ihr so schnell wieder an die Oberfläche gelangt?«
    »Das weiß ich nicht. Es war wie bei unserer Entführung. Sie haben uns gepackt und einfach nach oben gezogen.«
    »Wie lange warst du bei ihnen?«, fragte Charlotte.
    Nijang zuckte mit den Schultern. »Ein Jahr oder zwei. Ich weiß es nicht genau. Die Zeit hatte in den Höhlen keine Bedeutung.« Dann sah sie Charlotte aufmerksam an. »Du hast wundervolle Haare. Bist du Oskars Freundin?«
    Charlotte spürte, wie sie rot wurde. »Ich glaube schon, ja.«
    »Dann halte ihn gut fest. Ich danke auch dir, dass du uns befreit hast. Und alle, die wir im Palast und in den Steinbrüchen arbeiten mussten. Die meisten sind gleich in ihre Dörfer zurückgekehrt, aber einige von uns warten unten am Hauptportal.«
    »Dann sollten wir sie nicht länger dort stehen lassen«, sagte Oskar.
    Gemeinsam gingen sie den Hügel hinunter. Eliza und Wilma und auch Lena und Dimal schlossen sich ihnen an, sodass sie eine ganz ansehnliche Gruppe waren, als sie unten eintrafen.
    Womit sie nicht rechneten, war, dass sie auf so viele Menschen treffen würden. An die hundert Bauern hatten sich versammelt, um ihren Rettern zu danken. Alte, junge, Männer und Frauen. Viele trugen Geschenke bei sich, die sie den Abenteurern zu Füßen legten. Etliche von ihnen waren seit Jahren die Gefangenen der Steinernen gewesen und hatten schon gar nicht mehr daran geglaubt, jemals wieder das Tageslicht zu erblicken. Ihre Haut war eigenartig hell und sie mussten sich durch weite Gewänder vor der Sonnenstrahlung schützen. Trotzdem freuten sie sich, ihre Helden zu sehen. Sie klatschten und lachten und sangen Lieder. Es war eine rührende Szene und Oskar stand da mit roten Ohren und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.
    Auf einmal ertönten aufgeregte Rufe. Einige der Versammelten hatten etwas entdeckt, was sie zu erschrecken
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