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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels
Autoren: Thomas Thiemeyer
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verdanken, Herr Donhauser. Ich möchte meine Dankbarkeit und Bewunderung dadurch zum Ausdruck bringen, dass ich Sie ab heute mit dem von Ihnen gewählten Namen ansprechen werde. Mag sein, dass sich Ihr Namensanspruch nie legitimieren lässt, doch für mich sind Sie ein würdiger Nachfolger des großen Naturforschers Alexander von Humboldt.« Er stand auf und reichte Humboldt die Hand. »Chapeau, Carl Friedrich.« Er verbeugte sich.
    Es war ein rührender Moment. Oskar konnte ein kleines Glitzern in den Augen seines Vaters erkennen. Dass ihm ein hartnäckiger Konkurrent und Widersacher so uneingeschränkten Respekt zollte, das geschah auch nicht jeden Tag.
    Sprengler erhob sich und kam zu den beiden Männern herüber.
    »Ich möchte mich dem Vorbild Professor Lilienkrons anschließen und Ihnen meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken, Herr von Humboldt. Es wird Sie vielleicht freuen zu hören, dass es mir gelungen ist, Ihre Forderungen an oberster Stelle vorzutragen.«
    Humboldt richtete seine Augen auf den Direktor. »Und mit welchem Ergebnis?«
    Sprengler kehrte an seinen Platz zurück. Er öffnete eine Schublade und zog ein sehr amtlich aussehendes Dokument hervor. Oskar reckte den Hals. Es trug das Wappen Kaiser Wilhelms des Zweiten, des Königs von Preußen. Darunter war die markante Unterschrift des Monarchen zu sehen.
    »Mein Gott«, murmelte er. »Das ist ja vom Kaiser persönlich unterzeichnet.«
    Sprengler lächelte. »Ganz recht, mein junger Freund. Als ich sagte an oberster Stelle, habe ich nicht übertrieben.« Er schob das Papier herüber, sodass alle es sehen konnten.
    »Dies ist eine offizielle Aufhebung des Immatrikulationsverbotes für Frauen. Das bedeutet, Ihre Nichte Charlotte wird die erste Frau sein, die sich in Deutschland offiziell im Wintersemester einschreiben darf. Auch Ihr Sohn, darf – obwohl er kein Examen abiturium vorzuweisen hat – an der kaiserlichen Universität studieren. Er muss natürlich vorher die notwendigen Aufbaukurse absolvieren.«
    Humboldt hob die Brauen. »Wie ist Ihnen das gelungen?«
    Sprengler lächelte. »Das war ein hartes Stück Arbeit, das dürfen Sie mir glauben. Ohne die Mithilfe von Kaiserin Auguste Viktoria hätte ich es nicht geschafft. Doch ich habe einen guten Draht zur Monarchin und wusste, wo ich die Hebel ansetzen musste. Der Kaiser und die Kaiserin eröffnen übrigens gerade in diesen Minuten drüben auf der Museumsinsel eine große Ausstellung mit vielen spektakulären Funden aus der antiken Stadt Pergamon. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen.«
    Er wartete, bis alle das Dokument studiert hatten, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Das Angebot, dass ich Ihnen gerne einen eigenen Lehrstuhl einrichten würde, bleibt bestehen, Herr von Humboldt. Vielleicht überlegen Sie es sich ja noch einmal. Männer von Ihrem Format können wir brauchen.«
    Der Forscher lächelte. »Ich verspreche Ihnen, dass ich es mir durch den Kopf gehen lasse. Doch viel wichtiger ist, dass meine Nichte und mein Sohn endlich studieren dürfen. Dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken.«
    »Ein Geschäft ist ein Geschäft«, sagte Sprengler. »Und wer weiß: Vielleicht werde ich Ihre Dienste irgendwann wieder einmal benötigen. Wie ich hörte, arbeiten Sie ja gerade an einem ganz besonderen Projekt.« Er zwinkerte Humboldt zu.
    Der Forscher runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie davon?«
    Sprengler zuckte mit den Schultern. »Es ist nicht so, dass es die Spatzen von den Dächern pfeifen, aber ich habe meine Quellen.«
    »Es ist zum Verrücktwerden, in dieser Stadt«, polterte Humboldt. »Hier kann man einfach nichts geheim halten. Ich frage mich, wie andere Wissenschaftler das machen.«
    »Grämen Sie sich nicht, lieber Kollege, anderen Kollegen gelingt es auch nicht, irgendetwas vor mir geheim zu halten. Und ich verspreche Ihnen, dass ich strengstes Stillschweigen darüber bewahren werde. Das ist doch Ehrensache. Aber ich würde mich freuen, wenn Sie mir bei Gelegenheit etwas über die Ergebnisse mitteilen könnten.«
    Humboldt hob eine Augenbraue. »Vorausgesetzt, Sie wissen es nicht schon wieder vorher.«
    Sprengler lachte und stand auf. »Dann freue ich mich, wenn wir in Kontakt bleiben, und möchte Ihnen noch einen schönen Tag wünschen. Ihr Honorar wird in den nächsten Tagen auf Ihrem Konto eingehen. Sollten noch irgendwelche Beträge fehlen, wenden Sie sich bitte direkt an mich.« Er wandte sich Charlotte und Oskar zu. »Und Ihnen beiden wünsche ich eine
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