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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Menschen, doch jetzt ist mir klar geworden, dass es nur deinem eigenen Wohl diente. Aber ich werde dafür sorgen, dass Gerechtigkeit herrscht und wieder Friede einkehrt auf unserer Insel.«
    »Wie kannst du es wagen.« Bhambans Stimme zitterte. »Du fällst mir in den Rücken? Du, mein eigener Sohn?«
    »So wie du deinem eigenen Volk in den Rücken gefallen bist. Du bist eine Schande für Java. Ich schäme mich, für dich. Und jetzt bringt ihn weg.«
    Bhamban stieß einen furchtbaren Schrei aus, doch die Palastwache war schon bei ihm und packte ihn. Mit vereinten Kräften gelang es den Soldaten, den tobenden und randalierenden Monarchen fortzuschaffen.
    Dann kehrte Ruhe ein.
    Dimal atmete schwer. »Bitte verzeiht diesen unwürdigen Auftritt«, sagte er. »Es tut mir leid, dass Sie das mitansehen mussten, König Lamarok. Ich versichere, dass ich zu meinem Wort stehe. Wir werden euch jetzt verlassen. Verfahrt, wie ihr es für richtig haltet. Nehmt euer Gold und dann betrachtet unseren Vertrag als erfüllt.«
    Lamarok deutete eine Verbeugung an, dann gab er seinen Kriegern das Signal, nach außen zu gehen und den Tempel Barren für Barren abzutragen. Humboldt, Charlotte und der Rest der Abenteurer begleiteten den Prinzen vor die Tür. Draußen fiel der Regen in Strömen. Blitze zuckten und Donner grollte. Sie gingen ein Stück den Hügel hinab und drehten sich dann noch einmal um. Es war ein merkwürdiger Anblick, wie die Anak den Tempel von der Spitze her abtrugen. Wie Ameisen, die sich über einen Schokoladenkuchen hermachten, fuhr es Charlotte durch den Kopf. Das Seltsamste aber war, wie sie verschwanden: einfach in der Erde.
    Sie berühre Oskars Hand. »Siehst du das?«
    »Ich sehe es. Unheimlich, nicht wahr?«
    »Wie Zauberei. Komm, lass uns zurückgehen.«
    Mit einem Frösteln drehten sie sich um und folgten Dimal in Richtung Palast.

 
51
     
     
    Am nächsten Tag kehrten sie noch einmal zurück.
    Von der ehemaligen Schatzkammer war nichts mehr zu sehen. Die Stelle, an der das Gebäude gestanden hatte, war nur noch ein heller Fleck auf dem von Moosen und Gräsern überwucherten Untergrund. Nicht ein Krümel des Goldes war übrig geblieben. Es gab keinerlei Fußabdrücke oder Hinweise, wohin die Anak mit ihrem Besitz verschwunden waren.
    Oskar umrundete das Quadrat, ohne einen Fuß darauf zu setzen. Der Gedanke an die Teufelskreaturen trieb ihm einen Schauer über den Rücken.
    »Was denkst du?« Charlotte sah ihn von der Seite her an.
    »Ich hoffe, dass sie mit ihrem Gold glücklich werden«, sagte Oskar. »Wenn das alles war, wonach sie sich je gesehnt haben, dann tun sie mir leid.«
    »Mir auch«, sagte Charlotte. »Ihr Hass und ihr Zorn haben sie so lange am Leben gehalten, dass sie schon ganz vergessen haben, wie es ist, ohne ihn zu existieren. Ich bin überzeugt, dass Dimal recht hat. Gold bringt die schlechten Seiten in uns zum Vorschein. Ich kann nur hoffen, dass die Anak ihr Versprechen wirklich einlösen und die Gefangenen freilassen.«
    »Ich auch«, sagte Oskar lachend. »Andernfalls würde ich Vater glatt zutrauen, dass er noch einmal hinabsteigt und König Lamarok persönlich an sein Versprechen erinnert.«
    Charlotte lachte und Oskar stimmte mit ein. Er fühlte sich so befreit wie schon lange nicht mehr. Nicht nur, weil das Abenteuer ein so glückliches Ende genommen hatte, auch, weil er für sich selbst endlich zu einem Entschluss gekommen war. Sosehr er Lenas Annäherungsversuche auch genossen hatte, sosehr er auch während der Entführung um sie gebangt hatte, sein Herz schlug einzig und allein für Charlotte. Und das würde immer so bleiben. Er ergriff ihre Hand und führte sie zu den Wohnhäusern.
    Schon von Ferne sahen sie Eliza, die mit Wilma Stöckchen fangen spielte. Das passte zwar eher zu einem Hund, aber Wilma war ja auch kein gewöhnlicher Vogel. Ihre Freudenquietscher schallten schon von weit her zu ihnen herüber.
    Humboldt und Lilienkron waren nach Surabaya zurückgekehrt, um die Pachacútec zu holen und Wasser und Proviant aufzufüllen. Sie rechneten nicht vor den Mittagsstunden mit ihrer Ankunft, also blieb Zeit genug für ein wenig Zweisamkeit.
    »Wo ist eigentlich Lena?«, fragte Oskar, als er Hand in Hand mit Charlotte durch den königlichen Magnolienhain schlenderte. »Ich habe sie seit dem Frühstück nicht mehr gesehen.«
    »Ich glaube, sie stellt gerade Dimal nach«, sagte Charlotte mit einem Schmunzeln. »Gestern Abend hat sie mir anvertraut, dass sie sich unsterblich in
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