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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Autoren: Jeanne C. Stein
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Kapitel 1
    E s ist später Oktober in San Francisco, und wenn ich noch ein Mensch wäre, würde ich mir den Arsch abfrieren. Ein eisiger Wind pfeift aus der Bucht herauf, so dass sich die zehn Grad eher anfühlen wie minus eins. Sogar mein Partner, der Ex-Football-Spieler David Ryan, fühlt sich sichtlich unwohl.
    Aber es ist nicht die Kälte, die ihn die Stirn runzeln lässt, sondern die Erkenntnis, dass unser toller Plan für diese spezielle Festnahme in Rauch aufgegangen ist. Und vor allem, warum .
    Wir stehen auf halber Höhe eines Häuserblocks an der Hollister Avenue und beobachten den Eingang einer Bar an der Ecke ein paar Türen weiter. Für einen Mittwoch ist sie proppenvoll. Gut, aber auch schlecht für das, was wir vorhaben. Gut, weil eine Menschenmenge Deckung bietet. Schlecht, weil immer die Gefahr besteht, dass irgendein unbeteiligter, aber übereifriger Zuschauer die Sache falsch versteht und sich einmischen will. Das ist uns schon mal passiert. Aber da wir wissen, dass unser Flüchtiger, Tony Tuturo, da drin ist – wir sind ihm bis hierher gefolgt –, ist das ein Risiko, das wir eingehen müssen.
    Ach, habe ich schon erwähnt, dass wir einen Plan hatten?
    Ich trage einen kurzen schwarzen Rock, ein knappes Seidentop mit Nackenträger, eine Lederjacke und echte Fick-mich-Pumps. Die Idee war, dass ich reingehe, ihn mit meinen weiblichen Reizen umgarne und ihm ein Angebot mache, das er nicht wird ablehnen können, weil er sein Glück gar nicht fassen kann. Sobald wir draußen wären, würden David und ich ihn in ein Auto verfrachten. In weniger als einer Stunde wären wir am Flughafen und mit unserem Kautionsflüchtigen auf dem Heimweg nach San Diego. Hätte funktionieren müssen. Hätte ein Spaziergang werden sollen.
    David sieht mich an. »Das ist eine Schwulenbar. Wusstest du, dass Tuturo schwul ist?«
    Jetzt weiß ich es. Ein Lachen platzt aus mir heraus, ehe ich es unterdrücken kann. »Wäre ich wohl so angezogen, wenn ich das geahnt hätte?«
    Er runzelt die Stirn. »Was machen wir denn jetzt?«
    Nicht zu fassen, dass er überhaupt fragen muss. »Was glaubst du denn? Du gehst rein, und ich warte hier. Herrgott, der wirft einen Blick auf dich, und …«
    »Okay«, sagt er gedehnt. Er beobachtet die Tür und den beständigen Strom gutgekleideter Männer zwischen zwanzig und vierzig, die den Laden betreten. Melancholischer Soft Jazz treibt jedes Mal zu uns heraus, wenn die Tür aufgeht. David fährt sich mit der Hand durch das dichte, kurzgeschorene Haar. »Ich glaube, dafür bin ich nicht passend angezogen.«
    Er trägt Jeans, ein schwarzes T-Shirt und einen langen, schwarzen Ledermantel. Vielleicht ein wenig underdressed, verglichen mit den schicken Anzügen, die wir in die Bar gehen sehen. Aber David hat als Tight End für die Broncos gespielt, als die noch Super-Bowl-Champions waren, und er ist jetzt ebenso fit und durchtrainiert wie damals. Seine muskulösen hundertzwanzig Kilo sind wohlproportioniert über einen Meter fünfundneunzig verteilt. Er sieht so gut aus, dass er modeln könnte – hohe Wangenknochen, feingebräunte Haut, üppige Lippen.
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Glaub mir, niemand wird darauf achten, wie du angezogen bist.«
    Er blickt auf mich herab, immer noch stirnrunzelnd. »Also gut.« Er reicht mir die Autoschlüssel. »Bis gleich dann.«
    David geht hinein, und ich bleibe auf dem Bürgersteig zurück und darf Däumchen drehen. Ich gehe ein paar Schritte weiter und bleibe neben unserem Mietwagen stehen. Mir ist es viel lieber, selbst den Köder zu spielen. Nichtstun geht mir auf die Nerven. Es erinnert mich nur daran, wie sehr sich mein Leben seit einer Nacht wie dieser hier im vergangenen Sommer verändert hat. Nur dass der Flüchtige damals nicht das war, was wir erwartet hatten. Und als er mich angriff, vermischte sich unser Blut, und ich wurde zum Vampir.
    Ich lehne mich mit dem Hintern an die Tür und presse mir die Fingerspitzen auf die Augen.
    Ein Vampir.
    Ich habe mich damit abgefunden. Zum Großteil. Ich akzeptiere, dass ich menschliches Blut trinken muss, um mich zu ernähren, und dass die Unsterblichkeit meine Zukunft ist. Aber alles habe ich nicht akzeptiert. Das Kräfteverhältnis zwischen der übernatürlichen und der menschlichen Seite meiner Persönlichkeit verschiebt sich. Mit jedem Tag spüre ich es mehr. Das Tier in mir wird stärker und immer schwerer zu beherrschen. Ich habe einen Mentor, der mir hilft, und eine Art Selbsthilfegruppe, wenn man so
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