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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nie zuvor gespürt hatten. Nicht sonderlich stark, aber von einer Macht, wie sie nur in den Tiefen eines Vulkans entstehen konnte.
    Humboldt blickte auf die Uhr. Mit einem zufriedenen Nicken sagte er: »Genau Mitternacht. Pünktlich auf die Sekunde.«
    Im Umfeld ihres Sichtkreises, gerade weit genug entfernt, um von den Fackeln nicht beleuchtet zu werden, wuchsen dunkle Figuren aus dem Boden. Sie waren groß, bucklig und erschreckend breitschultrig. Auf ihrer Stirn erkannte Oskar lange gewundene Hörner.

 
50
     
     
    Charlottes Herz schlug bis zum Hals.
    Sie waren gekommen. Die Anak waren gekommen. Ihre dunklen Körper schluckten das Licht der Fackeln.
    König Bhamban stieß einen Schrei aus und ließ sich zu Boden fallen. Unter seinen Wächtern entstand Unruhe.
    Charlotte versuchte, ruhig zu bleiben. Bis zu diesem Augenblick hatte sie nicht geglaubt, dass diese Wesen wirklich hier erscheinen würden. Die Zuversicht Humboldts hatte ihre Skepsis nicht bezwingen können, doch nun musste sie einsehen, dass sie sich geirrt hatte. Mit Entsetzen sah sie die hoch aufragenden Gestalten und die langen Hörner.
    »Treten Sie näher, König Lamarok«, sagte Humboldt mit erhobener Stimme. »Kommen Sie und begrüßen Sie König Bhamban.«
    Bewegung entstand in den Reihen der Steinernen, als sie ihren Monarchen vortreten ließen. Der oberste der Steinernen schlurfte ins Licht der Fackeln, wobei er aufpasste, den Menschen nicht zu nahe zu kommen. Die alte Abneigung der Anak gegen die Tunggal war immer noch zu spüren. König Lamarok sah genauso aus, wie Charlotte ihn in Erinnerung hatte. Alt, weise und zornig. Es war erstaunlich zu sehen, wie viel mehr Würde und Erhabenheit er ausstrahlte als der sich am Boden windende Bhamban. Humboldt beugte sich vor, packte den winselnden Monarchen und zog ihn auf die Füße. Keiner der Wachen hielt ihn davon ab.
    »Kommen Sie schon, Mann. Stehen Sie auf und erweisen Sie Ihrem Gegenüber Respekt. So viel Anstand muss sein.«
    Bhamban stand da wie ein Häufchen Elend. Er wagte nicht, den Steinernen anzuschauen, stattdessen schluchzte und flennte er wie ein verängstigtes Kind. Es war Dimal, der die Situation rettete. Mit erhobenem Kopf trat er vor und streckte Lamarok die Hand hin. »Mein Name ist Dimal. Im Namen meines Vaters heiße ich Euch im Palast von Tengah willkommen.«
    Die Augen des Steinernen flammten auf. »Ich bin gekommen, um zurückzufordern, was einst gestohlen wurde. Ich bin gekommen, um unser Gold zu holen.«
    Humboldt übersetzte dem Sohn des Königs, was Lamarok gesagt hatte.
    »Gold?« Dimal blickte verwirrt. »Wir haben kein Gold.«
    Lamaroks Augen verengten sich. »Dann bist du entweder verschlagener, als du aussiehst, oder dein Vater hat auch dich belogen.«
    Der Prinz sah seinen Vater an. »Stimmt das? Gibt es hier tatsächlich einen Goldschatz?«
    Bhamban war nicht ansprechbar. Das Gesicht hinter den Händen verborgen, stieß er merkwürdige Schluchz- und Quieklaute aus.
    Dimal wandte sich wieder dem Steinernen zu. »Es tut mir leid, aber ich weiß nichts von einem solchen Schatz. Vielleicht kann unser gemeinsamer Freund Humboldt uns weiterhelfen.«
    Alle Augen richteten sich auf den Forscher.
    Humboldt räusperte sich. »Vielleicht. Doch bevor ich mein Wissen teile, sollten wir noch einmal die geschichtlichen Abläufe betrachten. Es geht um die uralte Schuld zwischen Tunggal und Anak. Um an ihr Land zu kommen, betrogen die Tunggal die Anak. Sie schlugen ihnen ein Geschäft vor: Gold gegen Land. Die Anak unter Führung ihres Königs waren naiv genug, auf dieses Geschäft einzugehen. Dies ist Ihre Schuld, Lamarok. Wären Sie ein besserer Führer gewesen, dann hätte Ihr Volk sein Land behalten. Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.«
    Der steinerne König senkte sein Haupt.
    »Was danach geschah, wird in den Sagen hinreichend beschrieben. Ich muss es nicht noch einmal wiederholen. Es war ein Verbrechen, für das ihr euch in all den Jahren mit der Entführung und Versklavung unschuldiger Menschen gerächt habt. Auf beiden Seiten wurden Verbrechen begangen. Die Waagschale ist also ziemlich ausgeglichen. Ihnen, König Lamarok, muss man zugutehalten, dass Sie die Menschen nur gefangen und nicht getötet haben. Wenn ich also die Informationen preisgebe, die diesen Konflikt beenden, dann will ich sichergestellt wissen, dass er auch wirklich für immer beendet ist.«
    »Was verlangst du?«
    »Ich verlange, dass Sie sämtliche Sklaven und Gefangenen freilassen. So, wie
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