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Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Titel: Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Autoren: Angelika Friedemann
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    „Die Identifizierung des etwa zehn- bis zwölfjährigen Jungen konnte noch nicht erfolgen. Eine endgültige Bestätigung wird erst nach Auswertung der DNA vorliegen. Die Leiche wird obduziert. Zunächst gibt es keinerlei äußere Anzeichen, dass der Junge mittels einer Straftat ums Leben kam. Der Leichnam war fortgeschritten verwest, zeigte bereits Waschhautbildung. Die Liegezeit im Wasser wurde von Doktor Richter auf mindestens eine Woche geschätzt, aber mehr nach der Obduktion. Ich denke, dass wir es morgen Vormittag bekommen.“
„Trotzdem ist es ein Verbrechen, oder nicht? Es liegt schließlich keine Vermisstenmeldung vor.“
Daniel Briester, Leiter des Dezernates für Tötungsdelikte, sah die junge Kommissarin Lisa Schmitt an, nickte. „Das vermute ich. Selbst wenn das Kind von einem Schiff gefallen wäre, hätte man das normalerweise gemeldet. Ich habe um ein Foto gebeten, dass wir noch heute mit dem entsprechenden Aufruf an die Medien geben. Lisa, darum kannst du dich bitte kümmern.“
„Mach ich. Ich verstehe so etwas nicht. Wer tut einem Kind so etwas Abscheuliches an?“
„Noch wissen wir nichts. Verstehen kann ich es nicht, aber versteht man Mord überhaupt? Davon gehe ich aus.“
„Meine Schwiegermutter umzubringen, könnte ich verstehen“, gab Peter Sinner trocken zum Besten. „Seit drei Wochen hängt sie bei uns herum, nervt die ganze Familie, weiß alles besser, mischt sich überall ein. Meine Älteste hat mich gestern gefragt, ob Oma nie mehr gehen will. Sie würde nur nerven und sie ständig zum Ballettunterricht drängen.“
„Ich denke, sie spielt Fußball?“
„Eben darum, aber das ist kein Sport für Mädchen. Sie werden davon nur unweiblich, bekommen später deswegen keinen Mann und werden unfruchtbar, hat sie Kathrin erzählt. Anna hat geschäumt, Kathrin geheult und ich bin an allem schuld.“
„Schick sie in die Wüste, ohne Rückfahrkarte.“
Allgemeines Gelächter erfüllte den Raum, in dem die Besprechung an diesem Tag verspätet stattfand, da man am frühen Morgen die Leiche des Jungen gefunden hatte.
Es wurden noch andere Fälle besprochen und die Arbeiten verteilt, gingen alle ihren Aufgaben nach.
Er selbst widmete sich einem Totschlag, der in der vergangenen Woche von einem Mann an seiner Frau erfolgt war. Mit Kommissar Jörg Rüttig fuhr er zu den beiden Kindern der Toten, die bei deren Schwester lebten. Man musste sie noch näher zu den ganzen Geschehnissen befragen. Der Ehemann und Tatverdächtige konnte sich, laut seiner eigenen Aussage an nichts erinnern. Kinder oder Jugendliche zu solchen Delikten befragen, waren etwas, dass Daniel sehr ungern tat. Die Kinder hatten es schwer genug, dass zu verarbeiten und nun mussten sie allerlei Fragen über sich ergehen lassen. Die Tante hatte eine Befragung im Präsidium im Beisein von geschultem Personal strikt abgelehnt.
Frau Kramer empfing sie, erklärte, dass sie mit den Beiden im Vorfeld darüber geredet hätte und sie wüssten, dass sie kämen. Etwas erleichtert atmete Daniel auf.
Das zwölfjährige Mädchen und der vierzehnjährige Junge saßen wartend im Wohnzimmer.
Vorsichtig stellten sie ihre Fragen, aber die Zwei antworteten mit relativ fester Stimme, gaben das Geschehen zum Besten. In der Ehe habe es seit Jahren nur Streit gegeben. Der Vater habe viel Alkohol getrunken und bisweilen eben zugeschlagen, berichteten sie. An jenem Tag sei der Streit eskaliert. Erst habe er seine Tochter angeschrien, folgend den Jungen geschlagen, worauf die Mutter dazwischengegangen wäre. Als das Unglück selber passierte, waren die Kinder nicht mehr dabei gewesen, da die Mutter, weinend und schreiend, sie hinausgeschickt hätte. Erst als die Wohnungstür laut zugeknallt war, hatten sie sich aus Sebastians Zimmer getraut und die Mutter leblos auf dem Küchenboden vorgefunden. Sebastian hatte den Notruf angerufen, während sich seine Schwester um die Mutter gekümmert hatte. Sie hatte ihr einen nassen Lappen auf die Stirn gelegt, mit ihr gesprochen, aber diese habe sich nicht gerührt. Dass sie tot war, hatten sie erst später von einer Nachbarin erfahren, die sich der Geschwister angenommen hatte. Der Notarzt hatte die Nachbarin um Hilfe gebeten. Nun kullerten bei den Geschwistern die Tränen und Frau Kramer nahm sie in den Arm, tröstete sie liebevoll mit leisen Worten, zärtlichen Gesten.
Beim Hinausgehen hörten sie, dass die Geschwister in psychiatrischer Behandlung wären und die Familie die Kinder für immer bei sich aufnehmen
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