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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
Autoren: Beate Maxian
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1
    F ünf.
    Die Zahl passte irgendwie zu ihr.
    Natürlich war der erste Mord der schwierigste gewesen, aber dieser heute würde mit Sicherheit der aufregendste werden. Die Frau, die er in den nächsten drei Stunden töten würde, war etwas Besonderes. Sie war intelligent, attraktiv, ehrgeizig, unabhängig und arbeitete hart. Attribute, die er an einer Frau schätzte, die er an jedem Menschen schätzte.
    Eigentlich hatte er nichts gegen sie persönlich. Ganz im Gegenteil. Aber das änderte nichts an dem Todesurteil. Sie war einfach zum Risiko geworden. Vor sich hin pfeifend füllte er den Wasserkocher, um sich einen Instantkaffee zu machen. Sein Pfeifen war dissonant und ohne Takt, aber dennoch ein Ausdruck der Selbstzufriedenheit.
    Um sich bis zu seinem Aufbruch zu beschäftigen, holte er einen Block hervor und begann, seine Unkosten aufzuschreiben. Ein Mantel, 15 Euro. Eine Brille, zehn Euro. Der Hut aus dem Secondhandladen hatte vier Euro gekostet. Gesamtkosten 29 Euro. Er leckte sich zufrieden über die Lippen und streckte sich. Mehr Geld wollte er in keines seiner Projekte investieren.
    Buchhaltung, Statistiken, Analysen, Rechenergebnisse – das waren seine Leidenschaften. Sein Blick streifte die Uhr. Es war bald Zeit zu gehen.
    Er erhob sich und zog die Vorhänge zur Seite. An den Fensterscheiben klebten Regentropfen.
    Mit größter Sorgfalt kleidete er sich für die vor ihm liegende Aufgabe an. Ein dunkler Anzug, das war er ihr schuldig, ein letzter Akt der Ehrerbietung. Dann zog Albo den neuen Mantel über, Brille und Hut verstaute er in einem Einkaufssackerl, das er bei sich trug, nahm die vorbereitete Aktentasche und einen Schirm und verließ die Wohnung.
    Das Spiel hatte begonnen.
    *
    Für gewöhnlich leben Häuser.
    Dieses hier war schon lange tot.
    Die Fassade bröckelte, hinter zerbrochenen Fenstern lag trostlose Dunkelheit. Eine grausame Leere nahm das Gebäude in Besitz.
    Der Ort des Treffens war somit perfekt gewählt. Niemand war hineingegangen oder herausgekommen. Keine Menschen, keine Zeugen. Publikum konnte sie nicht brauchen.
    Ein zufriedenes Lächeln umspielte Hilde Jahns Lippen. Im Geiste notierte sie » 12. April«. Die nächste Stufe der Karriereleiter war erreicht. Die Journalistin saß seit einer halben Stunde an einem Tisch beim Fenster in einem drittklassigen Café der Per-Albin-Hansson-Siedlung im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Sie hielt eine Kaffeetasse in der Hand, beobachtete die wenigen Gäste, schaute zwischendurch immer wieder durchs Fenster nach draußen in das trübe Aprilwetter.
    Schneeregen. Schon seit den frühen Morgenstunden. Dazu kamen launische Windböen, die unentwegt die Richtung wechselten, Regenschirme umdrehten und sie fluchenden Menschen fast aus den Händen zerrten.
    Es war eine hirnrissige Idee gewesen, ausgerechnet heute mit den Öffentlichen zu fahren. Nasse Mäntel, die sich aneinanderquetschten, triefende Schirme, die Handtaschen und Kleidung nass machten, nasse Füße, wenn man wie sie nicht das richtige Schuhwerk trug, waren das Ergebnis eines solchen Morgens. Dazu kamen noch die übellaunigen Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel.
    Sie hätte doch das Auto nehmen sollen.
    Aber sie wusste genau, warum sie es nicht getan hatte. Sie war vorsichtiger geworden, hatte mit den Jahren dazugelernt.
    Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
    Dieses Haus zu beobachten, war Teil ihrer Porzellankiste, genau wie öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, weil sie sich nur auf ihre Umgebung konzentrieren musste und nicht auf den Straßenverkehr. Sollte sie jemand verfolgen, hätte sie das spätestens nach dem zweiten Mal umsteigen bemerkt. Hilde Jahn, die Queen des Enthüllungsjournalismus, würde heute bei der Redaktionssitzung allen die Show stehlen. Die morgige Ausgabe gehörte mit Sicherheit ihr.
    » Möchten Sie noch etwas?«, unterbrach die Kellnerin ihre Gedanken.
    Hilde Jahn winkte ab. Die Kellnerin verschwand, und Hilde konnte wieder durchs Fenster starren. Sie durfte das Gebäude keine Sekunde aus den Augen lassen, womöglich Passanten übersehen, die das Haus betraten. Jeder Fehler konnte fatale Folgen haben. In diesem Zusammenhang fiel ihr Sarah Pauli ein. Die junge Journalistin, die ihr zuarbeiten sollte, ihre Assistentin. Es war die Idee des Herausgebers David Gruber gewesen. Aber sie brauchte keine Assistentin, der sie ständig Arbeit zuteilen musste. Hilde Jahn arbeitete immer allein. Obwohl die Kleine zugegebenermaßen sehr amüsant war mit ihrem
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