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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
Autoren: Beate Maxian
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Muskeln an. » Verraten? Ist es nicht vielmehr so, dass Sie mit dem, was Sie hier tun, der Wahrheit dienen?«
    Er grinste, zog etwas aus dem Aktenkoffer. » Sagen wir so … es ist eine Lüge.«
    Hilde Jahn zog die Augenbrauen hoch. Sie verstand kein Wort von dem, was dieser Kerl von sich gab, hoffte aber, dass er es sich nicht in letzter Minute noch überlegte und mit den Unterlagen wieder verschwand. Oder war die ganze Geschichte, an der sie seit Monaten arbeitete, eine Lüge? Das wäre eine Katastrophe! Nein, es konnte keine Lüge sein.
    Seine Nervosität war deutlich zu spüren, deshalb trat sie dicht neben ihn, legte ihre Hand beruhigend auf seine. » Sie tun das Richtige. Glauben Sie mir.«
    Er seufzte. » Das denke ich auch. Es ist nur so … es ist … wie soll ich sagen?«
    » Es ist das erste Mal, dass Sie heikle Informationen aus der Hand geben. Unser Verbindungsmann hat mich informiert. Er hat mir auch gesagt, dass er auf gar keinen Fall will, dass Sie jemals wieder mit dieser Sache behelligt werden. Ich verspreche Ihnen jetzt hoch und heilig, Sie werden nie wieder von mir hören. Aber Sie dürfen sich trotzdem gratulieren, den Schritt gewagt zu haben«, sagte die Journalistin. Jetzt schieb endlich die Papiere rüber, fügte sie in Gedanken hinzu.
    » Na gut. Dann bringen wir das jetzt zu Ende.«
    Na endlich. Hilde Jahn entspannte sich und passte einen winzig kleinen Moment lang nicht auf.
    Plötzlich fasste er mit einer Hand nach ihr, packte sie an den Haaren, zwang sie in die Knie. Er hielt ein Messer in der anderen Hand. Wo zum Teufel kam das auf einmal her? Die Aktentasche. Er musste es mitgenommen haben. Es war zu spät zu reagieren. Zusammen mit der Erkenntnis kroch Verzweiflung ihr den Rücken hoch.
    Eigenartig.
    Auch daran, heute sterben zu müssen, hatte sie gedacht.
    Pfefferspray.
    Ein nutzloses Ding, wenn man es nicht ständig in der Hand hielt.

2
    U m halb zehn riss Sarah Pauli die Tür zur Redaktion auf und warf ein » Guten Morgen« in den Flur. Die beiden Telefonistinnen hinter der Rezeption im Eingangsbereich grüßten zurück. Herbert Kunz, der Chef vom aktuellen Dienst, der gerade den Gang entlangkam, zeigte wortlos auf seine Armbanduhr. Er war ein hagerer Mittvierziger mit dunkelblonden, kurz geschnittenen Haaren. Durch seine scharnier- und schraublose Silhouette schaute er sie aus graugrünen Augen scharf an. Er war der Einzige, der täglich tipptopp gestylt in Anzug und Krawatte in der Redaktion erschien. Sein Sternbild Jungfrau passte zu ihm, fand Sarah, es stand bekanntlich für Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit und Methodik. Sarah analysierte gern über Sternzeichen und freute sich, wenn sie Verbindungen zwischen dem Tierkreiszeichen und der Persönlichkeit fand. Trotzdem war sie im Bereich der Astrologie Laie, sie forschte nur für sich. Dieses Hobby war ein Teil von ihr, genau wie ihr Hang zum Aberglauben. Es bereitete ihr einfach Vergnügen, sich mit Dingen zu beschäftigen, die möglicherweise eine Bedeutung hatten. Zum Beispiel Silvester rote Unterwäsche tragen, die am nächsten Tag entsorgt werden muss, um Glück für das neue Jahr zu bringen. Sarah kaufte vor jedem Jahresende Billigware für diesen Zweck.
    » Ich weiß. Bin spät dran, aber immer noch rechtzeitig zur Sitzung«, verteidigte sie sich, bevor Kunz etwas sagen konnte. » Ich musste noch schnell meinen Schmuck abholen, und der Juwelier sperrt erst um neun auf.« Sie zeigte ihm ihre Ohrringe und den Anhänger aus roter Koralle, den sie an einer Kette um den Hals trug.
    » Sieht aus, als hättest du dir Chilischoten umgehängt«, erwiderte Kunz gelangweilt.
    » Das nennt man Corno«, erwiderte Sarah ernst.
    » Corno. Aha. Sehr spannend.«
    » Banause«, erwiderte Sarah fröhlich. » Corno heißt Horn, im Neapolitanischen sagt man Curniciello, das Hörnchen. Ist doch nett, nicht wahr? Es hält den bösen Blick ab. Verstehst du?«
    » Böser Blick«, erwiderte Kunz sichtlich amüsiert. » Pass nur auf, dass du den bösen Blick von Gruber nicht abkriegst fürs Zuspätkommen.« Er lachte über seinen eigenen Witz. » Glaubst du wirklich an diesen Mist?«
    Er wusste Bescheid, die ganze Redaktion wusste Bescheid, dass sie daran glaubte. Sarah zuckte mit den Schultern und lächelte. » Ein bisschen.«
    » Böser Blick.« Er schüttelte amüsiert seinen Kopf. » Schwachsinn.«
    » Der Aberglaube ist die Poesie des Lebens, deshalb schadet’s dem Dichter nicht, abergläubisch zu sein. Goethe«, zitierte Sarah.
    » Du bist
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