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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
Autoren: Beate Maxian
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Aberglauben-Gehabe. Unwillkürlich musste Hilde Jahn grinsen. » Keine wichtigen Treffen am Freitag dem Dreizehnten.« Das hatte sie sich gemerkt, der Rest von Paulis Ratschlägen war im Desinteresse untergegangen. Zum Glück war heute Montag der Zwölfte.
    Ein Glückstag? Sie würde die Pauli heute nach der Redaktionssitzung fragen.
    Sie lächelte über sich selbst. Dass sie sich jemals mit so einem Schwachsinn auseinandersetzen würde, hätte sie nicht gedacht.
    Unglückstage.
    Glückstage.
    Unglaublich, womit sich vernünftige Menschen beschäftigten.
    In ihrem Beruf ging es nicht um Glück, sondern um Wissen und Macht. Eigentlich drehte sich alles um Macht.
    Sie hatte bis jetzt ihren Ruf verteidigt, weil sie einfach schneller reagierte, eine heiße Story roch, bevor sie noch von anderen Journalisten wahrgenommen wurde. Das hatte mit Glücks- oder Unglückstagen oder dem Stand der Sterne, des Mondes oder der Sonne rein gar nichts zu tun. In dem verdammten Job war man, wenn man nicht aufpasste, schneller tot als in jedem anderen.
    Schneller, erfolgreicher, besser.
    Drei Komparative, die sie antrieben. Dafür hatte sie auf ein Privatleben, Familie und eigene Kinder verzichtet. Das allein war das Geheimnis ihres Erfolges. Hilde Jahn war eine Journalistin ersten Grades, und diese Geschichte würde sie in den Medienolymp heben. In Gedanken sah sie sich ganz oben. Heute war es so weit. Heute würde sie eine Bombe platzen lassen. Der Wiener Bote bekam die Erstveröffentlichung. Aus Solidarität. Zugleich wollte sie die Sache aber groß und überregional aufziehen. Vielleicht sogar ganz zum Fernsehen wechseln. Diesbezügliche Gespräche hatte sie bereits geführt. Hilde Jahn, die Anchorwoman der Zeit im Bild, Österreichs meistgesehene Nachrichtensendung. Keine regionalen Geschichten mehr. Ihr Chef würde verärgert und persönlich enttäuscht sein, ihre Entscheidung aber verstehen.
    Hilde Jahn zupfte an ihrer Jacke herum. Natürlich fiel sie hier in ihrem Dolce & Gabbana-Outfit auf. Die anderen Gäste trugen schlichte Alltagskleidung. Kaufhausware von der Stange. Daran, sich dezenter zu kleiden, hatte sie nicht gedacht. Diese Stadtrandsiedlung war eine typische Arbeitergegend, benannt nach dem schwedischen Ministerpräsidenten Per Albin Hansson. Die Schweden hatten eine Anlage zur Ziegelerzeugung nach Wien gebracht und damit wesentlich zum Aufbau der Wohnhausanlagen nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen. Seither waren immer mehr Gemeindebauten und Wohnkomplexe dazugekommen. Eine kleine Stadt innerhalb der Stadt. Ähnlich wie Alt-Erlaa. Gegenden, in die sie selten kam und mit denen sie nicht vertraut war. Vor Jahren hatte sie einmal an einer Serie über die Entwicklung von Randbezirken geschrieben. Aber das war’s dann auch schon. Wirklich interessiert hatte sie sich nie dafür.
    Sie verschwendete keinen Gedanken mehr an ihre Kleidung. Mein Gott, würden sich die Leute halt daran erinnern, dass eine teuer gekleidete Dame das altertümliche Café besucht hatte. Die Leute hier brauchten Tratsch, das machte ihr eintöniges Leben erträglicher, da war sich Hilde sicher.
    Der Schneeregen ließ allmählich nach. Jetzt kam die Sonne heraus und ließ den nassen Asphalt leuchten. Sie blickte zum wiederholten Mal auf die Armbanduhr. Dreiviertel acht. Um zehn musste sie bei der Redaktionssitzung antanzen. Sie dachte an die Unterlagen, die bereits in ihrem Safe lagen. Noch viel zu wenig Stoff und weit entfernt von dem Sprengstoff, den sie brauchte. Aber das würde sich in wenigen Minuten ändern. Wenn sie das hier hinter sich hatte, musste sie sofort Brenneis informieren. Noch bevor alles an die Öffentlichkeit kommen würde. Das war sie ihm schuldig. Immerhin hatte er ihr geholfen, in diesem Fall so weit zu kommen. Auch wenn er nicht wissen konnte, dass seine Informationen mehr waren als nur eine unbedeutende Auskunft. Martin würde sie ebenfalls eine Nachricht zukommen lassen. Zeitverzögert. Dafür legte sie ihm hieb- und stichfeste Beweise auf den Tisch. Der Kriminalinspektor konnte dann gleich nach Erscheinen ihres Artikels zuschlagen. Das würde ihren Bericht puschen und seiner Karriere sicher guttun.
    Sie winkte der Kellnerin und zahlte. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung auf der anderen Straßenseite wahr. Sie drehte den Kopf und sah einen Mann im Trenchcoat, mit einem Aktenkoffer in der Hand und einem Hut auf dem Kopf, in dem Gebäude verschwinden.
    Na endlich.
    Hilde Jahn verließ eilig das Café und schritt
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