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0140 - Mörder auf freiem Fuß

0140 - Mörder auf freiem Fuß

Titel: 0140 - Mörder auf freiem Fuß
Autoren: Mörder auf freiem Fuß
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Ich war hinter dem dicken Butch Donald her, der ein richtiges Herzchen war, obwohl man nicht sagen konnte, daß er der New Yorker Polizei bisher besonders viel Ärger gemacht hatte, den meisten Ärger mit ihm hatten bisher die Cops in Kentucky, Iowa und Missouri gehabt.
    Der dicke Butch sah aus wie einer dieser Handelsvertreter, die den einsamen Farmern (und in Iowa, Kentucky und Missouri gibt es auch heute noch einsame Farmer) vom Schnürsenkel bis zur Erntemaschine alles verkaufen, was der Mensch braucht. Butch war groß’ wie ein Schrank, hatte ein rundes Gesicht mit einer winzigen Stupsnase und einen Kranz dünner Haare um einen roten Schädel. Er konnte dröhnend lachen und wußte so viel Witze zu erzählen, daß es für eine lange Nacht langte. Er trug schlottrige Hosen und weite bequeme Jacken, und in den Jacken in der rechten Innentasche eine 46er-Lugger, denn Butch war Linkshänder, und außerdem war er eine Art Nachfahre von Jesse James und ein verdammt übler Bursche.
    Statt auf einem treuen und ungewöhnlich schnellen Gaul zu reiten, kutschierte er auf wechselnden und häufig gestohlenen Autos durch das weite Land, und bei einem seiner größten Fischzüge benutzte er einen Traktor mit Anhänger, auf dem leere Milchkannen schepperten. Damals fand die State Police seine Fährte, aber Butch kroch mit dem Traktor einen verschlammten Bergpfad hoch, auf dem die Cop-Wagen steckenblieben, und ein Traktor ist immer noch ein wenig schneller als ein Mann, der hinterherläuft.
    Butch Donald raubte die einsam liegenden Tankstellen an den großen Überlandstraßen aus. Er zögerte nie, einen Tankstellenwärter so niederzuschlagen, daß er Stunden ohne Besinnung blieb. Außerdem schnitt der dicke Gangster die Telefonleitung durch und schloß die Tankstelle, um andere Wagen nicht aufmerksam zu machen. Auf diese Weise gewann er gewöhnlich einen Vorsprung von mehreren Stunden. Aber ein Mann, den Donald niedergeschlagen hatte, starb, weil er zu spät gefunden wurde.
    Die Tankstellenberaubung brachte nicht sehr viel. Butch suchte die einsamen Farmhöfe heim. Farmer haben gewöhnlich nicht viel Geld im Hause, aber ein paar hundert Dollar erwischte Butch überall. Dann erschoß Butch in Iowa einen Farmer, der nicht gutwillig die 184 Dollar herausrücken wollte, sondern zu seinem Jagdgewehr griff.
    Von diesem Augenblick an schalteten sich die G-men ein, und dem dicken Butch wurde heiß unter der weiten Jacke. Br wußte, daß es mit seinem Jesse-James-Dasein bald zu Ende sein würde, wenn ihm nicht noch ein großer Fischzug gelang. Er hatte Glück. Er beraubte einen Farmer, der etwas über zehntausend Dollar für einige Waggons voll Rindvieh kassiert hatte. Bei dieser Gelegenheit beging Donald seinen dritten Mord, schlug sich durch die Kette der ihn jagenden Polizisten und flüchtete aus den menschenleeren Staaten seiner Tätigkeit in die menschenvollste Stadt des Landes: New York. Die G--men auf seinen Fersen konnten seine Spur bis in das Weichbild unserer Stadt verfolgen. Sie gaben die Berichte an das FBI.-Hauptquartier New York, und der Chef, Mr. High, gab sie mir mit dem Auftrag, Butch Donald aus dem Sumpf von New York zu fischen und vor den Richter zu bringen.
    Mit mir suchte nicht Phil nach Butch Donald, dem »Schlächter von Iowa«, wie ihn einige Zeitungen in schöner Übertreibung nannten, sondern ein junger G-man, der Carrol Bender hieß.
    Carrol kam von der FBI.-Akademie, und vorher war er ein normaler, aber sehr ehrgeiziger Polizist gewesen.
    Carrol war ein netter blonder Junge, und ich kam mir verdammt angejahrt vor, wenn er als Lehrling neben mir im Jaguar saß. Junge G-men werden, wenn sie von der Akademie kommen, immer erst mal mit einem alten Hasen zusammengekoppelt, damit ihnen nach Möglichkeit nichts passiert, wenn sie ihre Schulweisheit in die Praxis umzusetzen versuchen.
    Carrol Bender wurde vom Chef, Mr. High, selbst zu mir gebracht. Ich befand mich in der Sporthalle im Keller des Hauptquartiers, hüpfte Seil und wollte anschließend zwei Randen mit Hoggan, unserem Sportlehrer, boxen, selbstverständlich mit 12-Unzen-Handschuhen.
    »Jerry, das ist Carrol Bender, frisch von der Akademie. Nehmen Sie ihn mit und zeigen Sie ihm, wie man einen Mann wie Butch Donald findet.«
    »Hallo!« grüßte er. Er war so groß wie ich, aber er wirkte schlanker.
    »Alles kapiert, was sie auf der Akademie zu verkaufen haben?« fragte ich.
    »Sein Abschlußzeugnis ist ein einziger Lobgesang«, antwortete High an Benders
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