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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories
Autoren: diverse
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sondern auch der einzige menschliche Körper, den ich als ganzes gesehen hatte. Er war weiblich und lag im Sand, anscheinend an einem Strand, obgleich es kein Meer gab. Er war so gut wie nackt, außer grellleuchtenden Stoffetzen an den Hüften und um die Brust; so wie moderne Mädchen sie am Strand zu tragen pflegen. Der Eindruck war abstoßend, aber ich bemerkte bald, daß das an der entsetzlichen Größe lag. Objektiv betrachtet, hatte die Gigantin eine gute Figur; ja sogar eine sehr gute Figur, wenn man diese modernen Typen mag. Das Gesicht – aber sobald ich das Gesicht wahrgenommen hatte, schrie ich auf.
    »Oh! Das sind Sie ja! Wo ist Durward? Und wo sind wir? Was ist mit uns geschehen?«
    Aber die Augen blickten durch mich hindurch. Anscheinend war ich für sie unsichtbar und unhörbar. Aber es bestand gar kein Zweifel, wer sie war. Sie war Peggy. Das heißt, ich erkannte sie als Peggy, aber sie hatte sich verändert. Ich meine nicht nur die Größe. Was die Figur angeht, so hatte sie sich verbessert. Ich glaube nicht, daß das jemand leugnen könnte. Im Hinblick auf das Gesicht konnte man verschiedener Ansicht sein. Ich persönlich hielt die Veränderung nicht für vorteilhaft. Dieses Gesicht drückte nicht mehr so viel Freundlichkeit aus, aber es war ebenmäßiger. Besonders die Zähne, die ich bei der alten Peggy als schwachen Punkt erkannt hatte, waren perfekt wie ein künstliches Gebiß. Die Lippen waren voller. Der Teint war so vollkommen, daß man an eine sehr teure Puppe denken mußte. Ihren Gesichtsausdruck kann ich am besten beschreiben, wenn ich sage, daß Peggy genauso aussah wie ein Mädchen auf einem Werbeplakat. Wenn ich eine von beiden heiraten müßte, würde ich die alte, unverbesserte Peggy vorziehen. Aber ich hoffte, daß mir das selbst in der Hölle erspart bliebe.
    Und während ich sie anstarrte, begann sich der absurde kleine Strand zu verändern. Die Gigantin erhob sich. Sie stand auf einem Teppich. Um sie herum wuchsen Wände, Fenster und Möbel in die Höhe. Sie befand sich in einem Schlafzimmer. Sogar ich konnte feststellen, daß es sich um ein außerordentlich teures Schlafzimmer handelte, obgleich es nach meiner Ansicht ganz und gar nicht geschmackvoll war. Eine Menge Blumen standen darin, vorwiegend Orchideen und Rosen, und sie waren noch vollendeter als die Narzissen. Ein großes Bouquet (mit einer Karte daran). Eine offene Tür hinter ihr gab mir den Blick in ein Badezimmer frei, ein Badezimmer mit einem im Boden eingelassenen Becken. Darin hantierte ein französisches Dienstmädchen mit Badetüchern, Salzen und ähnlichen Dingen. Das Mädchen war nicht halb so vollendet wie die Rosen oder auch die Tücher, aber ihr Gesicht sah französischer aus, als das in Wirklichkeit je der Fall sein könnte.
    Die gigantische Peggy legte nun ihre Strandkleidung ab und stellte sich vor den großen Spiegel. Anscheinend erfreute sie der Anblick; ich kann kaum ausdrücken, wie wenig ich ihre Freude teilte. Teils war es die Größe, und dann war da noch etwas, das wie ein Schock über mich kam, obgleich ich annehmen muß, daß moderne Liebende und Ehemänner daran gewöhnt sind. Ihr Körper war braun, wie die Körper in den Sonnenbad-Anzeigen. Aber um ihre Hüften und ihre Brust, wo der Stoff die Haut bedeckt hatte, zogen sich zwei Streifen von einer derartigen Leichenblässe, daß es im Kontrast zum übrigen wie Lepra aussah. Im ersten Augenblick wurde mir fast übel. Was mich stutzig machte, war, daß sie dastehen und sich bewundern konnte. Hatte sie keine Ahnung, wie normale männliche Augen so etwas aufnahmen? In mir wuchs die unangenehme Überzeugung, daß sie das nicht interessierte; daß all ihre Kleider, Badesalze und zweiteiligen Badeanzüge und auch das Wollüstige ihres Ausdrucks nicht die Bedeutung hatten – und auch nie gehabt hatten –, die jeder Mann darin lesen würde und auch lesen sollte. Sie waren eine ungeheure Ouvertüre zu einer Oper, die sie absolut nicht interessierte; eine Krönungszeremonie ohne Königin; Gesten, nichts als Gesten – für nichts.
    Und jetzt wurde ich gewahr, daß zwei Geräusche zu hören waren; die einzigen Geräusche, die ich in dieser Welt vernommen hatte. Aber sie kamen von außen, von irgendwo hinter dieser niedrigen grauen Decke, die der Trugwelt als Himmel diente. Beides waren klopfende Geräusche; geduldiges Klopfen, unendlich verlassen, als pochten zwei Ausgeschlossene an die Wände dieser Welt. Das eine war leise, aber heftig; und mit ihm
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