Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
 
1. Kapitel
     
    Bamm! Bamm! Bamm!
    Es klang, als klopfe jemand mit einem Vorschlaghammer gegen die Tür. Ich rollte zur Seite und schlug ein dickes Auge auf. Durch die Scheibe war kein Mensch zu sehen, aber das war keine Überraschung. Ich konnte kaum die Schrift auf dem schmierigen Glas erkennen:
     
    GARRETT
    ERMITTLUNGEN
    PRIVATDETEKTIV
     
    Der Kauf der Scheibe hatte mein Budget gesprengt, und so war ich am Ende mein eigener Anstreicher gewesen.
    Das Fenster war so dreckig wie das Abwaschwasser von letzter Woche, wenn auch nicht dreckig genug, das grelle Licht des Morgens auszusperren. Und die verdammte Sonne war noch nicht mal aufgegangen! Bis zur zweiten Wache war ich von einer Bar zur anderen gezogen, weil ich einem Mann folgte, der mich zu einem Mann führen sollte, der vielleicht wußte, wo ich einen Mann finden konnte. Das alles hatte mir nur rasende Kopfschmerzen eingebracht.
    »Geh weg!« knurrte ich. »Bin nicht im Einsatz.«
    Bamm! Bamm! Bamm!
    »Fahr zur Hölle!« rief ich. Mein Kopf fühlte sich an, wie ein Ei, das eben aus der Pfanne gesprungen war. Ich überlegte kurz, ob ich meinen Hinterkopf betasten sollte, um nachzusehen, ob Eigelb auslief, aber das schien mir doch zuviel Aufwand. Ich wollte einfach, nur sterben.
    Bamm! Bamm! Bamm!
    Mein Temperament macht mir einige Probleme, wenn ich einen Kater habe. Ich war mit meinem zwei Fuß langen, bleibeschwerten Knüppel schon halbwegs an der Tür, als Vernunft das verrührte Eigelb durchdrang.
    Wenn jemand derart beharrlich ist, muß er aus der Oberstadt kommen, mit dem Auftrag für einen Job, der zu schmierig ist, als daß die eigenen Jungs ihn übernehmen wollen. Oder es ist jemand aus der Unterstadt, mit der Botschaft, daß du gerade dem Falschen auf die Zehen trittst.
    Im letzteren Fall könnte sich der Knüppel als nützlich erweisen.
    Ich riß die Tür auf.
    Einen Moment lang sah ich die Frau gar nicht. Sie reichte mir kaum bis an die Brust. Ich sah mir die drei Typen hinter ihr an. Sie schleppten genug Eisen mit sich rum, um damit eine ganze Armee auszurüsten, aber mit den dreien hätte ich es noch aufgenommen. Zwei von ihnen waren nicht mehr als fünfzehn Jahre alt, der andere etwa hundertfünf.
    »Die Zwergeninvasion«, stöhnte ich. Keiner von ihnen war größer als die Frau.
    »Sind Sie Garrett?« Sie schien von dem, was sie sah, eher enttäuscht zu sein.
    »Nein. Zwei Türen weiter. Wiedersehen.« Wamm! Zwei Türen weiter wohnte ein Rattenmann, der nachts arbeitete und das Hobby hatte, mir auf die Nerven zu gehen. Ich fand, daß er auch mal an der Reihe wäre.
    Mit der vagen Vermutung, diese Leute schon einmal gesehen zu haben, taumelte ich zurück ins Bett.
    Ich wühlte herum wie ein alter Hund. Wenn man einen Kater hat, liegt man immer unbequem, egal ob Federbett oder Flußbett. Als ich mich eben wieder an die Horizontale gewöhnt hatte: Bamm! Bamm! Bamm!
    Ich nahm mir vor, mich nicht zu rühren. Sie würden den Wink schon verstehen.
    Sie verstanden ihn nicht. Es hörte sich an, als wollte der ganze Raum einstürzen. Ich würde keinen Schlaf mehr bekommen.
    Wieder stand ich auf – vorsichtig – und trank ein Glas Wasser. Ich spülte es mit schalem Bier herunter und bändigte mein aufbrausendes Wesen.
    Bamm! Bamm! Bamm!
    »Normalerweise schlag ich Frauen nicht den Schädel ein«, erklärte ich dem winzigen Wesen, als ich die Tür öffnete. »Aber in Ihrem Fall könnte ich mal eine Ausnahme machen.«
    Sie war nicht beeindruckt. »Papa will Sie sehen, Garrett.«
    »Na, das ist ja toll. Das erklärt auch, warum ein Haufen Knirpse meine Tür eintreten will. Was will der König der Gnome?«
    Der alte Kauz sagte: »Rose, ganz offensichtlich ist es für Mr. Garrett jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Wir warten schon drei Tage. Ein paar Stunden mehr oder weniger machen keinen Unterschied.«
    Rose? Ich müßte Rose von irgendwoher kennen. Aber woher?
    »Mr. Garrett. Ich bin Lester Tate. Und ich möchte mich entschuldigen – in Roses Namen –, daß wir Sie um diese Uhrzeit belästigen. Sie ist ein halsstarriges Kind und wurde ihr Leben lang von meinem Bruder mit allzu großer Nachsicht behandelt, so daß sie nur ihre eigenen Bedürfnisse sieht.« Er sprach mit der sanften, müden Stimme eines Mannes, der viel Zeit damit verbringt, einen Wirbelwind zu bändigen.
    »Lester Tate?« fragte ich. »Denny Tates Onkel Lester?«
    »Ja.«
    »Jetzt fällt es mir wieder ein. Das Familienpicknick am Elefantenfelsen vor drei Jahren. Ich war mit Denny
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher