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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories
Autoren: diverse
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Waffe der Nomaden.«
    »Worüber, zum Teufel, sprichst du?«
    »Psychologische Kriegführung. Diese jungen Burschen, die sich plötzlich mit einem Gewehr in der Hand und einem großen Abenteuer in greifbarer Nähe wiederfanden, verließen die Zivilisation und ihre öden mit ständigen Hausarbeiten verbundenen Gewohnheiten, um sich in ein romantisch wirkendes Leben zu stürzen.«
    Bogomazov brummte ärgerlich. »Ideologischer Unsinn! Wir Russen sind schon immer gern davongelaufen, um uns mit den Räubern zu verbünden. Das liegt in unserer Natur.«
    »Richtig. Genauso wie die Jungen in unserem Land nach Westen ziehen, in der Hoffnung, dort Cowboys zu werden. Mich würde wirklich interessieren, was jetzt im amerikanischen Westen los ist … die Menschen haben schon immer gegen die Schranken der Zivilisation rebelliert, und wenn sich die Schranken lockern, brennen sie durch.«
    »Wir kommen gut ohne die beiden aus. Und du –« Bogomazov blickte den Amerikaner eisig an. »Du wirst diese Meinung nirgends wiederholen – verstanden?« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er.
    Smith blickte düster hinter ihm her; er wußte, daß es keinen Sinn mehr hatte. Die Entscheidung war gefallen – hierzubleiben und es hier auszufechten.
     
    Der Frühling kam mit dem krachenden Aufbrechen des Flußeises, mit dem Strömen des Tauwetters, das die Steppe für eine Zeit zu einer unwegbaren Wildnis aus Schlamm machte, mit dem sprießenden Grün auf der weiten Ebene und auf den Feldern, die im vergangenen Herbst so mühsam urbar gemacht und besät worden waren.
    Der Frühling kam mit Vorahnungen, die auf irgendeine Weise mit der Hoffnung, die das wiederkehrende Leben in der ganzen Welt weckt, eng verknüpft sind. Smith hatte seine Gedanken für sich behalten; aber die Novoseljaner tuschelten untereinander. Diejenigen, die aus der Stadt stammten, hatten weniger Angst vor den großen Ebenen, dem Schweigen, dem nächtlichen Gesang der Vögel und Wassertiere am sumpfigen Flußufer; aber die Bauern hatten ihre unheimlichen Sagen, die so alt waren wie die Rasse selbst, tief mit der Tradition verwurzelt. Und nun gewannen sie eine neue, furchterregende Bedeutung. Über sie war die Leibeigenschaft gekommen, die Emanzipation, wieder Leibeigenschaft unter dem Namen des Kollektivismus, und endlich das apokalyptische Verschlingen der Welt von Städten, die sie nie ganz verstanden oder denen sie nie ganz vertraut hatten … und in ihren Erinnerungen lebte all das und noch vieles andere weiter.
    Sie wußten, daß in den alten Tagen die grünen Hügel hinter dem Fluß das Ende der Welt gewesen waren, die Tatarensteppe, aus der die Khans geritten kamen, um die russischen Prinzen vor ihren Füßen kriechen zu sehen. Die grandiose, halbfertige Arbeit des fünften Fünf-Jahres-Plans lag nun dort in Trümmern, und es kam ihnen in den Sinn, daß es nun vielleicht wieder die Tatarensteppe war. Sie erinnerten sich der uralten Leiden der Slawen, des Elends, das in den ersten russischen Chroniken erzählt wird. Düster sprachen sie von der Horde von Mamai, die in der russischen Sprache zu einem festen Begriff geworden ist; und von dem obry, was heute »Menschenfresser« bedeutet, der aber in Wirklichkeit der Nomade Avars war, der Menschen wie Vieh zu Herden zusammengetrieben hatte und mit ihnen bis ins Herz Europas vorgedrungen war.
    Wenn die Kommunisten sie nicht beobachteten, deuteten sie die Zukunft aus den Gruppierungen der Zugvögel und den Schreien der Nachttiere. Und all diese Deutungen ergaben Böses.
    Aber es gab auch greifbarere Gründe zu Befürchtungen. Nachrichten über geplünderte und niedergemetzelte Siedlungen von flußabwärts wandernden Banden trafen ein, deren Zahl und Ausmaße zweifellos durch die mündliche Überlieferung um vieles verstärkt waren. Es gelang Bogomazov, die meisten dieser Nachrichten zu unterdrücken oder sie wenigstens zu bagatellisieren, aber nicht alle ließen sich totschweigen, und die dunklen Rauchfahnen, die eines Tages am südlichen Himmel aufstiegen, konnten nicht verborgen bleiben …
    Bogomazov spürte diese dunkle Furcht, und, mit Ivanov auf den Fersen, stapfte er scheltend, schmeichelnd und ermahnend durchs Dorf, aber es half nicht viel. Früher hätte der Ortsverwalter zum Telefon greifen und eine eindrucksvolle Truppe Parteibeamter in glänzenden Autos, mit Uniformen und Medaillen herbeizaubern können – und die Tölpel hätten wochenlang nichts anderes mehr gesagt als »Ja, Genosse«. Oder er hätte auf die
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