Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories
Autoren: diverse
Vom Netzwerk:
Magazin ›Fantasy and Science fiction‹, das in fünf Weltsprachen erscheint, zählt die scharfsinnigsten und dichterischsten Vertreter der Science fiction und der phantastischen Grenzregion zu seinen Mitarbeitern, und deshalb haben wir uns die Möglichkeit verschafft, aus vielen Jahrgängen charakteristische Beispiele auszusuchen.
    Bleibt noch die Frage, ob Science fiction Literatur oder, um es noch schärfer zu fassen, gute Literatur ist. Und weil der literarische Wert gewiß nichts mit dem Thema zu tun hat – so bietet Science fiction die Möglichkeit großer literarischer Kunstfertigkeit. Hat man aber diese Möglichkeit schon erkannt? Trotzdem breitet dieses Buch ein breites Spektrum Science fiction vor Ihnen aus – in der Überzeugung, daß das, was ein Versprechen gibt, aufregender ist als das, das es schon erfüllt hat.
    Charlotte Winheller

C. M. Kornbluth Bestseller
     
     
    Die Lackawannabahn fuhr immer noch einmal täglich nach Scranton, obgleich es hieß, daß die Stadt ihre Bevölkerung rasch verlor. Außer einem verängstigten, nervösen Schaffner, der sich in unserer Nähe aufhielt und krampfhaft eine Unterhaltung mit uns in Gang zu bringen versuchte, war niemand im ganzen Wagen.
    »Ich heiße Pech«, sagte der Schaffner. »Und die Pechs, das kann ich Ihnen versichern, sind schon eine ganz schöne Zeit hier in der Gegend ansässig. Dreiundzwanzig Meilen von Scranton entfernt gibt es eine Stadt namens Pechville. Eine Menge Vettern, Tanten und Onkel von mir lebten da, manchmal fuhr ich hin und besuchte sie, und wir schickten uns auch gegenseitig Ansichtskarten. Du lieber Gott, Mister, was mit ihnen wohl geschehen ist?«
    Seine Frage war rhetorisch. Er wußte nicht, daß Professor Leuten und ich die einzigen Personen außerhalb der fälschlicherweise mit ›Pestgebiet‹ bezeichneten Gegend waren, die sie wahrscheinlich beantworten konnten.
    »Herr Pech«, sagte ich, »wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann besprechen wir jetzt ein paar geschäftliche Dinge.«
    »Pardon«, brummte er verdrossen und ging in den nächsten Wagen. Als wir allein waren, bemerkte Professor Leuten: »Eine interessante Reaktion.« Das war ziemlich milde ausgedrückt. Ohne Warnung zog er eine riesige, zappelnde, haarige Spinne aus seiner Tasche und warf sie mir ins Gesicht.
    Aber ich war auch nicht langsam. Mit einem heftigen Satz stand ich mit dem linken Fuß im Gang, machte ihm eine lange Nase und streckte die Zunge raus. Über Rücken und Schultern lief mir eine Gänsehaut.
    »Sehr gut«, sagte er und packte die Spinne wieder ein. Sie sah verdämmt echt aus. Obgleich ich wußte, daß sie nur ein Spielzeug aus Federn und Plüsch war, ekelte ich mich doch bei dem Gedanken, wie sie jetzt in seiner Tasche herumzappelte. Für mich waren es Spinnen. Für den Professor waren es Ratten und Erstickungsanfälle. Gegen Ende unseres gegenseitigen Trainings genügte eine Schwefeldioxydkonzentration von einem Millionstel in seiner Nähe, um ihn in die Verteidigungsstellung zu hetzen, wie ein Storch auf einem Bein stehend, die Zunge herausgestreckt, den Daumen an der Nase, Schweiß des Entsetzens auf seiner Stirn.
    »Ich muß Ihnen etwas sagen, Professor«, sagte ich.
    »So?« fragte er in tolerantem Ton. Und das genügte. Diese Toleranz. Ich hatte vorgehabt, meinen Standpunkt in Form eines würdevollen Vortrags und einer Entschuldigung darzulegen, aber es gab zwei Arten, die Geschichte anzubringen, und jetzt entschied ich mich für die zweite.
    »Sie sind ein Betrüger«, sagte ich mit Befriedigung.
    »Was?« japste er.
    »Ein Betrüger. Ein Schwindler. Ein Lügner. Ein Heuchler. Ein Schurke. Ein sich selbst täuschender Spinner. Ihre Funktionelle Epistemologie ist eine Farce. Wir wollen uns doch nichts vormachen!«
    Sein Akzent trat etwas schärfer hervor. »Lassen Sie mich Sie daran erinnern, Herr Norris, daß Sie mit einem Doktor der Philosophie der Universität Göttingen und einem Mitglied der Philosophischen Fakultät der Universität von Basel sprechen.«
    »Sie meinen wohl, einem Privatdozenten, der Logik für Laien liest.
    Und ich glaube mich auch zu erinnern, daß Göttingen Ihren Doktorgrad widerrufen hat.«
    »Ich habe es schon immer geahnt, daß Sie ein Narr sind, Herr Norris«, sagte er langsam. »Aber erst jetzt wird mir klar, daß Sie auch ein Antisemit sind. Es waren die Nazis, die diese Widerrufung vorgenommen haben.«
    »So? Das macht mich also zu einem Antisemiten! Von einem Lehrer für Logik klingt das, was Sie sagen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher