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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories
Autoren: diverse
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wohl bei der Sache.
    Als ich ihn verließ, sagte Herr Hopedale mit müder Stimme: »Und vielleicht ist es sogar eine Arbeit von gewissem belebendem Wert.«
    Professor Leuten saß still da und lauschte, sein Gesicht war gerötet, er atmete schwer. »Sie Verräter«, sagte er schließlich. »Sie mit Ihrem lächelnden Gesicht, der nach Basel kam und von Vorlesungen in Amerika sprach, der mir riet, diesen verdammenswerten Vertrag zu unterzeichnen. Mein Gesicht auf der Titelseite vom Time Magazin, das wie das eines Affen aussieht; diese idiotischen Interviews, die Pressenachrichten in meinem Namen – die ich nie verfaßt hatte. Amerika, dachte ich, hielt aber meinen Mund. Aber – gleich von Anfang an – war es – eine Lüge!« Er vergrub das Gesicht in den Händen und murmelte: »Ach! Sie stinken!«
    Das erinnerte mich an etwas. Ich holte aus meiner Tasche eine kleine Stinkbombe und brachte sie zum Platzen.
    Er sprang auf, balancierte auf einem Bein und zog mit dem Daumen eine lange Nase. Seine Zunge ragte sehr weit zwischen den Lippen heraus; und er kämpfte gegen einen Erstickungsanfall an.
    »Sehr gut«, sagte ich.
    »Danke. Ich schlage vor, wir begeben uns ans andere Ende des Wagens.«
    Erst als wir unser Gepäck hinübergetragen hatten und selbst bequem saßen, atmete er wieder normal. Ich rechnete damit, daß sein Schrecken und der größte Teil seines Ärgers vergangen waren. »Professor«, begann ich vorsichtig, »ich habe darüber nachgedacht, was wir tun, wenn – und falls – wir Fräulein Phoebe finden.«
    »Wir werden ihre Umschulung vervollständigen«, sagte er. »Wir werden ihr klarmachen, daß ihre entfesselten Kräfte falsch angewandt worden sind.«
    »Ich kann mir etwas Besseres vorstellen, als ihre Umschulung zu vervollständigen. Deshalb habe ich mich auch ein bißchen derb ausgedrückt. Vermutlich betrachtet Sie Fräulein Phoebe als den bedeutendsten Mann der Welt.«
    Er lächelte vor sich hin, und ich wußte, woran er dachte.
     
    La Plume, Pa.
    Mittwoch
    4 Uhr morgens (!)
     
    Professor Konrad Leuten c/o Hopedale Press
    New York City, New York
     
    Mein lieber Herr Professor, obgleich Sie ein berühmter und beschäftigter Mann sind, hoffe ich, daß Sie sich die Zeit nehmen werden, ein paar Worte dankbarer Huldigung von einer alten Dame (vierundachtzig) zu lesen. Ich habe gerade Ihr ausgezeichnetes und inspirierendes Buch ›Wie lebt man auf Kosten des Kosmischen Ausgabenkontos?‹, eine Einführung in die Funktionelle Epistemologie, studiert.
    Herr Professor, ich glaube, ich weiß, daß jedes einzelne herrliche Wort in Ihrem Buch wahr ist. Und wenn ein Kapitel noch besser als alle anderen ist, so ist es das Kapitel neun, ›Wie man in äußerster Harmonie mit seiner Umgebung lebt!‹ Die zwölf Regeln dieses Kapitels sollen von diesem Augenblick an mein mich führendes Licht sein, und ich werde sie immer getreulich befolgen.
    Ihre dankbare und Ihnen ergebene Freundin
    (Fräulein) Phoebe Bancroft
     
    Dieser schmeichelhafte Brief erreichte uns am Freitag, einen Tag, nachdem die Zeitungen amüsiert oder bestürzt von der »Gedächtnisstörung« in La Plume, Pennsylvanien, berichtet hatten. Der Ausdruck »Pestgebiet« tauchte erst später auf.
    »Ich glaube, sie wäre durchaus dazu imstande«, sagte der Professor.
    »Denken Sie einmal darüber nach.« Der Zug verlangsamte die Fahrt, um eine Kurve zu nehmen. Ich stellte fest, daß an beiden Seiten der Schienen eine lange Reihe von Männern und Frauen standen. Und einige von ihnen versuchten wahrhaftig, auf den fahrenden Zug zu springen! Bremsen kreischten; ich stieß mit der Nase gegen den Vordersitz.
    »Aggression«, sagte der Professor erstaunt. »Aber das steht nicht in den Regeln!«
    Wir sahen auf der Plattform den Schaffner, der den Leuten neben den Schienen etwas zuschrie. Er wurde niedergetrampelt, als sie vorstürzten und sich überall verteilten.
    »Kamen nach Scranton«, hörten wir sie schreien. »Verrückte –«
    »Ich hab’s«, rief ich dem Professor durch das Getöse zu. »Das sind Flüchtlinge aus Scranton. Sie müssen die Schienen besetzt haben. Jetzt werden sie den Zugführer dazu zwingen, die ganze Strecke bis nach Wilkes-Barre zurückzufahren. Wir müssen aussteigen!«
    »Ja«, sagte er. Wir befanden uns in der hintersten Sitzbank. Mit den Ellbogen bahnten wir uns einen Weg durch die brodelnde Menge bis zur Tür und sprangen vom Zug. Der Professor verlor bei dem harten Kampf sein gesamtes Gepäck. Ich rettete nur meine
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