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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories
Autoren: diverse
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sind deine Kanonen, deine Befestigungen, deine Kohlenbergwerke und Stahlkammern, deine Stickstoff- und Schwefelsäurefabriken? Wenn du die Plünderer als Unsinn abtust, dann lebst du noch immer in einer Welt, die gerade eines grausamen Todes gestorben ist. Wir haben nicht mehr die gesamte Zivilisation hinter uns, die uns unterstützt: wir sind auf uns alleine angewiesen!«
    Bogomazov hatte mit halbgeschlossenen Augen zugehört. »Dann glaubst du also, daß die Zivilisation vorbei ist?«
    »Nein! Aber ich glaube, daß das, was davon noch übrig ist, neu aufgebaut, neu organisiert werden muß. Ihr und wir, die Amerikaner und die Russen – wir kämpften unseren Krieg um die Vorherrschaft der Zivilisation, und dabei haben wir sie selbst fast völlig ausgerottet. Aber auf beiden Seiten waren und sind wir für die Zivilisation. Und das zählt jetzt … Wie ist unsere Situation hier? Nach den dürftigen Verbindungen, die wir aufnehmen konnten, gibt es flußauf- und abwärts verstreute Niederlassungen wie unsere, die wieder Fuß zu fassen versuchen. Aus dem Osten, gegen das Kaspische Meer zu, haben wir überhaupt keine Informationen, aus der Ukraine kommen nur Berichte über wandernde Banditenhorden.
    Im Frühling werden die razboiniki wieder über uns herfallen – und vielleicht haben sich in der Zwischenzeit mehrere kleine Gruppen zu größeren und gefährlicheren zusammengeschlossen. Mit ihrer wiederentdeckten Technik des Nomadenlebens werden sie sich in das Vakuum hinein ausbreiten, das durch den inneren Zusammenbruch der zivilisierten Welt geschaffen wurde – wie es die Hunnen und ihresgleichen taten, als das römische Empire zusammenbrach … Ich glaube, daß uns keine andere Wahl bleibt, als nach Westen zu ziehen, und zwar sobald die Frühjahrsernte eingebracht ist. Dieses Land hier kann nicht länger der Zivilisation erhalten bleiben; denn erstens ist es zu groß, und zweitens besteht es aus einer ungeheuren Ebene, aus natürlichem Nomadenland. Die eurasische Ebene erstreckt sich über Nordeuropa, über Deutschland und Frankreich hinweg; wir sollten uns nach Süden wenden, um uns nach einer geographisch günstigeren Gegend umzusehen. Vielleicht könnte man sich auf der Krim niederlassen, aber die Radioaktivität soll dort sehr hoch sein; so käme nur noch der Balkan oder Italien in Frage.«
    Bogomazov richtete sich auf und blickte Smith an. Er runzelte die Stirn. »Du willst vorschlagen – daß Rußland den razboiniki überlassen wird?«
    »Genau. Das wird auf jeden Fall das Ergebnis sein: Ich schlage vor, daß wir uns retten, solange noch Zeit dazu ist.«
    Der Kommunist zog die Augen, die gefährlich glitzerten, zusammen. Einen Augenblick lang saß er schweigend, fast regungslos da, dann stieß er ein lautes Gelächter aus. »Du willst einen Marxisten in Geschichte unterrichten! Ich kenne die Geschichte. Ja weißt du denn nicht, daß das genau das Gebiet ist, wo Igors Heer gestanden hat? Die gleiche Gegend, in der Prinz Dimitri Donskói die Goldene Horde besiegte? Und du willst mir einreden, vor einer Handvoll Banditen davonzulaufen! Weißt du –«
    »Ich sehe nicht ein, was die vergangenen glorreichen Taten des Heiligen Rußland mit Marxismus oder der Erhaltung der Zivilisation zu tun haben«, unterbrach ihn Smith trocken.
    Der andere stand auf und wippte auf den Füßen wie ein kleiner wütender Bär. Böse blickte er auf die schlaksige Gestalt des Amerikaners. »Willst du wohl ruhig sein, bis ich –« schrie er.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und ein kalter Luftzug kam herein. In der Öffnung stand Ivanov und rief atemlos: »Genosse Bogomazov! Es fehlen zwei Gewehre!«
    Sofort war Bogomazov wieder er selbst und griff nach dem Mantel. »Zwei? Ich werde es untersuchen, und wer sie zu verstecken sucht –«
    »Entschuldigung, Genosse Bogomazov, aber es ist noch viel schlimmer. Vasya und Miskha-der-Frosch, vielmehr Bürger Rudin und Bagryanov, sind mit den Gewehren verschwunden.«
    »Die jungen Narren …« Bogomazov polterte hinaus. Smith folgte ihm langsam und sah, wie der Kommunist eine alte Frau, die bitterlich weinte, wütend ausfragte.
    »Wohin sind sie gegangen? Welchen Weg?«
    Die alte Frau, Mutter eines der beiden Vermißten, wiederholte nur immer wieder schluchzend: »Ushli y razboiniki … sie gingen zu den Räubern …«
    Angewidert wandte sich der Kommunist ab; seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Smith sagte in ruhigem Ton: »Jetzt holst du sie nie mehr ein. Das ist übrigens eine weitere
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