Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

Titel: 16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
Glas geschaut hat!« vermutete Alexandro. »Ich ziehe ihn am besten von der Straße weg, damit er nicht noch überfahren wird!« Maria schwieg. Sie hatte sich, trotz ihres weißseidenen Abendkleides, in den Schmutz gekniet und hob den Kopf des Bewußtlosen hoch.
    Es war ein junger Mann mit kantigen Gesichtszügen und strohblondem Haar. Er wirkte nicht älter als achtzehn Jahre.
    Seine Augen waren geschlossen, durch den leicht geöffneten Mund kam ein leises Röcheln. »Er lebt!« rief Maria.
    »Klar! Solche Kerle sind hart im Nehmen!« bestätigte Alexandro.
    Maria erhob sich. Obwohl sie nur 1,55 Meter maß und ausgesprochen zierlich war, duldete ihre Anweisung keinen Widerspruch: »Alexandro, du nimmst diesen schmutzigen Kerl jetzt hoch, legst ihn auf deine feinen, weißen Polster und fährst ihn zu mir nach Hause!«

Eine folgenschwere Entscheidung
    Geheimagent Lennet kam langsam zu Bewußtsein. Doch er öffnete erst die Augen, als er ganz sicher war, daß er durch das Gehör allein nicht feststellen konnte, wo er sich befand. Es herrschte absolute Ruhe - und doch fühlte er die Anwesenheit eines Menschen im Raum.
    »Gott sei Dank! Er kommt zu sich!« ertönte eine sanfte Stimme.
    Lennet wandte den Kopf und erkannte die Sprecherin sofort.
    Er hatte sie am Vormittag bei der Besichtigung des Tankers gesehen. Da hatte sie zwar eine riesige Sonnenbrille und einen Hut getragen, aber Lennet wäre nicht Geheimagent beim Französischen Nachrichtendienst geworden, wenn er nicht auch Gesichter hinter den verschiedensten Maskierungen erkannt hätte. Er wußte genau, daß er sich nicht irrte. Dieses junge Mädchen, das sich so zu freuen schien, daß er aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte, war die Besitzerin eben jenes Tankers, auf dem er selbst einen Tag zuvor als Schiffsjunge angeheuert hatte. Natürlich nicht offiziell, da es keine Schiffsjungen mehr gab, sondern als junger Matrose, der die Aufgaben eines Schiffsjungen erfüllte. Noch vor wenigen Stunden, als sie von ihrem Geschäftsführer und dem Kapitän begleitet wie eine Königin die Reihe der Matrosen abgeschritten war, schien eine unüberbrückbare Kluft zwischen ihr und ihren Leuten zu bestehen. Und nun lag der Schiffsjunge auf ihrem Bett unter einem seidenen Baldachin! Das Zimmer war geschmackvoll und kostbar eingerichtet, der Vorhang bewegte sich im Wind leicht hin und her. Und Maria Carolina bemühte sich höchstpersönlich um ihn.
    »Trink das! Es wird dir guttun.« Mit einer Hand hielt sie Lennet ein Glas Wasser hin, mit der anderen ein Glas Cognac.
    »Ich bin so froh, daß es dir bessergeht. Daß du deine graublauen, hübschen Augen aufgeschlagen hast. Du bist blond. Du mußt aus Kastilien sein! Gehörst du wirklich zu meinen Matrosen? Sag, wie alt bist du eigentlich?« Lennet öffnete den Mund, um zu antworten, da hob sie gebieterisch die Hand. »Still! Du wärest fast gestorben. Das ist noch zu anstrengend für dich.«
    Lennet seufzte tief. Bruchstücke der Erinnerung tauchten auf.
    Er sah sich am dunklen Kai entlanggehen, die Oleo III nur durch einen schmalen Wasserstreifen entfernt. Leise klatschte das Wasser an die Kaimauer... Plötzlich hatte ihn etwas am Hinterkopf getroffen, und er war in tiefe Bewußtlosigkeit gefallen. Es bestand kein Zweifel, jemand hatte ihm einen schweren Gegenstand auf den Kopf geschlagen - vielleicht eine Flasche -, um ihn anschließend ins Meer zu werfen. Das überraschende Auftauchen von Maria Carolina hatte ihm das Leben gerettet. Sonst wäre sein Körper erst Tage später zwischen Öllachen und Orangenschalen wieder aufgetaucht.
    Wer war dieser Jemand bloß? Wer konnte ein Interesse daran haben, den jungen Angelo Medina verschwinden zu lassen? Angelo Medina war der Deckname, unter dem sich Geheimagent Lennet auf der Oleo III eingeschlichen hatte.
    Sofort schob sich das Bild von Cellar zwischen Lennets Erinnerungen. Cellar, von stämmiger Gestalt, mit dem typischen Gang eines Seemannes, mit dem struppigen Schnurrbart und der rauhen Stimme. Cellar, der am linken Handgelenk einen Totenkopf mit den gekreuzten Oberschenkelknochen eintätowiert hatte; das Zeichen der Seeräuber. Der junge Geheimagent und Cellar hatten sich gleichzeitig bei Kapitän Robarra vorgestellt, und der Kapitän hatte sich, nach einigen Gläschen Rum und einigen Fragen, die es zu beantworten galt, für den jungen Angelo entschieden.
    »Ich brauche einen Schiffsjungen und keinen Piraten!« hatte er erklärt. Der Blick, den Cellar Lennet zugeworfen hatte, war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher