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16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

Titel: 16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
Autoren: Vladimir Volkoff
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der Oleo III , hüpfte wie ein praller Gummiball auf einem Bein durch die Kombüse und jammerte: »Ich habe mir das Bein verbrüht! Der Kaffee ist umgekippt! Auuu!«
    »Ist jetzt kein Kaffee mehr da?« erkundigte sich einer.
    »In diesem Fall...«, begann ein zweiter.
    »... stecken wir einfach dich in die Kaffeekanne!« vollendete ein dritter.
    »Es gibt - da ist noch Kaffee!« versicherte Pepe rasch.
    »Hauptsache, er schmeckt, dein Kaffee!« schloß Cellar mit seiner tiefen, rauhen Stimme.
    Die Besatzung stand Schlange vor der Kombüse. Pepe zählte wieder und wieder seine Leute. Siebzehn, achtzehn, neunzehn das kann nicht sein. Noch mal von vorn. »Siebzehn, achtzehn, neunzehn. Da stimmt doch was nicht. Ich mache siebzehn Portionen, und ihr seid auf einmal neunzehn Leute! Der Kaffee wird sicher reichen, aber das Essen...«
    »Du kannst wohl nicht zählen", meinte Cellar. »Stellt euch doch mal in die Reihe! So wird er ja nie fertig, und das widerliche Essen wird noch mehr verdorben sein als gewöhnlich.«
    Brummend stellten sich die Leute in einer Reihe auf. Cellar zählte. Zuerst sich selbst, dann den Koch und dann mit ausgestrecktem Zeigefinger jeden seiner Kameraden. Die Tätowierung an seinem linken Handgelenk war deutlich zu sehen. »Drei, vier...«
    Carlito, der vorletzte, erhielt die Nummer achtzehn.
    »Einer zuviel!« sagte Cellar mit finsterer Miene. Als er jedoch Lennet gegenüberstand, war die Überraschung deutlich von seinem Gesicht abzulesen. Sein Arm fiel zurück. Der junge Geheimagent lächelte freundlich. »Hallo, Cellar, hast wohl gut geschlafen in meinem Bett?« So war es tatsächlich. Als Angelo und Carlito spätabends an Bord gekommen waren, konnten sie sich nicht mehr ordnungsgemäß melden. Sie waren also unverzüglich zu den Mannschaftskajüten gegangen, wo es Carlito schon auf der Schwelle zum Schlafraum so übel wurde, daß er, ein Tuch mit Kölnisch Wasser vors Gesicht gepreßt, den Gerüchen seiner neuen Kameraden entfliehen mußte und an Deck eilte. Er hatte dort hart und unruhig im Rettungsboot unter freiem Himmel geschlafen. Lennet, der schon einiges gewöhnt war, hatte sein Bett belegt vorgefunden. Dort schnarchte Cellar in seinen Bart.
    So war auch er gezwungen gewesen, sich einen Platz an Deck zu suchen.
    »Wo kommst du denn her?« erkundigte sich Cellar, als er sich wieder einigermaßen gefaßt hatte.
    »Du scheinst ja sehr erstaunt zu sein, mich hier zu sehen", gab Lennet die Frage zurück.
    »Du warst gestern nicht da. Darum habe ich deine Stelle bekommen!« brummte der Matrose.
    »Das heißt, du hättest gerne die Stelle gehabt, aber der Kapitän war so betrunken, daß er nicht ansprechbar war und du dich selbst einstellen mußtest", stellte Pepe, der Koch, richtig.
    Cellar schnappte sich einen fettigen Kochkessel und stülpte ihn dem armen Pepe über den Kopf. »Und du", schimpfte der Seemann, »wirst erst wieder reden, wenn ich diesen schmierigen Kessel entzweigebrochen habe.« Er wandte sich dem Geheimagenten zu. »Und du, Kleiner, wirst das Boot in den nächsten dreißig Sekunden verlassen haben! Du kannst es dir aussuchen, ob mit den Füßen oder mit dem Kopf voraus!«
    »Du kennst die Schafhirten aus Avila nicht!« erwiderte der junge Angelo ruhig. »Wenn sie einen wildgewordenen Hammel vor sich haben, dann wissen sie sehr rasch, wie sie ihn zähmen können!« Wütend sprang Cellar auf und stürzte auf Lennet los. Ein gewaltiger Schwinger ging haarscharf an seinem Kopf vorbei.
    Der junge Geheimagent war so geschickt ausgewichen, daß es aussah, als habe er sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Na, Pepe", erkundigte er sich gelassen, »gibst du mir jetzt den Saft?« Lennet streckte den Arm aus und hielt dem armen Koch seinen Blechbecher hin.
    Cellar wandte sich an die anderen Matrosen, die schweigend dem Geschehen gefolgt waren, jederzeit bereit, dem Älteren zur Seite zu stehen. Sie hatten jedoch gemerkt, daß sich der Schiffsjunge nicht so ohne weiteres geschlagen gab.
    »Meine Freunde", tönte die rauhe Stimme, »die Zartfühlenden unter euch wenden sich jetzt besser ab, und die Neugierigen schauen genau hin! Wer noch keinen gehackten, gebratenen oder eingemachten Schiffsjungen gesehen hat, wird das jetzt kennenlernen!« Tödliche Stille herrschte in der Kombüse, während Cellar siegessicher den Schnurrbart zwirbelte, die Ärmel aufkrempelte und in die Hände spuckte.
    Lennet schien die Ruhe selbst. Er rührte in der dünnen Spülbrühe, die Kaffee genannt wurde,
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