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Sternenfaust - 058 - Im Zeichen der Toten Götter

Sternenfaust - 058 - Im Zeichen der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 058 - Im Zeichen der Toten Götter
Autoren: Alfred Bekker
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Noch war der Raisa ein unselbstständiges, kaum der Sprache mächtiges Kridan-Junges, an dem die Priesterschaft die göttlichen Zeichen festgestellt hatten. Noch regierten andere in seinem Namen, aber das würde sich irgendwann ändern.
    »Versuch es noch einmal!«, sagte die Stimme. »Töte ihn! Töte den hässlichen Heiden!«
    Der Raisa hob einen Hand-Graser auf und richtete ihn auf die Gestalt eines Menschen, die sich etwa drei Meter von ihm entfernt befand und jetzt einen Schritt zurückwich.
    »Töte ihn! Gott will es!«
    Der kleine Raisa hob mit Mühe den Hand-Graser und feuerte. Ein blassgrüner Strahl schoss aus der Mündung heraus. Der erste Schuss verfehlte den schnabellosen Säugetierabkömmling, der jetzt seinerseits zur Waffe griff. Der Raisa versuchte es noch einmal. Der nächste Schuss saß. Der Strahl traf den Menschen in den Brustkorb. Ein zischender Laut war zu hören, als sich der Energiestrahl in den Körper brannte. Der Schnabellose zuckte und fiel zu Boden, wo er regungslos liegen blieb.
     
    *
     
    Der am Boden liegende Mensch verblasste. Die Qualität des Hologramms war ohnehin nicht besonders gut gewesen. Es glich eher einer zweidimensionalen Projektion, als dass wirklich ein körperhafter Eindruck entstanden wäre.
    Aber für Kridan-Augen war das genug. Schließlich verfügten Kridan auf Grund ihrer weit auseinanderstehenden Augen über ein nicht sonderlich gut ausgeprägtes räumliches Sehen. Auch ein reales Gegenüber erschien ihnen nur als zweidimensionale Gestalt.
    Das Hologramm verschwand und ein weiterer Mensch erschien wie aus dem Nichts – diesmal mit der Waffe im Anschlag.
    »Es ist genug!«, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Der kridanische Priester wandte den Schnabel in Richtung des Sprechers. Er nahm unwillkürlich Haltung an und rückte das purpurne Priestergewand zurecht.
    Eine Gestalt in der Kutte verharrte zwischen den Säulen der großen Wandelhalle im Tempelbezirk von Matlanor, der strahlenden Hauptstadt des Heiligen Imperiums. Nur für einen Moment fielen ein paar Lichtstrahlen in das Dunkel unter der tief in das Gesicht gezogenen Kapuze, die kaum einen Blick auf die Schnabelspitze freiließ.
    »Prediger!«, stieß der Priester hervor. Er war erst seit Kurzem einer der offiziellen Erzieher des Raisa, eine Aufgabe, die in erster Linie politisch und nicht pädagogisch verstanden wurde. Wer den Raisa formte, solange seine Persönlichkeit noch formbar war, gewann Einfluss auf die politische Zukunft des Imperiums. Und das war auch der Grund dafür, warum sowohl die Priesterschaft als auch das Tanjaj-Militär darum buhlte, die Erzieher des Raisa zu stellen.
    Das zahlenmäßige Verhältnis unter den Raisa-Erziehern war ein sicherer Indikator für das politische Kräfteverhältnis zwischen beiden Gruppen, die von jeher die Geschicke des Imperiums lenkten. Gegenwärtig stand dieses Verhältnis zwei zu zwei unentschieden.
    Die Position des fünften Erziehers hatte der Prediger Satren-Nor für sich persönlich reserviert.
    Er war die dominierende Kraft des Imperiums und führte als charismatischer Prediger, den viele für den legendären Friedensbringer der Legende hielten, auch die Regierungsgeschäfte.
    Ein Herrscher, dessen absoluter Autorität sich zurzeit selbst die Tanjaj und die Priesterschaft beugten, weil sie sehr genau wussten, dass keine dieser Gruppen die spirituelle Führerschaft der Kridan gegen das Wort des Predigers zu übernehmen vermochte. Zu groß war die Sehnsucht nach Frieden unter den Gläubigen gewesen. Zu groß der verheerende und verweichlichende Einfluss des Wohlstands, wie Priester und Tanjaj in seltener Übereinstimmung die Stimmung unter der Bevölkerung analysierten.
    Aber Satren-Nor wusste nur zu gut, dass ihm die Macht nur auf Zeit überlassen war. Er regierte – wie alle anderen imperialen Regierungen vor ihm – im Namen des Raisa, der noch ein kleiner, hilfloser Schlüpfling war.
    Doch er würde wachsen und eines Tages, wenn er dazu in der Lage war, selbst die Macht übernehmen.
    Dann kam es darauf an, welches Gedankengut den Stellvertreter Gottes geprägt hatte, welche Einstellungen, Ängste, Abneigungen und Vorheben seine Entscheidungen beeinflussen würden.
    Der Kampf um die Seele des noch so jungen Oberhauptes aller Gläubigen hatte bereits begonnen und Satren-Nor war sich nicht sicher, ob er auf diesem Gebiet tatsächlich so erfolgreich war, wie er sein musste, wollte er die Veränderungen zementieren, die sein Umsturz gebracht
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