Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

Titel: 16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
und strich sich ranzige Margarine aufs schimmelige Brot.
    Da ertönte eine helle Jungenstimme: »Ich verstehe überhaupt nicht, worum es hier eigentlich geht. Der Kapitän stellt denjenigen ein, den er einstellen will. Es ist doch Sache des Kapitäns und nicht eure.«
    Alle Blicke wandten sich dem kleinen Carlito zu, den bisher keiner so richtig wahrgenommen hatte.
    »Den Kapitän? Der ist doch gestern in sein Rumfaß gefallen!« meinte der große blonde Amerikaner Walli. »Da kann den keiner wecken!« bestätigte Li, der Chinese.
    »Außer mir!« sagte Carlito. »Ich kann ganz phantastisch Leute aufwecken!« Die Seeleute starrten ihn verblüfft an. Robarra aufwecken das hieß, einen Käfig mit ausgehungerten Löwen öffnen! »Im übrigen muß ich auch in eigener Sache zum Kapitän", fügte Carlito hinzu. »Da können wir gleich beides regeln. Also los, Cellar und Angelo. Kommt, Leute!« Ohne sich umzudrehen, stand Carlito auf und ging schnurstracks zur Kapitänskajüte.
    Angelo folgte ihm auf den Fersen, und Cellar war gezwungen, ebenfalls mitzugehen. Die anderen Matrosen blieben im gehörigen Sicherheitsabstand.
    Wie weckt man einen Kapitän, der gerade seinen Rausch ausschläft? Nun, es ist ganz einfach. Erst klopft man leise, dann immer lauter an seine Tür. Hat man lange und heftig genug dagegengetrommelt, wird sie sich irgendwann öffnen und ein ungewaschener, unfrisierter, rotgesichtiger, verschwiemelter Kapitän erscheint fluchend und schimpfend. Schließlich geht ihm die Luft aus, und er beruhigt sich ein bißchen.
    »Was ist los?« fragte er dann.
    »Der Däumling hat das Schiff wiedergefunden, das er verloren hatte, und er will seinen Platz wiederhaben", sagte Cellar rasch.
    »Falsch. Ich habe nichts verloren! Hier bin ich, Kapitän, und warte auf Ihre Befehle", stellte Lennet richtig.
    Robarras Blick irrte von einem zum anderen. Schließlich blieb er auf dem jungen Geheimagenten liegen. »Gestern", sagte er mit schleppender Stimme, »warst du vor Mitternacht nicht zurück an Bord. Auf meinem Schiff verlange ich von meinen Matrosen strikten Gehorsam und allergrößte Disziplin. Davon scheinst du nichts zu halten. Solche Leute kann ich nicht brauchen. Also verschwinde! Aus meinen Augen, oder du gehst über Bord!« Der Schnauzbart von Cellar bog sich zum Siegerlächeln, und einige Matrosen feixten schon im Hintergrund. Da trat der kleine Carlito vor. »Kapitän", sagte er forsch, »ich glaube, daß Ihre Entscheidung meiner Milchschwester nicht gefiele!«
    »Wer bist denn du, kleiner Floh?«
    »Ich bin Carlito Sanchez, Kapitän, und stehe zu Ihren Diensten.« Carlito zog den Brief heraus und hielt ihn dem Kapitän entgegen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Robarra blinzelnd und augenreibend die Zeilen entziffert hatte. Doch dann wandelte sich der barsche Ton um hundertachtzig Grad.
    »Nun gut, Kleiner", sagte er freundlich. »Willkommen auf der Oleo III . Ich hoffe, es wird dir bei uns gefallen. Wir werden uns jedenfalls die größte Mühe geben - so wie im übrigen für jeden unserer neuen Matrosen. Die Oleo III ist das Paradies auf See.
    Und wer etwas anderes behauptet, der... Ach, ich gerate ins Schwärmen. Du meinst also, es wäre besser, Angelo an Stelle von Cellar zu behalten? Nichts einfacher als das!« Er sah zu Cellar hinüber. »Nimm deinen Sack und zieh Leine!« sagte er in gewohnt barschem Ton.
    Cellar stand kurz vor einem neuen Wutausbruch. Aber er wagte es nicht, den Anordnungen zu widersprechen. Er ging, gefolgt von den anderen Matrosen, die es nun, da der Sieger feststand, vorzogen zu verschwinden.
    Der Tag verlief ruhig. Angelo und Carlito waren ausreichend damit beschäftigt, die Schiffsbesatzung kennenzulernen, den Tanker zu durchforschen und sich mit ihren Pflichten vertraut zu machen.
    Kapitän Robarra kannten sie schon. Ein Mann, dessen Alkoholfahne und grobe Ausbrüche ihn nicht geeignet erscheinen ließen, die Verantwortung für gut zwanzig Menschenleben und ein 300000 Bruttoregistertonnen großes Schiff zu tragen. Aber es war wohl, wie immer, eine Frage der Kosten gewesen. Pagan achtete darauf, daß die Oleo III den größtmöglichen Profit machte. Und ein Mann wie Robarra war vermutlich billiger als ein anderer, fähigerer Kapitän. Außerdem war Robarra schon lange bei der Gesellschaft angestellt. Auf der Oleo I hatte er als erster Offizier gearbeitet, und auf der Oleo II war er der Kapitän gewesen. Die Untersuchungen hatten auch keinerlei Hinweis auf eine mögliche Schuld von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher