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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel
Autoren: Jason Dark
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blitzartig zwei huschende Wesen.
    Sie stießen auf mich nieder, um mich zu treffen, aber das war nicht möglich, denn das Kreuz wollte sie.
    Und es bekam sie.
    Es war nur der Hauch einer Berührung, als sie schon zerplatzten.
    Nicht wie Blasen, sie wurden einfach auseinander gerissen und flogen als helle Fetzen weg.
    Es war keine Warnung für die anderen Angreifer. Sie waren auf Angriff programmiert, denn für sie musste jeder Feind vernichtet werden, und ich gehörte dazu.
    Wieder zerplatzen zwei Geistwesen in hellen Lichtkaskaden. Ich wusste, dass ich gewonnen hatte, aber das übrig gebliebene Wesen wollte es dennoch wissen.
    Wieder blieb mein Kreuz Sieger.
    Ein Lichtblitz war das Letzte, was von diesem Hexenrest zu sehen war. Jetzt waren sie alle vernichtet, und ich stand noch immer auf dem Tisch. Es war eine Position, die mir nicht unbedingt gefiel, aber sie hatte etwas gebracht.
    Ich sprang wieder zu Boden.
    Gab es noch jemanden?
    Ja, die Totenfrau vom Deichhotel!
    ***
    Als lebende Person hatte sie Sonja geheißen. Ich wusste nicht, ob ich sie mit diesem Namen ansprechen sollte und ob sie mich überhaupt verstehen würde, aber ich tat es.
    »Sonja«, flüsterte ich.
    Die Totenfrau rührte sich nicht.
    »Kannst du mich hören?«
    Erneut wurde ich ignoriert.
    Dann eben anders. Ich hatte sie bisher noch nicht berührt, und das wollte ich nachholen. Die Kälte, die sie aus ihrem Reich mitgebracht hatte, spürte ich nach wie vor, aber sie störte mich nicht. Ich wollte etwas anderes wissen.
    Die linke Hand streckte ich der Gestalt entgegen. Die Frage, ob man einen Geist überhaupt berühren kann, stellte ich mir in diesem Moment nicht.
    Meine Finger griffen zu und ins Leere!
    Sie war da, aber sie war trotzdem nicht vorhanden. Ich sah sie als eine Gefangene einer anderen Dimension an, die unendlich weit weg war. Sie bewegte sich. Ihr langes Kleid fiel nach unten.
    Nackt stand sie vor mir.
    Ich schaute auf ihren Körper, der im eigentlichen Sinn des Wortes keiner war und trotzdem so normal aussah. Ich hatte ihn bisher als bleich und fahl weiß erlebt. Das traf jetzt nicht mehr zu. In ihm steckte ein leichtes und sehr schwaches grünliches Leuchten, als wäre das die Kraft, die Sonja überhaupt existieren ließ.
    Wir schauten uns an.
    Meine Augen lebten, ihre nicht.
    Kalt waren sie und völlig ausdruckslos. Eine Person, die nicht mehr zu den Lebenden gehörte, die aber auch nicht ins Totenreich gehörte. Ein Gespenst, das die lange Zeit auf seine Weise überlebt hatte. Mir persönlich hatte die Totenfrau nichts getan. Das hätte sie auch nicht geschafft. Sie hatte schon jetzt verloren, weil es die fünf Hexenseelen nicht mehr gab.
    Ich dachte an Sigrid Böhme, die niemals ihre Ruhe finden würde, wenn ihre tote Schwester auch weiterhin auf diese Art und Weise existierte. Und deshalb musste sie aus der Welt geschafft werden.
    »Es ist vorbei!« flüsterte ich ihr zu. »Dies ist nicht mehr deine Welt. Du hast die Lebenden verlassen, und dabei soll es auch bleiben. Niemals wird es eine Rückkehr für dich geben…«
    Sie hob die Schultern an. Es konnte der erste Hinweis auf eine Reaktion sein.
    So weit wollte ich es nicht mehr kommen lassen.
    Mein Kreuz war schneller!
    Die Berührung gegen den feinstofflichen nackten Körper reichte aus. Das Kreuz spürte, dass es einen Feind vor sich hatte, und reagierte entsprechend.
    Die Totenfrau warf ihren Kopf zurück. Ich sah noch, dass sie ihren Mund aufriss, aber es drang kein Laut daraus hervor. Stattdessen erfüllte das helle Licht ihren Körper, das von meinem Kreuz abgegeben wurde. Es drang überall hin und zerstörte die Totenfrau auf seine Weise.
    Licht und Nebel entstanden. Gemeinsam bildeten sie ein Gemisch, das aussah wie Watte und sich nicht mehr lange hielt, denn wenig später sackte dieses Gebilde nicht nur zusammen, es löste sich auch von innen her auf.
    Der helle Nebel schien schwer geworden zu sein. Er sank dem Boden entgegen und verflüchtigte sich, bevor er ihn erreichte. Die Totenfrau vom Deichhotel gab es nicht mehr, und sie würde auch niemals mehr zurückkehren.
    Dafür gab es die fünf Menschen hinter mir am Tisch. Mit dem endgültigen Abtreten der Totenfrau war der Bann gebrochen, mit dem sie belegt worden waren.
    Sie konnten wieder reden. Aber keiner von ihnen wusste, wieso er plötzlich hier mit anderen Leuten an einem Tisch saß. Ich erklärte es ihnen auch nicht, denn ich machte mich so schnell wie möglich aus dem Staub…
    ***
    Wenig später klopfte
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