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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel
Autoren: Jason Dark
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präsentiert, den Böhme nicht sah, weil er der Tür den Rücken zukehrte.
    Dort stand wie wartend der Astralleib der Sigrid Böhme!
    ***
    Auch ich musste den Anblick erst verdauen. Er war es, und er war es trotzdem nicht, weil ich ihn nicht als identisch mit dem wahren Körper bezeichnen konnte.
    Ein langes schwarzes Kleid bedeckte nur einen Teil des Körpers.
    Die rechte Hälfte blieb frei, und ich stellte fest, dass sie nackt war.
    Ihr Gesicht zeigt einen durchaus bösen Ausdruck, sodass es nicht viel Ähnlichkeit mit dem der Sigrid Böhme aufwies. Trotzdem war es der Zweitkörper, und ich konzentrierte mich stark auf ihn. Ich wollte sehen, ob er durchlässig war, nur traf das nicht zu.
    Auch Axel Böhme hatte nun seine Frau gesehen. Er war völlig überrascht, blieb aber nicht stumm, sondern gab ein Keuchen ab, das sich anhörte wie die Laute eines Tiers.
    »Bleiben Sie ruhig, Axel!«
    »Verdammt, ich…«
    »Bitte!«
    Ich achtete nicht mehr auf ihn, denn der Astralleib von Sigrid Böhme war jetzt wichtiger. Ich wollte auf ihn zugehen und ihn testen, als ich plötzlich Axel Böhme sprechen hörte. Es war gut, dass er sich gefangen hatte. Er sprach schnell und seine Stimme klang sogar ein wenig erleichtert.
    »Sie – sie – ist nicht meine Frau, verdammt noch mal. Das ist eine andere Person. Ich kenne sie sogar. Es ist – es ist – Sonja!«
    »Wer ist Sonja?« fragte ich.
    »Sigrids Schwester.«
    »Und weiter?«
    »Sie ist tot. Sie hat sich selbst umgebracht. Man hat sie tot im Wald gefunden. Sie war schon immer etwas verschroben, haben wir gesagt, weil sie sich mit komischen Dingen beschäftigte. Niemand weiß genau, wie sie umgekommen ist.«
    Das war eine Eröffnung, die ich zu akzeptieren hatte. Auf der anderen Seite machte sie mich froh, denn ich hatte schon selbst an mir gezweifelt. Astralkörper sahen normalerweise identisch aus. Es gab auch hier Übereinstimmungen, und man hätte sie sogar leicht verwechseln können, aber wirklich gleich waren sie sich nicht. Was immer diese Sonja getan hatte, es musste ihr gelungen sein, in dieser Form Kontakt mit ihrer Schwester aufzunehmen. Sie schwebte in anderen Welten, und es konnte durchaus sein, dass sie Sigrid warnen wollte.
    Sonja stand vor der Tür und tat nichts. Sie schaute uns nur an, und ich entdeckte in ihrem Blick etwas Aufforderndes.
    »Sie will, dass wir ihr folgen, Axel.«
    »Und wohin?«
    »Das wird sich herausstellen.«
    »Aber sie ist tot!«
    Da hatte er recht, und ich konnte mir vorstellen, dass er daran zu knacken hatte.
    »Ich gehe nicht mit Ihnen«, flüsterte er scharf. »Ich bleibe bei meiner Frau. Ich kann nicht, verstehen Sie?«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Es ist mir egal, was passiert.« Er schloss für einen Moment die Augen. »Ich kann Sigrid jetzt nicht im Stich lassen.«
    »Ist schon okay.«
    »Wollen Sie denn…«
    »Ja, ich werde ihr folgen. Es ist die einzige Chance, eine Spur dieser fünf Geistwesen zu finden.«
    Ich hatte beim Sprechen Axel Böhme angeschaut, der plötzlich den Kopf schüttelte und flüsterte: »Jetzt ist sie weg.«
    Ich fuhr herum.
    Verdammt, er hatte recht. Sonjas Astralleib hatte sich von einem Moment zum anderen aufgelöst, und so hatte ich das Nachsehen.
    Eine Sekunde später hatte ich die Tür geöffnet und schaute in den leeren Flur…
    ***
    Andreas Brass stand vor dem offenen Schrank und suchte sich ein frisches Hemd aus. Hinter ihm lief die Glotze, doch er achtete nicht darauf, was die blonde Moderatorin dieser Boulevardsendung von sich gab. Er freute sich auf den Abend. Zunächst was Anständiges essen und den Rest des Tages in der Bar verbringen.
    So hatte es bei ihm an jedem Abend ausgesehen. Aber diesmal wollte keine rechte Vorfreude aufkommen. Die unerklärlichen Vorgänge machten ihm schon zu schaffen, denn es war noch etwas Rätselhaftes hinzugekommen. Als er an den Bildern vorbeigegangen war, hatten die Totenbretter ganz anders ausgesehen. Es gab keine Bemalung mehr. Nur noch diese grauen Bretter, die ansonsten leer waren.
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass man die Farben abgewaschen hatte. Da musste schon etwas anderes passiert sein, und das wiederum beunruhigte ihn stark.
    Die Cordhose hatte er schon übergestreift und zog jetzt ein kariertes Hemd an. Seine Frau hatte es beim Packen des Koffers so gefaltet, dass es wie neu aussah.
    Er stopfte das Hemd in die Hose und wollte die Schranktür zuschieben, als er etwas hörte.
    Irgendwas war mit der Glotze. Da sprach keine Stimme mehr.
    Aber
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