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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel
Autoren: Jason Dark
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entgegen.
    Dann ein Nicken.
    Claas wollte noch etwas sagen. Dieser Vorsatz fiel genau in das Nicken hinein, und plötzlich war er nicht mehr er selbst. In seinem Kopf schien das Gehirn ausgeschaltet worden zu sein.
    Nur sie zählte.
    Und sie gab die Befehle.
    Claas erhob sich und stand jetzt neben Peter Borg.
    Sie sprachen sich nicht ab. Sie waren nur die Befehlsempfänger und taten genau das, was die andere Seite wollte.
    Sie gingen vor und sahen, dass die Totenfrau die Tür nicht zu öffnen brauchte, um den Raum zu verlassen.
    Sie schwang wenig später wie von allein auf und gab den Weg für die beiden Männer frei.
    Keiner von ihnen wusste, wohin sie geführt wurden. Entkommen aber konnten sie dem Bann nicht…
    ***
    »Schläft der Kleine?« fragte Thomas Pestel.
    Michaela, seine Frau, legte einen Finger auf die Lippen. Dann sagte sie: »Ja, er schläft.« Sie kam aus dem Schlafzimmer und ließ die Tür etwas offen.
    »Ist noch ziemlich früh.«
    Er war müde. Die Seeluft hatte dafür gesorgt. Die kleine Frau mit den dunklen Haaren hob die Schultern. »Das war in den letzten Tagen auch schon so.«
    Thomas Pestel ließ sich in einen Sessel fallen und fragte, »Was machen wir jetzt?«
    Michaela deutete auf die Glotze. Der Ton war sehr leise gestellt.
    »Du bist doch TV-Junkie. Wie ich dich kenne, kommst du von der Glotze nicht weg.«
    »Was läuft denn?«
    »Weiß ich doch nicht. Schau nach.«
    Thomas winkte ab. »Und was ist mit dem Abendessen?«
    »Das haben wir ja mitgebracht. Süßsaure Heringshappen, die ich auf deinen Wunsch hin gekauft habe.«
    Thomas grinste. »Und dazu hätte ich gern Bratkartoffeln.«
    »Ach, auf einmal? Es gibt keine. Die kannst du dir höchstens malen. Nimm das Brot und fertig.«
    »Okay, mach ich.« Er schaute zu, wie sich Mega ebenfalls hinsetzte. Sie strich die Haare aus ihrem Gesicht und schaute auf ihren halb gerundeten Bauch.
    Ihr Mann grinste. »Was macht denn mein Sohn?«
    »Es wird ein Mädchen, und es strampelt.«
    »Nein, nein, so unruhig sind nur Jungen.«
    »Ach, das weißt du?«
    »Klar.«
    »Woher denn?«
    »Ich kann mich erinnern, dass ich auch viel im Leib meiner Mutter gestrampelt habe.«
    Mega zeigte ihm einen Vogel, was Thomas ignorierte. Stattdessen sprach er von der Zeit nach dem Essen und fing einen scharfen Blick seiner Frau auf.
    »Willst du noch spazieren gehen?«
    »Bei dem Wetter?«
    »Es regnet nicht.«
    »Okay, ich gehe ein paar Meter.«
    »Zur Bar, wie?«
    »Genau. Ich habe mich mit Andreas zu einem Schlummerdrink verabredet. Er ist allein. Du kannst ja mitkommen.«
    Mega wollt ihm schon die entsprechende Antwort geben, aber sie sagte nichts. Sie blieb sitzen, und ihr Mund stand dabei offen.
    »He, was ist los, mein Engel?«
    »Es ist plötzlich so kalt.«
    »Wie?«
    »Ja, ich…«, sie streckte plötzlich ihren Arm vor. »Da – da ist jemand!« Die letzten Worte glichen leisen Schreien. Mega hatte dabei zur Tür gedeutet, sodass sich ihr Mann gezwungen sah, seinen Kopf zu drehen.
    Er wollte einen Kommentar abgeben, aber es war nicht mehr möglich. Der Anblick hatte auch ihm die Sprache verschlagen, obwohl er genau wusste, wer dort stand.
    Es war die geheimnisvolle Totenfrau, die er bereits in der vergangenen Nacht gesehen hatte.
    Sie präsentierte ihnen ihre rechte nackte Körperseite und schaute sie mit kaltem Totenblick an.
    Mega wollte etwas sagen. Ihr Mann setzte ebenfalls dazu an, nur schafften es beide nicht, ein Wort hervorzubringen, denn die Erscheinung war stärker als sie.
    Von den Augen ging etwas aus, das beide Pestels in ihren Bann schlug. Als hätten sie sich abgesprochen, erhoben sie sich zur gleichen Zeit und gingen auf die Tür zu. Ihren Sohn hatten sie vergessen. Wie zwei Schlafwandler verließen sie das Zimmer, um in den Flur zu gehen…
    ***
    Ich befand mich in einer Zwickmühle. Ich wusste, dass etwas passieren würde, aber ich wusste nicht, wo es stattfand und wie ich es verhindern konnte.
    Im Hotel? Oder draußen in der Umgebung?
    Es stand nur für mich fest, dass es passieren würde und dass sich wahrscheinlich fünf Menschen in höchster Gefahr befanden.
    Das Hotel hatte ich verlassen und schaute die lange Zufahrt entlang, die wie ein breiter Strich zwei Wiesen trennte, auf denen diesmal keine Schafe weideten. Was ich sah, war normal. Es gab keinen Hinweis auf etwas Unheimliches. Ich sah zwar Menschen, die das Hotel verließen und zum Abendessen gingen, doch das waren Gäste, die nicht in den Kreislauf des Schreckens hineingeraten
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