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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel
Autoren: Jason Dark
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eine Lehrerin, die ihren Schülern klar machen wollte, was in den nächsten Minuten passieren würde.
    Das war für mich uninteressant geworden, denn etwas anderes nahm mich in Anspruch.
    Bisher kannte ich die ruhelosen Hexengeister nur als feinstoffliches Gemenge mit schwachen menschlichen Konturen. Nun erhielt ich den Beweis, dass es sie wirklich gab, denn diese fünf Geistwesen hatten sich hinter den am Tisch sitzenden Menschen aufgebaut. Es sah so aus, als warteten sie darauf, zuschlagen zu können, und eine Unperson wie Sonja würde ihnen den Befehl geben.
    Niemand hatte mich bisher gesehen. Ich ließ meine Hand über das in der Seitentasche steckende Kreuz gleiten, das sich leicht erwärmt hatte. Ich setzte darauf, dass mein Talisman es schaffte, die verdammten Geistwesen zurückzutreiben.
    Erst jetzt konzentrierte ich mich auf die zischende Stimme. Ich musste sehr genau hinhören, um etwas verstehen zu können. Dabei stellte ich sehr schnell fest, dass ich noch gerade zur rechten Zeit gekommen war, denn diese Todesrede näherte sich dem Ende.
    »Ihr könnt den armen Seelen den Frieden zurückgeben. Ihr werdet einen Tausch eingehen und als Menschen sterben. Aber eure Seelen bekommen eine neue Heimat. Sie werden in eine andere Welt hineingleiten, die jenseits der sichtbaren liegt. Und ihr werdet das fühlen, was auch die fünf Verfluchten gefühlt haben. Elend und Verlassensein. Bis ihr euch wünscht, dass der Teufel Gnade zeigt und eure Seelen mit in sein Reich nimmt.«
    Ich ging noch näher und richtete mich auf.
    Ich schaute jetzt direkt in den anderen Raum hinein und sah den Tisch, an dem die fünf Personen regungslos saßen, weil sie unter dem Bann der Totenfrau standen.
    Und die anderen warteten bereits. Schwache, durchscheinende Geschöpfe.
    Geister, die Konturen hatten, aber trotzdem irgendwie gestaltlos waren. Sie würden die Körper der Menschen übernehmen und ihnen dann die Seelen rauben, die Kraft, die einen Menschen erst zum Menschen machte.
    Sie hatten sich bisher still verhalten. Ich ging davon aus, dass es nicht mehr lange der Fall sein würde, und machte mich deshalb startbereit.
    Noch ließ ich die Totenfrau reden.
    »Meine Zeit ist vorbei. Ich habe die Unglücklichen getroffen und sie zu euch geführt. Es war ein langer Weg, den auch meine Schwester mitgehen musste, ohne dass sie etwas davon ahnte und nicht wusste, dass sie manipuliert wurde. Jetzt ist der Zeitpunkt nicht nur nah, er ist bereits da. Euer Schicksal ist besiegelt!«
    Genau der Satz hatte mir noch gefehlt. Ich ließ keine Sekunden mehr verstreichen, startete wie ein Sprinter, befand mich plötzlich in dem anderen Raum und sprang von der offenen Seite her mit einem Satz auf den Tisch.
    »Niemand wird seine Seele verlieren!«
    ***
    Meine Worte schlugen ein wie die berühmte Bombe. Nicht bei den Menschen, sondern bei den feinstofflichen Wesen. Die Geistgestalten der toten Hexen mussten erleben, dass sich eine andere Kraft gegen sie stemmte. Es war die Macht des Kreuzes, das ich sichtbar in meiner rechten Hand hielt. Mit meinem Talisman war ich stark genug, und in diesem Augenblick fühlte ich mich als der Sohn des Lichts, denn auch das Kreuz hatte die Umgebung gespürt.
    Es strahlte in meiner Hand auf, ohne aktiviert worden zu sein. Es gab seinen Glanz ab, der in diese andere unwirkliche Szene eindrang. Die Geister hinter den Menschen konnten nicht mehr ruhig bleiben. Sie bewegten sich wie helle Schatten zwischen dem Fußboden und der Decke hin und her. Sie schafften die Flucht nicht, denn sie blieben in ihrer eigenen Magie gefangen.
    Ich drehte meine rechte Hand langsam im Kreis. Alle sollten sie merken, welch eine Gegenkraft ich hier aufgebaut hatte. Das Kreuz war in der Lage, einen Kontakt zu den verfluchten Hexenseelen herzustellen, und es wurde auch zu einem Verstärker, denn diese ungewöhnlichen und nur schwer zu beschreibenden Schreie erreichten meine Ohren nun wie ein dünnes Wimmern.
    Die Macht des Kreuzes verstärkte sich mit jeder Sekunde, die verging. Das war an den Schreien zu hören, die sich veränderten. Waren sie vorhin noch siegessicher und triumphal gewesen, so hörte ich jetzt den Zorn und die Wut aus ihnen hervor.
    Mein Kreuz reagierte wie ein Magnet. Es ließ die Geistwesen nicht mehr aus seinem Bann. Es sorgte dafür, dass sie das Kreuz umflogen, dabei aber immer näher an es herankamen, und so wartete ich darauf, dass die ersten Berührungen erfolgten.
    Aus dem geschlossenen Kreis der Geister lösten sich
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