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Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung
Autoren: Amy J. Fetzer
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1
Osmanisches Reich
1756
    Schwert und Mann waren eins.
    Der Toledostahl, verbunden mit Erfahrung, beherrschte die Situation.
    Nicht eine Parade verfehlte ihr Ziel.
    Nicht ein Stoß war überschätzt.
    Exekution und Vollendung im Reich der Stille.
    Die gehärtete Schneide seiner Waffe fuhr dem Angreifer in das nachgebende Fleisch, fügte ihm eine tiefe Wunde von der Schulter bis zum Brustkorb zu, legte Knochen und das schlagende Herz frei.
    Blut strömte heraus und durchtränkte die Kleidung des Mannes; durch seinen gequälten Schrei wurde Ransom von Mitleid ergriffen und beschleunigte seinen Tod. Die Palastwache brach auf dem Boden zusammen, während Ran weitermachte und auch noch den letzten Wachposten mit einem lautlosen Schnitt in die Kehle tötete.
    Die Alarmglocken ertönten, jäh und ohrenbetäubend. Verdammter Mist. Er hatte gehofft, das Ganze heimlich erledigen zu können. Sein Vorteil war nun dahin.
    Es hallte vom nassen Steinfußboden wider, als er rief: »Domingo! Schafft gefälligst Eure verdammten spanischen Knochen hier herunter und helft mir!« Er vernahm das Stapfen von Stiefelabsätzen. Auf der Suche nach seiner gefangenen Mannschaft schoss sein raubtierhafter Blick blitzschnell in jede einzelne der finsteren Zellen. »Watkins! Ducks! Dahrein!«
    »Hier, Capt’n.« Dreimal ertönte diese Antwort von unterschiedlichen Stellen herüber, als Schritte die schnelle Ankunft weiterer Wachposten verrieten.
    Verdammt.
    Hinter ihm erreichte Domingo Avilar, gefolgt von drei Crewmitgliedern, das untere Ende der gewundenen Treppe; es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich bedachtsam einen Weg durch die Trümmer zu bahnen. Der Captain schlug so lange mit seiner Schulter gegen die hölzerne Tür, bis die alte Angel nachgab. Mit dem Schwert seines Großvaters brach er ungeduldig das Schloss einer weiteren Tür auf. Die Männer stolperten in die dunkle Halle und schirmten ihre Augen vor dem flackernden Licht der Fackeln ab. Die Kräftigeren halfen den Schwachen – Ransom nahm Kenntnis von jeder einzelnen Verwundung und schwor Vergeltung.
    »Schnell, Leute. Wir bekommen Gesellschaft«, befahl Ransom. Gerade in dem Moment, als er einem der Männer den Dolch eines Toten zuwarf, kam ein weiterer Trupp Wachen aus einem der Gängelabyrinthe um die Ecke gestürmt.
    Beim Anblick der dunklen Erscheinung, die mitten im Schlachtfeld stand, erstarrten die turbantragenden Männer einen Moment lang in ihren Bewegungen.
    Und in diesem winzigen Augenblick der Stille konnte Ran eine einsame Stimme hören.
    Sie klang weiblich und traurig.
    Er spitzte die Ohren, um dem dumpfen Laut besser lauschen zu können. Sein Blick verschärfte sich in Richtung der hölzernen Tür am Ende des Ganges, der einzigen, die durch Mauerwerk rundherum abgedichtet war. Ein Grab.
    Zum Teufel noch mal.
    Rans Augen schnellten zu den Wachen, dann zu der Tür, und seine Leute erkannten die Entschlossenheit, die in seinem gefährlichen Blick geschrieben stand. Schon stand er vor der Gruft, sein blutiges Schwert erhoben, um ein Eingreifen jederzeit abwehren zu können. Seine Leute verschafften ihm zu seiner Rechten Deckung. Die Wachen begehrten auf. Zwei von ihnen flohen, ein paar ließen ihre Waffen fallen und erhoben schützend ihre Hände. Einige schwangen ihre Schwerter und versuchten, Ransom am Öffnen der Tür zu hindern. In dem Moment, als seine Hand das Schloss berührte, griff eine der Wachen an und stieß seinen Körper gegen die Tür. Ransom fluchte, steckte sein Schwert in die Scheide und vergeudete sein letztes Pulver, indem er schoss, um die Ketten und das Schloss zu sprengen; dann riss er die Ringe aus der Verankerung.
    Weißer Rauch, Schreie und der Klang von Metall und Tod lagen in der schweren Luft. Er bückte sich und schob seine breite Hand in den länglichen Schlitz am unteren Ende der Tür, während er mit der anderen Hand das zerbrochene Schloss umspannte. Dann zog er. Ein feiner weißer Puder legte sich auf sein dunkles Haar. Hinter sich vernahm er laute türkische Proteste.
    »Dahrein!«, keuchte Ran, während er mit all seiner Kraft Holz und Steine löste. »Was sagen sie?«
    »Ihr Reden ergibt keinen Sinn, sahib« ,antwortete der Inder, während er mit einem Dolch in der einen und einem Krummschwert in der anderen Hand die Wachen bedrohte und so seinem Captain Rückendeckung gab.
    Ran zwängte sich durch den aufgebrochenen Spalt. »Klär mich auf, Dahrein. Sofort!« Die plötzlich gellenden Schreie bedurften jedoch keiner
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