Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geben, aber den Gedanken dann verworfen. Er spielte in diesem Drama nicht die Hauptrolle. Die hatte eine Frau namens Sigrid Böhme übernommen.
    Ich ging fest davon aus, dass sich ihr Astralleib bilden würde. Dafür musste sie nicht mal selbst sorgen, das würde sich einfach so ergeben, und darauf wartete ich.
    Ich klopfte an die Zimmertür, die wenig später von Axel Böhme geöffnet wurde.
    »Kommen Sie rein, Herr Sinclair.«
    Ich schlüpfte in das Zimmer. Axel Böhme machte auf mich einen angespannten Eindruck. Ich wollte fragen, wie es seiner Frau ging, aber er kam mir zuvor.
    »Noch ist nichts passiert.«
    »Gut.«
    »Sigrid befindet sich im Bad. Sie wollte sich duschen und umziehen. Die letzten Stunden waren schon recht schweißtreibend gewesen, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Hatte sie bereits Kontakt?«
    »Nein, das nicht. Es war alles normal. Falls man hier überhaupt von einer Normalität sprechen kann.«
    Die Tür zum Bad war geschlossen. Auch sonst befand sich niemand mehr im Zimmer, und ich trat an das Fenster heran und schaute auf eine kleine Terrasse, die mit zwei Liegestühlen bestückt war. Dahinter erhob sich eine Hecke, und über ihr wiederum zeichneten sich die Dächer der anderen Häuser ab.
    Der Tag hatte sein Ende noch nicht erreicht, aber die Dämmerung nahm an Kraft zu. Da schob sich die graue Masse über den Himmel hinweg, und es waren keine Gestirne zu sehen. Die Menschen hatten bereits ihre Lampen angezündet, ich sah die ersten Lichterbrennen.
    Wir würden einen Abend ohne Regen bekommen, das hatte der Wetterbericht versprochen. Erst in den nächsten Tagen stand eine Veränderung der Großwetterlage bevor. Dann hielt der Herbst endlich Einzug auf Sylt.
    Axel Böhme klopfte gegen die Tür zum Bad und rief einige Male den Namen seiner Frau.
    Eine Antwort erhielt er nicht, und das machte mich stutzig. Ich drehte mich um und sah, dass sich auch Axel Böhme von der Tür abgewandt hatte und mich Hilfe suchend anschaute. Er traute sich nicht, die Tür zum Bad zu öffnen, und flüsterte nur: »Sigrid meldet sich nicht.«
    »Lassen Sie mich mal.«
    »Okay.«
    Ich ging weniger förmlich vor und klopfte nicht erst. Die Tür zog ich schnell auf.
    Das Bad war klein und recht schmal. Sigrid Böhme saß auf einem Hocker. Er stand so günstig, dass sie sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnen konnte.
    Schlief sie?
    Hinter mir stieß Axel Böhme einen erstickt klingenden Laut aus, um den ich mich nicht kümmerte, weil Sigrid wichtiger war. Mein Herz schlug schon schneller, und ich war froh, dass dieses Bad ziemlich klein war, sodass sich Böhme nicht an mir vorbeidrängen konnte.
    Ich trat dicht an Sigrid heran, legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob den Kopf an.
    Schlief sie? War sie bewusstlos?
    Ich konnte es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit herausfinden. Jedenfalls hielt sie die Augen geschlossen, und auch ihre Lippen lagen aufeinander.
    Ansonsten tat sie nichts.
    Mein erster Schreck verging, als ich ihren leisen Atem hörte. Den produzierte sie nicht im Schlaf, denn sie befand sich in einem anderen Zustand. Ich ging davon aus, dass die andere Seite zugeschlagen und ihr einen fremden Willen aufgezwungen hatte. Jemand anderes hatte die Kontrolle über sie übernommen.
    »Was ist mit Sigrid?«
    Ich drehte mich um. Meine Antwort sollte Axel Böhme nicht beunruhigen. »Sie schläft«, erklärte ich.
    »Wirklich?«
    Ich sah noch immer den Ausdruck der Angst in seinem Gesicht.
    »Ja, Sie können sich darauf verlassen. Man kann den Zustand Ihrer Frau als schlafend bezeichnen.«
    »Aber das ist doch nicht normal!«
    Ich hob die Schultern. »Bitte, lassen Sie uns die Normalität für eine gewisse Weile vergessen, das ist besser so. Hier wird leider nach anderen Regeln gespielt.«
    »Ja, das sehe ich.« Er schüttelte den Kopf. »Dabei wollte sie nur mal ins Bad, und dann passiert so etwas.«
    »Haben Sie ihren Astralkörper gesehen?«
    »Nein, habe ich nicht. Mir ist überhaupt nichts aufgefallen, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Gut.«
    »Und jetzt?«
    »Gehen Sie wieder ins Zimmer.«
    Axel Böhme trat zurück. Auf seinem Gesicht glänzte der Schweiß.
    Es war deutlich zu sehen, dass er litt. Seine Lippen zitterten. Es sah aus, als wollte er jeden Moment etwas sagen, aber er brachte keinen Ton hervor.
    Erst nach einer ganzen Weile flüsterte er: »Es ist so weit – oder?«
    »Ja.«
    »Und der zweite Leib?«
    Ist unterwegs!, wollte ich sagen, aber ich kam nicht mehr dazu, denn mir wurde der Beweis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher