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Zeds Story

Zeds Story

Titel: Zeds Story
Autoren: Joss Stirling
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    Zed brachte seine Maschine auf Touren, bis der Motor jaulend protestierte. Er war unglaublich wütend – und diese Wut musste irgendwie raus.
    »Fahr langsamer, du Idiot!«, schrie Trace ein paar Meter hinter ihm. Er saß auf seinem eigenen Motorrad und jagte Zed auf der unbefestigten Straße hinterher, die sich in die Rocky Mountains hinaufwand. »Bist du dermaßen scharf drauf, jemandem dein Herz zu spenden?«
    »Das wird nicht passieren, jedenfalls nicht heute«, rief Zed über seine Schulter hinweg und die Reifen zermalmten den Schotterbelag zu Staub, als er sich einen Tick zu scharf in die Kurve legte. Dass er dabei nur knapp einem Sturz entging, wirkte wie ein Ventil für seine angestaute Wut; das wollte er unbedingt noch mal machen!
    »Bloß weil du die Zukunft kennst, heißt das nicht, dass ich nicht alles tun werde, um dich einzuholen!«
    Eine Sekunde bevor er die nächste Kurve erreichte,schlug Zeds Frühwarninstinkt Alarm: Pferde, eine ganze Herde, gleich hinter der Kurve. Er machte eine Vollbremsung und kam mit einer Seitwärtsdrehung schlitternd zum Stehen, sodass der Schotter bis zum Wegrand spritzte. Trace, der Zeds plötzliche Manöver gewohnt war, folgte ihm in einem eleganten Bogen und bremste scharf. Sie standen beide am Straßenrand, mit Blick ins Tal.
    »Was ist los?«, fragte Trace.
    »Pferde.« Zed machte den Motor aus.
    »Wenigstens bist du so schlau, den Wochenendcowboys keinen Schreck einzujagen.« Trace drehte die Zündung aus und tastete seine Taschen nach Zigaretten ab, dann seufzte er, als ihm wieder einfiel, dass er mit dem Rauchen aufgehört hatte. Trace hatte sich verändert, seit er bei der Polizei in Denver arbeitete. Doch der wilde Draufgänger von früher fand es oft lästig, ständig vernünftig zu sein.
    Es war fast schon zum Lachen, dachte Zed, dass seine Familie ausgerechnet Trace damit betraut hatte, ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden. Da hatten sie sich ja den Richtigen ausgesucht!
    »Komm, lass uns auf Uriel warten«, sagte Trace; die Motoren knacksten leise vor sich hin, während sie abkühlten.
    »Jetzt sag nicht, dass du ihn zur Verstärkung gerufen hast?« Zed trat den Ständer herunter und schwang sich von seinem Bike. Die vormittägliche Herbstsonne schien warm auf seine Lederkluft, also machte er den Reißverschluss seiner Jacke auf, zog sie aus und warfsie über den Motorradsitz. Das South Fork Valley war der prallen Sonne ausgesetzt, kein Wölkchen am Himmel, die Felder waren ausgebleicht und das Vieh warf kaum einen Schatten. Mit gesenkten Köpfen standen die Tiere da, ganz so, als hätten sie Wurzeln geschlagen.
    »Ich bin ja nicht blöd. Zu ihm bist du immer am nettesten.«
    »Bin ich dermaßen Angst einflößend, dass sogar ein taffer Bulle wie du Beistand braucht?«
    »Sag du’s mir, Zed. Muss ich Angst vor dir haben?«
    Die Andeutungen seines Bruders heizten Zeds Wut wieder an. »Trace, was zur Hölle meinst du damit?«
    »Ich meine, dass du in letzter Zeit die seltsamsten Signale aussendest. Keiner von uns versteht, was in dir vorgeht, und bei einem Savant deines Formats macht sich ein klar denkender Mensch da nun mal Sorgen.«
    Zed lachte, aber es klang hohl. »Uah, echt tiefsinnig, Mann.«
    »Im Ernst. Solche außergewöhnlichen Begabungen wie unsere zu haben ist eine Last. Man wächst oder zerbricht daran.«
    Darauf konnte er nicht viel sagen, oder? Zed starrte schweigend auf die Straße und beobachtete, wie Uriel auf seinem Mountainbike den Hügel hinaufstrampelte. Er war der Öko-Krieger unter den Brüdern, der lieber Muskelkraft einsetzte als PS. Offenbar hatte er den Jeep weiter unten stehen lassen und die harte Tour gewählt, um den Motorrädern zu folgen.
    »Hier kommt Sir Galahad«, sagte Trace.
    Zed empfand kurz ein Gefühl von Nähe zu Trace;sie waren Verbündete in ihrem gemeinsamen Spott gegen den Zweitältesten, den Goldjungen. »Ja, da bestehen echt Ähnlichkeiten, oder?«
    »Das liegt an den engelsblonden Strähnchen. Mom und Dad haben sich schon den richtigen Namen für ihn ausgesucht. Wo hat er die eigentlich her, wir anderen sind doch sonst alle eher genauso dunkel geraten wie Mom und Dad?« Wie um seinen Worten besonderen Nachdruck zu verleihen, zauste Trace durch Zeds dunkelbraunes Haar. Zed schlug seine Hand weg.
    »Hör auf, wenn du die Hand behalten willst.«
    Trace grinste. »Das kannst du immer noch nicht leiden, was? Gut zu wissen.« Er winkte Uriel zu, um zu zeigen, dass sie auf ihn warteten. »Ein paar Typen auf dem
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