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Zeds Story

Zeds Story

Titel: Zeds Story
Autoren: Joss Stirling
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sich ein Glas Eiswasser zu holen.
    »Alles in Ordnung, Zed?«
    Er hatte nicht bemerkt, dass sein Vater in der Ecke saß. Neben ihm brannte eine einzelne Kerze und er meditierte, was er oft tat, wenn er sich Sorgen machte. Seine indianischen Wurzeln waren nie so offensichtlich wie in den Momenten, wenn er betete; seine Augen waren überschattet von leidvollen Gedanken, das lange dunkle Haar zurückgehalten von einem Lederband mit Adlerfedern an den Enden. Zed hoffte, dass nicht er es war, der seinem Vater eine schlaflose Nacht bereitete.
    »Ja, mir geht’s gut.«
    »Bitte lüge mich nicht an.«
    Zeds Hand zitterte, als die Eiswürfel klirrend in sein Glas fielen. »Ich hatte bloß eine Vorahnung, das ist alles. Ist ja nicht die erste.«
    »Schlimm?«
    »Ziemlich schlimm.«
    »Betrifft sie jemanden, den wir kennen?«
    »Bloß dieses neue Mädchen an unserer Schule.« Er trank einen großen Schluck Wasser. »Ich habe gesehen, wie sie angegriffen wurde.«
    »Ein neues Mädchen?«
    »Ja. Vielleicht hat Yves sie ja erwähnt. Eine Musikerin.«
    Über das Gesicht seines Vaters huschte ein Lächeln. »Ah ja. Er hat tatsächlich etwas erzählt. Er hat mich gefragt, ob wir ihre Eltern kennen würden – ob sie im Netzwerk sind.«
    »Und sind sie’s?«
    »Nein.«
    »Wir dachten, dass sie womöglich Gedanken durchsickern lässt.«
    »Vielleicht erklärt das ja, warum du diese Vorahnung hattest? Ihre Gedanken könnten sich an deine Begabung angekoppelt und die Vision ausgelöst haben.«
    »Ja, vermutlich.«
    Sein Vater faltete die Hände im Schoß; er sah überaus friedlich aus, wie er da in seinem alten Lehnstuhl saß. Zed erinnerte sich an eine Zeit, als er auf ihn draufgeklettert wäre und es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht hätte. »Was wirst du tun?«
    Wie typisch für seinen Vater, dass er Zed nicht wie ein Kind behandelte, sondern ihn seinen eigenen Entschluss fassen ließ. Auch wenn Zed manchmal Entscheidungen traf, die seinen Eltern nicht gefielen, so glaubten sie doch fest daran, dass es richtig war, ihre Kinder nach deren eigenem Gutdünken handeln zu lassen. Sie hielten nichts davon, die Söhne an der kurzen Leine zu führen, und waren überzeugt, dass sich letztlich alles zum Guten entwickeln würde. Bei ihren beiden anderen rebellischen Söhnen, Trace und Victor, hatte das auch geklappt und sie waren schnell zu Stützen der Gesellschaft geworden; Zed war nicht sicher, ob das bei ihm auch so funktionieren würde.
    »Ich habe versucht, ihr aus dem Weg zu gehen – wegen dieser Gedankensache.«
    »Aber …?«
    »Aber vermutlich sollte ich sie im Auge behalten und bei passender Gelegenheit warnen.«
    »Das ist gut. Wir müssen diejenigen, die unseren Weg kreuzen, beschützen, vor allem niedliche kleine Blondinen, die einen ganz kirre machen.«
    Diese Ausdrucksweise klang so gar nicht nach seinem Vater. »Hat Yves das gesagt?«
    Die Augen seines Vaters funkelten belustigt. »Ja. Er hat gesagt, dass du in ihrer Gegenwart ganz anders bist – irgendwie unsicher. Sieh zu, dass ihr nichts passiert, Zed. Die Zukunft ist nicht so gewiss, wie deine Vorahnung dich vielleicht glauben lässt.«
    »Das ist mir klar, Dad. Ich habe schon genug Fehler gemacht, um das zu wissen.«
    »Und ich hoffe, du weißt auch, dass ich stolz auf dich bin.«
    Zed verstand, dass sein Vater ihm seine Anerkennung aussprechen wollte, nachdem ihre Beziehung in den vergangenen Monaten getrübt gewesen war. Es fühlte sich gut an, wieder auf der richtigen Seite zu stehen.
    »Danke. Ich werde mein Bestes geben.«
    »Und das ist alles, was wir jemals von dir erwarten, Zed.«
    Sky zu beschatten stellte sich als spannende Aufgabe heraus. Sie spazierte durch Wrickenridge wie Alice durchs Wunderland und war sich nicht im Geringsten bewusst, dass er ihr nach Anbruch der Dunkelheit überallhin folgte. Und genau wie Zed vermutet hatte, zog sie mit ihrem überaus liebenswerten Wesen die Nervensägen der Stadt an wie der Honig die Bienen. So hatte Mrs Hoffman, die alte Wichtigtuerin, sie beim Einkaufen in ein endloses Gespräch verwickelt. Und zu seiner heimlichen Belustigung hatte Sky versucht, an einem Regal hochzuklettern, um der Plaudertasche ein außer Reichweite stehendes Glas Dillsoße herunterzuholen. Zed hatte per Telekinese gerade noch rechtzeitig eine ganze Reihe von Konservengläsern vorm Absturz bewahren können, bevor Sky entwischt und er Mrs Hoffman in die Fänge geraten war. Vielen Dank, Gänseliesel.
    Kurze Zeit später hatte Sky ihn
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