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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten
Autoren: Unbekannt
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mit dem mysteriösen Objekt wieder verschwunden.
    Und jetzt...?
    Jetzt wartete er auf das Ende.
    Er war allein in einem Kerker, aus dem es kein Entrinnen gab. Mit der Trennung von Chthon hatte ihn Vishna der einzigen seelischen Stütze beraubt, über die er noch verfügte.
    Sein Körper war skelettiert und von nicht aufzuhaltender Verwesung zerfressen, mittlerweile auch ohne Tast- und Schmerzempfinden. Manchmal wunderte er sich, daß er überhaupt noch sprechen und denken konnte.
    Chthon mochte in keiner beneidenswerteren Lage sein. Der Schatten war selbst seit langem geschwächt. Ohne den Kontakt zu jenem anderen lief Chthon nun Gefahr, seine unwirkliche Existenz zu beenden.
    Ernst Ellert blickte an den Wänden des Schachtes empor. Ein krächzender Laut entrang sich seiner Kehle - ein Laut der Verzweiflung und der Resignation, den niemand hörte.
    ES, dachte er müde. Warum hilfst du deinen Freunden nicht? Warum läßt du die Menschheit im Stich, ES?
    ES schwieg. Wahrscheinlich vernahm die Superintelligenz den Ruf überhaupt nicht.
    Mehrfach hatte Ellert bereits versucht, den Geist vom Körper zu trennen, um wenigstens als bloßes Bewußtsein die gewohnte Bewegungsfreiheit wiederzuerlangen. Doch wozu er früher ohne Schwierigkeiten in der Lage gewesen war, mißlang nun ein ums andere Mal.
    Er war in doppelter Hinsicht eingekerkert.
    Die Mauer, die den einsamen Mann umschloß, bestand aus schwarzem Kristall. Sie gehörte zu einem Schacht, der tief in die Erde reichte.
    Ernst Ellert erinnerte sich nur noch nebelhaft daran, wie er hierher gelangt war. Nach seiner Gefangennahme war er in einen Turm gebracht worden und in einen endlosen Abgrund gefallen. Der Sturz ähnelte dem Herabsinken in einem Antigravlift, wenn er sich auch wesentlich schneller vollzog. Der Schock, unter dem er litt, verhinderte, daß er sich Einzelheiten einprägte. Er wußte lediglich, daß seltsame Bilder an ihm vorbeizogen, wie Visionen aus einer fernen Vergangenheit. Erst am Grund des Schachtes kam er wieder zu Sinnen.
    Eine nüchterne Analyse gelang ihm nicht. Dies war ein unwirklicher Ort, geheimnisvoll und bedrückend. Eine schwer definierbare Lebensfeindlichkeit ging von ihm aus. Mitunter bezweifelte Ellert, daß er sich hier überhaupt noch in seinem Heimatuniversum befand.
    Sogar die Zeit schien stillzustehen, aber das konnte ein subjektiver Eindruck sein, weil er keine Vergleichsmöglichkeiten hatte.
    Wenn er nach oben blickte, stellte er fest, daß die Farbe der kristallinen Wand sich bereits nach wenigen Metern veränderte. Dort strahlte das Material in kaltem Licht.
    Womöglich wurde es von einer der Darstellungen verursacht, die den gesamten Schacht durchzogen und von denen er nur verschwommene Erinnerungen behalten hatte. Das Licht wirkte auf ihn wie das Abbild einer ungeheuerlichen Explosion, die alle Energie der Welt in sich vereinigte.
    Ernst Ellert ging nahe an die Wand heran und streckte einen Arm danach aus. Seine Hand war taub. Er fühlte nur den Widerstand, den der Kristall dem Druck entgegensetzte.
    Gequält schüttelte er den Kopf.
    Er konnte es drehen und wenden wie er wollte. Es gab keinen Ausweg mehr. Nicht für ihn - und nicht für die Menschheit.
    Was, dachte er bitter, hinderte ihn eigentlich daran, dem Leid ein Ende zu bereiten? Er brauchte nur seinen skelettierten Schädel mit aller Kraft gegen die Kristallwand zu rammen. Er würde keinen Schmerz spüren. Schnell und ohne körperliche Qualen würde er sterben ...
    Hinter ihm entstand ein schabendes Geräusch. Ernst Ellert fuhr herum und starrte die hagere Gestalt an. Er hatte nicht bemerkt, wie sie durch den Schacht zu ihm herabschwebte. Eine düstere Aura ging von ihr aus.
    Schwach erinnerte sich Ellert, daß er diesem Wesen schon einmal begegnet war. Es hatte ihn in diesem Turm empfangen und ihn anschließend in das kristallene Verlies bugsiert.
    Es war Stein Nachtlicht, der Ordensmann.
     
    *
     
    Ein gewaltiger Blitz zuckte laut krachend durch die Luft und schien den Himmel in zwei Hälften zu spalten. Mehrere Sekunden lang drang der grelle Schein durch den Nebel und überflutete die bizarren Bauten mit geisterhaft waberndem Leuchten. Sphärische Klänge brausten über das Land, als stimmten sich die Geister einer erwachenden Unterwelt auf einen Choral ein. Eine Burg, wie das Lauern des Todes an den Boden geduckt, glomm in rötlichem Feuer, als winzige Flammen auf sie hernieder regneten. Der laue Wind blies eine Wolke aus Staub und Asche hoch, die sich im Grau
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