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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten
Autoren: Unbekannt
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eine Senke, in der sich das Wasser gesammelt hatte. Im goldfarbenen Himmelsschein warf die Oberfläche schimmernde Reflexe. Sie wirkte wie ein Spiegel. Der Sturmreiter ging in die Knie, beugte sich leicht vornüber und musterte sein Gesicht im Wasser.
    Im Grunde, dachte er versonnen, war er ein Anachronismus.
    Auf dieser starren, kalten Computerwelt schien er das einzige Objekt zu sein, das aus sich selbst heraus handlungsfähig war, das Entscheidungen treffen und seinen Aufenthalt beliebig verändern konnte. Nichts sonst war dazu in der Lage.
    Und es gab einen weiteren gravierenden Unterschied.
    Alle Dinge, denen er begegnete und mit denen er sich auseinandersetzen mußte, besaßen eine Bezeichnung.
    Er hatte einen Namen.
    Der Sturmreiter erhob sich und lachte rau. Wenn er es genau nahm, waren es sogar zwei Namen: Reginald Bull - und Bully. Beide besagten dasselbe. Sie definierten ihn.
    Manchmal fragte er sich, wie er zu diesen Namen gekommen war. Außer ihm existierte ja kein Leben auf der Welt. Hatte er sie sich am Ende selbst beigelegt? Oft meinte er unterschwellig zu begreifen, daß jemand anders ihn so genannt hatte. Er war jedoch der einzige Sturmreiter.
    Ein Widerspruch, der unlösbar schien.
    Reginald Bull fand keine Antworten.
    Es war wohl auch nicht wichtig.
     
    2.
     
    Eine Erde ohne Menschen... Eine Welt, in deren Atmosphäre Einsteins Tränen schwebten, golden schimmernde Kugeln, deren Zahl weit in die Milliarden ging.
    Und Terrania - die Stadt, die mit dem ehemaligen HQ-Hanse als Nervenzentrum des Planeten galt: von Meta-Agenten umgeformt, in eine Stätte der Düsternis und des Schreckens verwandelt...
    Ernst Ellert hatte alle diese Eindrücke mit in die Gefangenschaft genommen. Sie ließen ihn nicht mehr los.
    Die dramatischen Ereignisse der vergangenen Tage, die Erlebnisse auf Luna und die Flucht vor den Kopfjägern von Suun verkümmerten dagegen ebenso zur Bedeutungslosigkeit wie seine ganz privaten Probleme. Der Körper, in den er nach langen Jahrhunderten zurückgekehrt war und dessen Verwesung scheinbar unaufhaltsam fortschritt - wie klein und unwichtig war das alles gegenüber der grauenvollen Veränderung seiner Heimatwelt und dem Schicksal seines Volkes!
    Die Menschheit war am Ende ihres Weges angelangt.
    Immer, wenn er an jenen schrecklichen letzten Tag zurückdachte, packte ihn das Grauen von neuem. Alle Erdbewohner waren geschrumpft. Völlig reglos und apathisch hatten sie dagestanden und gewartet - bis sie schließlich vom Boden abhoben und zu den Kugeln emporschwebten, die über ihren Köpfen hingen. Sie verkleinerten sich weiter und verschwanden darin, jeder in seiner eigenen künstlichen Miniaturwelt.
    Ernst Ellert hatte ihre weitere Entwicklung nicht mehr verfolgen können, so winzig waren sie geworden.
    Aber er wußte, was die unheimliche Veränderung bedeutete.
    Die Menschheit sollte in das Virenimperium integriert werden. Jedes einzelne Individuum würde zum Bestandteil eines gigantischen Computersystems verkommen.
    Ernst Ellert wäre daran fast zerbrochen.
    Nur Chthon hatte er es zu verdanken, daß er sich im Angesicht des Grauens noch einmal fing. Die immaterielle Gestalt, die so etwas wie ein Freund für ihn geworden war, hatte die Hoffnung nie ganz aufgegeben. Gemeinsam waren sie nach Luna geflohen, wo sie mit NATHANS Hilfe gegen die letzte Phase von Vishnas teuflischem Plan intervenieren wollten.
    Es nützte alles nichts.
    Nachdem die abtrünnige Kosmokratin drei Kopfjäger aus der Zwischenzone des Grauen Korridors auf ihre Feinde hetzte, als NATHAN sich in höchster Not selbst deaktivierte, um keine irreparablen Schäden davonzutragen - da mußten Ellert und Chthon einsehen, daß sie keine Chance besaßen. Sie kehrten nach Terrania zurück, das sich unter dem Einfluß der Meta-Agenten längst in einen Alptraum verwandelt hatte.
    Zwar gelang es ihnen noch, ihre Verfolger zu besiegen.
    Aber letztlich behielt Vishna die Oberhand.
    Ernst Ellert erinnerte sich an das verwirrende Erlebnis, bevor er in Gefangenschaft geraten war. Aus dem Nichts war eine Flamme aufgetaucht, die in geisterhaft blauem Feuer leuchtete. Bei ihrem Anblick war Chthon in helle Erregung geraten. Er hatte von einem anderen gesprochen, der endlich erschienen sei. Die neuerliche Hoffnung, die er daraus zu schöpfen schien, währte jedoch nicht lange. Vishna hatte den Moment der Unachtsamkeit genutzt und die Flamme vernichtet. In dem blauen Feuer war das verzerrte Bild eines männlichen Gesichts entstanden und
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