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1054 - Der mentale Sturm

Titel: 1054 - Der mentale Sturm
Autoren: Unbekannt
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Nähe dieses Wesens kommt."
     
    *
     
    „Aber warum konnte ich seine Gefühle empfangen?" fragte der Ertruser, während sie sich dem Portal des Domes Kesdschan näherten. „Obwohl ich Sirtans Gefühle überhaupt nicht spüre."
    „Der Domwart ist wahrscheinlich ein besonders starker Empath", erwiderte Javier.
    „Oder Sirtan ist tot!" rief Kuwalek verzweifelt.
    „Nein, nein, das glaube ich nicht", sagte Javier, um Kuwalek zu beruhigen. „Wir dürfen niemals aufgeben, sondern müssen alles versuchen, um dieses makabre Spiel einer feindlichen Macht zu unseren Gunsten zu entscheiden. Dann können wir auch deinem Partner helfen."
    Er blieb stehen, denn sie hatten das Tor erreicht, und blickte an der leuchtenden Wandung des Domes empor.
    Wenn Eternazher eine Verkörperung des Bösen ist, welchen Zweck verfolgt die feindliche Macht dann hier? fragte er sich - und er fühlte sich gleichsam in Eiswasser getaucht, als er die Antwort zu ahnen begann.
    „Woran denkst du?" flüsterte Siria an seiner rechten Seite.
    „Ich wage nicht zu denken", erwiderte er und trat durch das Tor ins Innere des Domes.
    Verblufft blieb er stehen.
    Alles hatte er erwartet, nur nicht die beiden Reihen schlichter Holzbänke, die vom Eingang aus bis zu einer Empore reichten, die im Hintergrund aufragte und zu der Stufen führten.
    Waylon Javier stand am Anfang des breiten Mittelgangs, der grau war wie der gesamte sichtbare Boden der Domhalle. Trübes Licht erhellte völlig schmucklose Wände.
    Und doch, trotz dieser relativ tristen Aufmachung, spürte Javier ein Gefühl von Erhabenheit und Größe in sich aufkeimen. Er sagte sich, daß es nur von seinem Wissen um die wahrhaft kosmische Bedeutung dieses Ortes hervorgerufen wurde, doch er war sich nicht sicher, ob es nicht so etwas wie eine Aura gab, die allen Anwesenden dieses Gefühl gab.
    Ein gellender Schrei riß ihn aus seinen Grübeleien.
    Er blickte auf und sah Omdur Kuwalek etwa fünf Meter vor sich im Mittelgang stehen.
    Der Ertruser preßte die Handflächen gegen seine Schläfen und wiegte den Oberkörper rhythmisch hin und her. Er schrie nicht mehr, er wimmerte nur noch. Javier stürmte zu Kuwalek, gefolgt von den anderen Raumfahrern. Er ergriff den rechten Arm des Ertrusers, Danton hängte sich an den linken. Dann sah er noch, wie auch die anderen Gefährten nach Omdur griffen - und dann sah und hörte er nichts mehr.
    Aber er spürte etwas, das mit ungeheurer Gewalt durch seinen Geist wogte und dabei Assoziationen zu gellendem Kreischen, schmetternden Blitzentladungen und dem Donnern und Tosen gigantischer Katarakte erzeugte.
    Er ahnte, daß es die von Kuwalek aufgenommenen Emotionen waren, die durch den direkten körperlichen Kontakt auf ihn überschwappten. Es war ein mentaler Sturm von fürchterlicher Gewalt, der anscheinend in der Domhalle tobte: unsichtbar und unhörbar und nur wahrnehmbar durch einen Empathen.
    Das vierdimensionale Kontinuum existiert nicht neben dem fünfdimensionalen, sondern in ihm ...
    Während Waylon Javier angesichts des mentalen Sturmes blankes Entsetzen empfand, vermochte er dennoch klar zu denken, und er fragte sich, wie sein Geist zu dieser Eingebung gekommen war.
    Dann erinnerte er sich an die Mitteilung Leejahs, daß die Strukturtaster des Kreuzers etwas angemessen hatten, das sie als Flimmern der hyperstrukturellen Grenzschicht des fünfdimensionalen Kontinuums bezeichnet hatte.
    Ein Vorgang innerhalb des fünfdimensionalen Gefüges dieses Universums, der sich auf das vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum auswirken kann.
    Aber wie?
    Irgendwann mußte er das Bewußtsein verloren haben, denn als er das nächstemal etwas sah, befand er sich draußen auf dem Vorplatz des Domes - und es war Nacht.
    Jemand stöhnte so laut neben ihm, daß es eigentlich nur der Ertruser sein konnte.
    Javier drehte sich nach links und erkannte im bleichen Schein des Mondes den riesigen Körper Omdur Kuwaleks.
    Im bleichen Schein des Mondes...?
    Javier fuhr hoch. Khrat besaß keinen Mond. Er legte den Kopf in den Nacken und sah in den sternübersäten Nachthimmel - und dann lachte er, denn das matt leuchtende Gebilde, das im Weltraum genau über dem Dom Kesdschan stand, konnte nur die BASIS sein.
    Hastig schaltete er sein Armband-Funkgerät ein.
    „Sie meldet sich nicht", sagte Dantons Stimme aus der Dunkelheit hinter Kuwalek. „Ich habe es schon versucht."
    Abermals stöhnte der Ertruser, dann sagte er stammelnd: „Es sind zwei unsichtbare Mächte, die gegeneinander
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