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Bloss kein Kind

Bloss kein Kind

Titel: Bloss kein Kind
Autoren: Cornelia Lotter
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Vorwort
     
    Die Deutschen sterben aus. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht in irgendeiner Form mit dieser oder einer ähnlichen Aussage konfrontiert werden. Als Zitat von einem Politiker, als Kommentar oder Thema in einem Erzeugnis der Printmedien. Auch wenn im Jahr 2010 die Geburtenrate leicht gestiegen war und für Jubel bei den Politikern sorgte, sollte man bedenken, dass 2009 so wenig Kinder wie nie zuvor das Licht der Welt erblickten. Auch 2010 liegt Deutschland mit 8,3 Geburten pro 1000 Einwohnern wieder im EU-Vergleich am Ende der Skala.
     
    Ein gesellschaftliches Problem ohne Zweifel. Und ein Thema, dass uns allen unter den Nägeln brennt. Verfolgt man den Ablauf der Arbeitssuche junger Menschen nach dem Studium, wird bald klar, warum es eine folgerichtige zwangsläufige Selbstverständlichkeit ist, dass der Gedanke an Kinder für die “Generation Praktikum” nicht zu den Prioritäten ihrer Lebensgestaltung gehört.
     
    Doch neben denen, die auf Grund der Unsicherheit in ihrer Lebensplanung nicht das Wagnis Kind eingehen wollen, gibt es heute auch immer mehr junge Frauen, die sich bewusst gegen ein Kind entscheiden. Warum? Sind es wirklich die von vielen vermuteten finanziellen Einbußen, Einschränkungen, Verpflichtungen, die der Selbstverwirklichung entgegenstehen? Oder die unzureichende praktische Unterstützung durch staatlicherseits angebotene Unterbringungs- und Versorgungsmöglichkeiten?
     
    In den vorliegenden Tonbandprotokollen kommen Frauen zu Wort, die über dieses Thema bis heute nicht bereit waren zu reden. Zu sehr haftete ihnen der Makel des Egoismus, gar der Hartherzigkeit an. Geschrieben wurde über dieses Thema schon viel. Hier sollen diese Frauen selbst erzählen. Was bewog sie, sich bewusst für ein Leben ohne Kind zu entscheiden?
     
    Das Ergebnis überrascht. Allein schon deshalb, weil es DIE Antwort nicht gibt. Obwohl die Gründe für ein Leben ohne Kinder so unterschiedlich sind wie die Frauen selbst, fällt auf, wie reflektiert und gründlich sich die Frauen mit ihrer Situation und der Entscheidung für oder gegen ein Kind auseinandersetzen. Keine der Frauen hat es sich dabei leicht gemacht. Der Schmerz ist ihnen ebenso bekannt wie der Zweifel. Und noch etwas ist deutlich oder zwischen den Worten zu hören: es sind nicht nur die Frauen, die die Verantwortung tragen für die fehlenden Kinder in diesem Land. Solange ihre Partner nicht bereit sind, selbst ein Stück weit ihr Leben zu ändern und sich auf das Wagnis "Kind" nicht nur einzulassen, sondern die Konsequenzen auch mitzutragen, werden alle Appelle der Politiker keinen Anstieg der Geburtenrate nach sich ziehen. Die Frauen der heutigen Zeit sind selbst-bewusster geworden; sie haben Ansprüche an das Leben und genaue Vorstellungen davon, wie Familie aussehen soll. Zu faulen Kompromissen sind viele nicht mehr bereit. Die Haltung "es wird schon irgendwie gehen" ist vielen Frauen zuwenig als Motivation für ein Kind.
     
    Vielleicht ist dieses Buch für die Leser ein Grund, abzurücken von altbekannten Vorurteilen und Schubladen und anzuerkennen, dass es mehrere Möglichkeiten eines Lebensentwurfes gibt und dass keine schlechter oder verurteilenswerter ist als die andere. Dann wäre das Anliegen dieses Buches erfüllt.
     
    Cornelia Lotter
     

Anina, 42 Jahre, Ergotherapeutin, Single
     
    „Was kann ich aus dem Geschenk des Lebens machen, wenn ich selber kein Leben weiter schenken kann?“
     
    Ich bin 1964 als jüngste von insgesamt 5 Mädchen geboren. Als Nachzüglerin mit 5 ½ Jahren Abstand zu der Schwester vor mir. Nur 2 von den 5 haben Kinder und 4 hätten gern Kinder gehabt.
     
    Ich bin in einer ziemlich männerarmen Familie aufgewachsen. Meine Eltern gehören der Kriegsgeneration an und sowohl der einzige Bruder meiner Mutter als auch zwei Brüder meines Vaters sind gefallen. Der älteste Bruder meines Vaters starb 10 Tage nach meiner Geburt. Also habe ich nie leibliche Onkel erlebt. Obwohl das männliche Element also ziemlich rar war, haben zwei Männer mich und meine Erziehung sehr beeinflusst: der eine war mein Großvater mütterlicherseits, der war ein hochrangiger Offizier, der für seine Integrität, gute Menschenführung und Unbestechlichkeit bekannt war. Dieser Großvater war auch für meinen Vater ein Vorbild, und mein Vater ist eben der zweite Mann, der mich sehr geprägt hat. Er ist - war - er ist inzwischen gestorben - ein Preuße und Patriarch, wie er im Buche steht. Also absolut diszipliniert,
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