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Bloss kein Kind

Bloss kein Kind

Titel: Bloss kein Kind
Autoren: Cornelia Lotter
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Teile, bist doch sowieso nur zu zweit? Ich hoffe, dass ich meine Partnerschaft so führen und weiter entwickeln kann, dass ein erfülltes Leben auch ohne Kinder möglich ist. Und wenn ich aus dem Freundes- oder Verwandtenkreis höre, dass sich Kinder von ihren Eltern abwenden nach allem, was diese für sie getan haben, dann denke ich, dass dieser Schmerz größer sein muss als der, den ich darüber empfinde, dass ich keine Kinder habe. Denn damit, dass man ein Kind bekommt, hat man nicht automatisch die Garantie, dass man nicht allein sein wird. Ein Aspekt bei der ganzen Trauer ist ja auch, dass du das, was für dich wichtig ist, deine Normen, deine Werte, deine Wünsche, all diese Dinge, dass du das nicht weitergeben kannst. Wenn du dann siehst bei deinen eigenen Kindern, dass sie das nicht annehmen oder wieder ablegen, das stelle ich mir ganz schlimm vor. Wenn du siehst, sie entwickeln sich zu eigenständigen Persönlichkeiten, aber weg von dir. Wenn du dich in ihnen nicht wieder erkennst. Da ist es für mich immer ein Trost, dass Günthers Kinder doch viel von mir angenommen haben, obwohl ich nie versucht habe, ihnen eine Mutter zu sein. Das sind dann immer so Momente, wo ich denke, es hätte sein können…
     

Christiane, 39 Jahre, verheiratet, Industriekauffrau
     
    „Meinen Mutterinstinkt lebe ich bei meinem Pferd aus“
     
    Meine Mutter war ein absoluter Kinderfan. Sie hat von Anfang an gesagt: Kinder sind mir wahnsinnig wichtig. Sie wollte schon immer Kinder haben. Für sie ist es auch überhaupt nicht nachvollziehbar, wie man keine Kinder haben kann.
     
    Ihre eigene Schwangerschaft mit mir war etwas schwierig, weil sie damals noch nicht verheiratet war und ihre Mutter darauf sauer reagiert hat. Deshalb war auch meine Kindheit schwierig. Meine Eltern haben geheiratet, als meine Mutter schwanger war. Nach meiner Geburt haben mich meine Großeltern mit aufgezogen, weil meine Mutter gearbeitet hat. Irgendwann habe ich auch versucht, Eltern und Großeltern gegeneinander auszuspielen. Meine Mutter hat dann aufgehört zu arbeiten, weil sie ein zweites Kind wollte. Das klappte aber nicht. Mein Bruder ist fünf Jahre jünger als ich. In meiner Kindheit lief alles nicht so toll. Wir hatten nicht viel Geld, mein Vater leidet unter Migräne, war tablettenabhängig, teilweise jähzornig, und meine Mutter war immer in einem Stadium der mittleren Verzweiflung. So toll fand ich das alles nicht. Ich war bestimmt auch ein schwieriges Kind, ich hatte immer das Gefühl, dass mein Bruder sehr bevorzugt wird. Mit meinem Vater hatte ich ein sehr enges Verhältnis, bis ich 11 oder 12 war, angefangen habe, eine eigene Meinung zu entwickeln und dann ging das völlig schief. Erst, als ich mit 18, 19 von zu Hause ausgezogen bin, wurde das langsam wieder besser.
     
    Also obwohl meine Mutter wild auf Kinder war, habe ich jetzt nicht den Eindruck, eine sonderlich glückliche Kindheit gehabt zu haben. Als ich dann 15 war, habe ich eine Frau kennen gelernt, bei der ich mich als Babysitter verdingt habe, weil ich ein bisschen Geld verdienen wollte. Die hatte zu der Zeit 3 Kinder, die waren 2, 3 und 7. Sie hatte auch Pferde. Der Babysitteranteil meiner Arbeit ist dann relativ schnell in den Hintergrund geraten und dieser Pferdeanteil wurde immer größer. Ich hab mich dann also mehr um die Pferde als um die Kinder gekümmert. Ich mochte die Kinder gern, aber ich war nie einer von den Babysittern, die ein so besonders enges Verhältnis zu den Kindern hatten. Dieses Kindchenschema, das hat damals schon nicht wirklich bei mir funktioniert. Ich wollte die beschützen, und ich mochte sie auch gerne, aber dass ich jetzt total drauf abgefahren bin auf die kleinen Kinder, das war nicht der Fall.
     
    Bis zum Alter von Anfang, Mitte 20, war ich eigentlich schon der Meinung, irgendwann mal Kinder kriegen zu wollen, also zumindest eine Option. Der Punkt, darüber nachzudenken, kam eigentlich mit der Beziehung zu Peter. Weil er von Anfang an gesagt hat, er will keine Kinder. Davor hatte ich noch eine Beziehung mit einem Mann, mit dem ich zweieinhalb Jahre zusammen war, zwischen 19 und 21, und wenn ich daran zurückdenke, von dem hätte ich mir Kinder gewünscht, und zwar, weil ich das Gefühl hatte, ich kann den Mann nicht halten. Das war so eine Beziehung, ich war zwar sehr verliebt in ihn, aber das klappte nie so richtig. Wir hatten immer viel Zoff und das war schon bald absehbar, dass die Beziehung in die Brüche geht. Es ging dann aber doch
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