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Bloss kein Kind

Bloss kein Kind

Titel: Bloss kein Kind
Autoren: Cornelia Lotter
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ich dann am Ende allein da stehe und der Mann sagt dann: ‘sieh mal zu, wie du zurecht kommst!’ Ich finde, wenn man eine Familie planen will, gehören immer zwei dazu.
     
    Der Mann hat auch sehr aktiv Fußball gespielt, hat die Wochenenden mehr oder weniger auf dem Sportplatz verbracht, ich dann zwangsläufig auch mit. Und da gings dann auch so, dass er gesagt hat: ‘ja, wenn jetzt ein Kind wäre, du müsstest jetzt heimgehen mit dem Kind, ich würde hier sitzen bleiben.’
     
    Und da war für mich so ein bisschen die Entscheidung gefallen, dass ich gedacht hab: na gut, der steht nicht zu dir mit Kind. Der macht trotzdem seine Sache und ich steh dann letztendlich allein da. Und das war dann nach 9 Jahren auch mit so ein Trennungsgrund für mich, wo ich gesagt hab: der Mann ist so auf sich fixiert, den interessiert gar nicht, was für Interessen ich habe oder so, er ist halt sehr egoistisch. Und das wurde mir dann im Laufe der Jahre immer klarer.
     
    Als die Beziehung auseinander ging, war ich 40, da war das Thema “Kind” dann für mich erledigt.
     
    Die Frage, ob ich was im Leben verpasst habe, habe ich mir natürlich schon öfter gestellt. Weil ich auch Bekannte hab, die Kinder haben und die sagen: ‘das gehört zum Leben dazu, die Erfahrung muss man gemacht haben.’ Und man will ja auch von sich was weitergeben. Aber ich hab mich irgendwie immer so da drauf fixiert zu sagen: ‘es hat halt nicht sollen sein, deine große Liebe ist nicht mehr da.’ Vielleicht hings ja auch damit zusammen, dass ich halt immer sehr an ihm hing oder das nie so verarbeitet habe, wie ichs vielleicht hätte sollen.
     
    Und heut bin ich froh, dass ich kinderlos bin. Weil ich im Moment mein Leben so für mich alleine grad so gut geordnet habe, dass ich eigentlich ganz froh bin, nicht noch Verantwortung für jemand anders mit übernehmen zu müssen.
     
    Wenn ich in den 8 Jahren, die ich jetzt hier im Westen bin, ein Kind bekommen hätte, wäre ich eventuell zurück nach Leipzig gegangen, weil ich dort die Unterstützung meiner Familie gehabt hätte. Hier ist niemand da. Ich hab zwar sehr nette Kollegen und auch einen Bekanntenkreis, aber richtige Unterstützung würde ich hier von niemand kriegen.
     
    Klar, wenn ich manchmal im Fernsehen oder auf der Straße Leute mit kleinen Babies sehe, da werde ich schon ein bisschen nachdenklich und sag mir: ‘ach, ja, das hätte bei dir auch mal so sein können’, aber ich trauere dem nicht allzu sehr nach.
     
    Wenn ich mich von meinem Partner früher getrennt und einen Mann kennen gelernt hätte, der gesagt hätte: ich möchte jetzt mit dir eine Familie gründen, dann hätte ich mich garantiert darauf eingelassen.
     
    Meine 2 Geschwister haben beide Kinder. Meine Schwester ist 8 Jahre älter als ich und hat schon mit 19 ihr Kind bekommen, als ich noch zu Hause wohnte. Mit 11, 12 Jahren habe ich diesen Neffen, der 3 Tage in der Woche mit bei meinen Eltern war, damit meine Schwester arbeiten konnte, hautnah miterlebt. Noch heute erinnere ich mich an viele Einzelheiten aus dieser Zeit: Worte, die der Kleine gesprochen hat, Dinge, die er getan hat.
     
    Jetzt hat dieser Neffe selbst 4 Kinder. Wenn ich meine Familie besuche, ist also immer was los mit den ganzen Kindern. Obwohl ich mich über diese Lebendigkeit freue, kommt dann auch immer der Punkt, wo ich sage: man kann sie ja auch wieder abgeben, man muss sich nicht wirklich mit diesen Verantwortungssachen auseinandersetzen. Weil ich denke, das ist in der heutigen Zeit schon sehr, sehr schwierig. So lieb und niedlich die Kinder auch sein können, es gibt auch soviel Probleme, die man mit ihnen haben kann. Und ich denke, es ist auch wirklich was dran an diesem Satz: “Kleine Kinder: kleine Sorgen, große Kinder: große Sorgen.”
     
    Ich bekomme das im Familien- und Bekanntenkreis mit: Der eine hat schulische Probleme, der andere schläft nachts nicht durch und lauter so Sachen, wo ich denke - ich bin auch ein sehr emotionaler Mensch - mich würde das auch fertig machen.
     
    Und inzwischen bin ich ganz schön bequem geworden und mach nur das, was mir gefällt. Und ich müsste mich wirklich um 180 Grad drehen, wenn ich jetzt ein Kind hätte. Und das hab ich mich in den letzten Jahren, wo die Uhr tickte, auch immer gefragt: will ich das wirklich? Will ich jetzt morgens aufstehen müssen und will ich mich darum kümmern, kriegt das Kind mal ne Lehrstelle oder nen ordentlichen Partner? Verfällts nicht den Drogen oder der
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