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Bloss kein Kind

Bloss kein Kind

Titel: Bloss kein Kind
Autoren: Cornelia Lotter
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Kinder immer ganz gern zu uns kommen, weil wir in die Kategorie ‘Tante und Onkel’ fallen, bei denen man Dinge darf, die man vielleicht zu Hause nicht so darf und wo man Aufmerksamkeit kriegt, die einem von den eigenen Eltern nicht so zuteil wird. Und da muss ich auch sagen: ich find das toll, es macht Spaß, aber ich bin gottfroh, wenn sie wieder weg sind!
     
    Wenn sie sich so an dich kuscheln, das wärmt einem schon das Herz. Aber es ist nicht so, dass, wenn sie wieder weg sind, ich da fürchterlich in mir zusammenfalle. Ich find das nett und das ist o.k., aber ich muss es nicht haben.
     
    Dafür habe ich meinen Mann und wir versuchen, es uns einfach schön zu machen. Und ich bin mittlerweile auch der Meinung, wenn ich mich so umguck, im Freundeskreis, 80% derer, die Kinder haben, sind nicht wirklich glücklich. Die sind alle nur gestresst: die haben Stress mit ihrem Partner ohne Ende und irgendwas läuft schief. Ich kenn ganz wenige Frauen, die wirklich mit ihrer Situation zufrieden sind. Da denk ich dann immer: Mensch, geht’s mir gut!
     
    Wenn ich überlege, wie wir als kinderloses Paar von den anderen wahrgenommen werden, fällt mir auf, dass da immer so der Neidfaktor da ist. Da kommt dann schon oft der Satz: ja, ihr könnt es euch ja leisten, in den Urlaub zu fahren oder so ähnlich. Da muss ich echt sagen: hallo? Wir leben in einer aufgeklärten Zeit und jeder, der sagt, er kriegt jetzt ein Kind und denkt: es wird schon irgendwie gehen, der ist doch naiv. Außerdem müssen wir beide hart dafür arbeiten.
     
    Was mich ein Stück weit ärgert, ist die Berichterstattung in den Medien zur Zeit: am besten 4 Kinder und dann vielleicht noch das Mutterkreuz.
     
    Ich bin mir sicher, dass ich mir mehr Gedanken darüber gemacht habe, ob Kind oder nicht, als viele andere Mütter. Ich hab gesagt: gewisse Rahmenbedingungen hätte ich gerne, weil ich dem Kind einen guten Start ins Leben ermöglichen will. Da hatte ich einfach zu viel Schiss, dass ich der Verursacher bin, wenn es dem Kind dann später auch mal so geht, wie es mir gegangen ist. Und dass mein Kind das, was ich heute über meine Eltern sage, dann auch mal über mich sagen könnte.
     
    Ich schäme mich auch nicht, wenn die Leute so mitleidig gucken: ach, sie hat keine Kinder. Definiere ich mich nur über Kinder? Ich bin ich und ich hatte noch nie den Drang, mich auch noch selber zu vervielfältigen, ich brauch das nicht.
     
    Wofür habe ich Abitur und Studium? Dafür, dass ich dann daheim hock? Und nach 10 Jahren denke, dass mich die Berufswelt mit offenen Armen aufnimmt?
     
    Für mich ist Kinderkriegen auch oft eine Flucht. Sehr viele Frauen, die den Hintern nicht hochkriegen, flüchten sich einfach in eine Schwangerschaft. Das finde ich ziemlich schlimm. Das ist nicht fair dem Kind und auch dem Vater gegenüber. Ich sage immer: Man sollte eine Art Führerschein machen, bevor man Kinder in die Welt setzt. Ein Kind hast du nicht nur bis zum Kindergarten. Das hast du lebenslänglich. Das ist nicht, wie wenn du einen Hund anschaffst, wo du weißt, o.k. spätestens in 15 Jahren ist der weg. Und dann holst du einen neuen Hund und wenn’s gar nicht klappt, dann kannst du ihn irgendwo unterbringen. Mit einem Kind kannst du das nicht machen. Und das ist eine verdammt große Verantwortung.
     
    Natürlich ist das auch eine Herausforderung. Aber: der wollte ich mich eigentlich nicht stellen. Manchmal frage ich mich auch: was ist mehr feige: zu sagen, ich kann’s und will’s nicht, oder es einfach zu machen und sagen: alles wird gut.
     
    Mich verletzt das einfach, wenn man als Frau ohne Kind als karrieregeil hingestellt wird. Wenn ich mir so anguck, wie die Mütter in unserem Umfeld so ihre Tage gestalten, dann denk ich: auch nicht schlecht! Die Tupperware-Schüsseln von einer Straßenseite zur anderen rüber zu schieben und überhaupt nicht belastbar zu sein. Und man kann auch nicht stundenweise arbeiten, weil, das ist alles ganz arg heftig, das lohnt sich auch gar nicht, und außerdem bin ich dann nicht für meine Kinder da.
     
    Mein Traumprojekt ist folgendes - wenn ich richtig viel Geld im Lotto gewinnen würde: Irgendwo kaufe ich mir einen alten Landsitz und dort würde ich eine Mischung aus Senioren einziehen lassen, die zu fit fürs Altersheim und zu einsam fürs Alleinleben sind und die keine Kinder in der Nähe haben, und dazu Kinder von allein Erziehenden oder sozial Schwachen und die würden zusammen mit den Alten dort leben. In Verbindung mit
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