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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht
Autoren: Barbara Wallace
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1. KAPITEL
    Alex Markoff sah keineswegs hässlich aus.
    Er hatte kein Narbengesicht und war auch nicht entstellt oder abstoßend, er entsprach ganz und gar nicht dem Bild, das Kelsey sich von einem Einsiedler gemacht hatte. Im Gegenteil!
    Der Mann, der ihr gerade seine Haustür geöffnet hatte, war atemberaubend. Er überragte Kelsey um mindestens einen Kopf, und im Türrahmen sah sie nur noch seine athletische Gestalt. Die verwaschenen Jeans saßen ihm tief auf den Hüften, und ein schwarzes Poloshirt spannte sich um beeindruckend breite Schultern.
    Unwillkürlich wanderte Kelseys Blick seinen rechten Arm hinauf. Der steckte vom Oberarm bis zu den Fingern in einem leuchtend blauen Gipsverband. Wie war der Mann bloß mit einem gesunden Arm in seine perfekt sitzende Kleidung gekommen?
    Alex Markoffs Augen leuchteten in einem faszinierenden Grau über markanten Wangenknochen. Es war die Farbe von Sturmwolken. Denn ihr Arbeitgeber für die nächsten drei Monate sah zwar aus wie ein Traummann, aber er schien alles andere als begeistert zu sein, dass sie vor seiner Tür stand.
    Dunkel stieg ein Dejà-vu-Gefühl in Kelsey auf, die Erinnerung an andere Haustüren, an andere abweisende Mienen. Schnell verdrängte sie die Bilder. Das hier war etwas ganz anderes. Trotzdem spürte sie, wie die allzu vertraute Unsicherheit in ihr hochstieg.
    Sie lächelte höflich. „Hallo, ich bin Kelsey Albertelli“, brachte sie mit viel zu piepsiger Stimme heraus.
    Als Alex Markoff nicht antwortete, fügte sie hinzu: „Ihre neue Assistentin.“
    Stille.
    „Ich komme aus New York. Mr Lefkowitz hat mich engagiert, damit ich …“
    „Ich weiß.“ Seine tiefe, wohlklingende Stimme war genauso beeindruckend wie seine ganze Erscheinung. Beinahe wäre Kelsey vor Ehrfurcht einen Schritt zurückgewichen. Aber vielleicht lag das auch an der schon fast offenkundigen Feindseligkeit, die sie aus seinem Ton heraushörte.
    Sie war das letzte Stück des Weges hier herauf in die Berge mit offenen Fenstern gefahren, und ihr akkurat gebundener Haarknoten hatte sich im Fahrtwind gelöst. Mehrere braune Locken fielen ihr ins Gesicht und vor die Augen. Entschlossen schob sie sie hinters Ohr zurück und räusperte sich. „Dann ist es ja gut. Ich dachte schon, das Büro von Mr Lefkowitz hätte vielleicht vergessen, Ihnen Bescheid zu geben.“
    „Nein, hat es nicht.“
    Kelsey nickte, und peinliche Stille trat ein. Wieder fielen ihr die lästigen Locken ins Gesicht. Wieder schob sie sie zurück und wartete nervös darauf, was Alex Markoff als Nächstes sagen würde.
    Statt einer Antwort wandte er sich einfach ab, ging zurück ins Haus und ließ sie vor der Tür stehen.
    Sie schluckte. Man hatte sie ja vorgewarnt!
    „Es kann sein, dass Sie nicht besonders herzlich empfangen werden“, hatte Markoffs Verleger ihr erklärt. „Sie müssen nur immer daran denken, dass er keine Wahl hat. Sie arbeiten für mich, nicht für ihn.“
    „Keine Sorge“, hatte sie ihm versichert. „Mich wirft so leicht nichts um.“
    Solange der Preis stimmt … Dank der kriminellen Machenschaften ihrer Grandma Rosie und ihres leer geräumten Kontos interessierte sie im Augenblick nur ihr Gehaltsscheck. Und Mr Lefkowitz hatte ihr das Dreifache dessen geboten, was sie in derselben Zeit bei jedem anderen Job verdient hätte. Außerdem klopfte sie nicht zum ersten Mal in ihrem Leben an Türen, wo sie nicht erwünscht war. Auch das verdankte sie leider Grandma Rosie.
    Alex Markoff hatte die Haustür hinter sich offen gelassen. Das hieß wohl, dass Kelsey ihm folgen sollte. Als ihr das bewusst wurde und sie zögernd über die Schwelle trat, war er schon ein paar Schritte voraus. Sie musste sich beeilen, um ihn einzuholen.
    „Sie leben wirklich einsam hier oben“, sagte sie, als sie ihn erreicht hatte. „In New York gibt es nicht oft Wegbeschreibungen, in denen es heißt: an der großen Kiefer rechts. Ich glaube, ich bin an drei verschiedenen großen Bäumen jedes Mal rechts abgebogen.“
    „Es ist der an der Gabelung“, entgegnete Alex Markoff.
    „Ja, irgendwann habe ich das auch gemerkt.“ Sie lachte. „Aber meistens bekommt man als Anhaltspunkt ja ein Gebäude oder ein Schild oder etwas Ähnliches genannt. Keine große Kiefer. Beim ersten Mal habe ich auch Ihre Auffahrt verpasst. Ihr Briefkasten ist kaum zu sehen hinter dem Gebüsch. Aber ich kann mir vorstellen, dass das vielleicht Absicht ist …“
    Sie verstummte, weil sie merkte, dass sie viel zu viel und zu hektisch
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