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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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mein Freund das Gespräch, der es wirklich besser hatte.
    Ich steckte mein Handy wieder weg und dachte daran, mich um diese Lisa Fox zu kümmern, als es gegen die Tür klopfte. Auf meinen kurzen Zuruf hin wurde die Tür etwas scheu aufgedrückt, dann schob sich eine Frau in das Zimmer. Eben Lisa Fox.
    Ich war aufgestanden, was sie mit einem Lächeln quittierte, denn so etwas kannte sie wohl nicht. »Aber bleiben Sie doch sitzen, Mr. Sinclair. Ich bin es nur.«
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Ich deutete auf einen freien Stuhl, und sie setzte sich.
    »Schön«, sagte sie.
    »Wieso?«
    »Daß die Wohnung wieder belegt ist.«
    »Aha, so meinen Sie das.«
    »Ja, so. Ist doch nicht gut, wenn in der heutigen Zeit Wohnungen leerstehen, wo doch so viele Menschen eine Bleibe suchen.« Sie schaute mich an, überlegte und sprach dann weiter. »Wissen Sie was, Mr. Sinclair? Soll ich Ihnen ehrlich was sagen?«
    »Gern.«
    Ihr Gesicht lief etwas rot an, aber sie hielt mit der Antwort nicht hinter dem Berg. »Irgendwie passen Sie nicht in diese Wohnung und in diese Umgebung hinein.«
    Ich strich über mein Haar. »Nein, warum nicht?«
    »Weiß ich auch nicht genau. Ich verlasse mich auf mein Gefühl. Sie sind ein anderer Typ als die übrigen Mieter, die Sie ja noch kennenlernen werden. Dann können Sie mit eigenen Augen sehen, was ich gemeint habe.«
    Ich hob die Schultern. »Das nehme ich mal so hin, Mrs. Fox…«
    »Ach, sagen Sie Lisa, wie jeder hier.«
    »Gut, Lisa. - Ich habe Pech gehabt, bin krank gewesen, habe meinen Job verloren und fange in den nächsten Tagen bei einer Firma an, die Container baut. Sie befindet sich ganz in der Nähe, und deshalb bin ich froh, hier eine Wohnung gefunden zu haben. Zur Arbeit kann ich zu Fuß gehen.«
    »Gut, John. Darf ich hier rauchen?«
    »Bitte.«
    Lisa Fox wußte, wo der Aschenbecher stand. Sie holte das Metallgefäß vom Regal, und ich hatte die Gelegenheit, sie mir genauer anzuschauen.
    Vom Alter her war sie schwer einzuschätzen. Um die Vierzig würde ich sagen. Das Haar war gefärbt. Zwischen dem unnatürlichen Blond schimmerten ebenso unnatürliche rote Strähnen, die einen leichten Stich ins Violette bekommen hatten. Das Gesicht war ein wenig breit. Die Augenbrauen und die Augen selbst zu stark geschminkt. Der breite Mund zeigte eine rote Farbe, und die Haut wirkte alt.
    Den Rauch ließ sie durch die Nasenlöcher ausströmen. Sie schaute ihm nach, wie er sich wolkig auf der Tischplatte verteilte. Sie trug einen schwarzen Pullover und eine ebenfalls dunkle Hose. Beide Kleidungsstücke waren gut gefüllt, denn schlank war Lisa nicht gerade.
    Um ihren Hals hatte sie eine billige Kette aus Glasperlen gehängt, die bis zu den großen Brüsten reichte.
    »Sie sprechen so wenig«, stellte sie fest.
    Ich hob die Schultern. »Was soll ich sagen?«
    Lisa zog den Mund noch breiter. »Oder macht Sie diese Bude hier traurig?«
    »Sollte sie das denn?«
    »Klar. Oder wissen Sie nicht, was hier geschehen ist?« Ihre Stimme wurde flüsternd. »Oder hat man vergessen, Ihnen das zu sagen?«
    »Nein, das nicht, Lisa. Ich weiß schon, daß hier Menschen ums Leben gekommen sind.«
    Sie mußte lachen und husten zugleich, weil sie sich am Rauch verschluckt hatte. »Gut gesagt, John, ehrlich. Aber ich würde es anders ausdrücken, wenn Sie mich fragen.«
    »Wie denn?«
    »Hier wurden vier Männer gekillt. Umgebracht. Brutal erstickt, und keiner von den Bullen hat den Killer fangen können. Man könnte meinen, daß es ihn gar nicht gibt, jedenfalls nicht als Mensch. Der Killer kann auch ein Geist sein.«
    Ich gab mich natürlich skeptisch. »Glauben Sie denn an Geister, Lisa? Ich nicht.«
    Sie ging auf die Frage nicht ein. »Aber Sie wissen schon, was hier abgelaufen ist.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Trotzdem wohnen Sie hier?«
    Ich legte den Kopf schief. »Erstens kann ich mir keine bessere Wohnung leisten, und zweitens bin ich nicht abergläubisch.«
    »Das waren Ihre Vorgänger auch nicht.«
    »Kann ich mir denken.«
    Sie drückte die Zigarette aus und schaute sich selbst dabei zu. Aber sie sprach weiter. »Wie dem auch sei, ich wollte es Ihnen nur gesagt haben. Ich bin in diesem Haus die Hausmeisterin. Wenn Sie irgendwelche Beschwerden haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an mich, denn ich habe den Draht zur Verwaltung. Und noch etwas. Ihrem Vormieter habe ich immer das Frühstück gebracht. Ich weiß nicht, ob Sie das auch wollen…«
    »Danke, das ist sehr nett, aber ich muß morgens schon sehr
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