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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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konnte sich vorstellen, daß Lisa näher an ihn herantrat, um ihn zu töten.
    Oder sie setzte den feinstofflichen Körper ihrer Tochter ein. Beides konnte klappen.
    Der Inspektor verdrehte die Augen, um in die Höhe schielen zu können.
    Er wollte das Gesicht sehen. Es war ihm zugewandt, denn Lisa hielt den Kopf gesenkt. Der breite Mund stand offen.
    Die rote Farbe um die Lippen herum war verschmiert, so daß dieser Gesichtsausdruck etwas schreckliches und auch Abstoßendes bekommen hatte.
    Im Mund bewegte sich etwas. Eine helle Masse, durchscheinend, ähnlich wie Gaze.
    Das war Sabrinas Geist. Er hatte sich den schützenden Körper gesucht.
    Wie vor einigen Jahren, als sie noch im Mutterleib gelegen hatte. So war sie jetzt auch geschützt. Niemand hatte sie finden können. Sie und ihre Mutter waren wieder eine Einheit.
    Nun kam sie frei.
    Der Stoff, er erinnerte an dünne Gaze, drängte sich aus der Mundöffnung. Noch war er ziemlich dicht und bildete beinahe schon eine kompakte Masse. Lange blieb sie nicht, denn dicht vor den Lippen faserte sie auseinander wie Rauch, in den ein Windstoß hineingefahren war und ihn dabei zu einer bestimmten Figur formte.
    Ein Gesicht mit hellen Augen. Helle Haare, Arme und Klauenhände, die sich auf Suko konzentrierten.
    Die Mündung der Beretta glotzte ihn an. Sie war ein kaltes, tödliches Loch, und Lisa kicherte. »Wir werden dich gemeinsam töten!« verkündete sie. »Sabrina und ich. Ich werde dir die Kugel durch den Kopf schießen, und sie wird dich dabei würgen. - Laß die Arme oben!« schrie sie. »Laß sie oben!«
    Sabrinas Geist huschte herum. Die Kälte, die Suko schon zuvor gespürt hatte, nahm an Intensität zu. Obwohl er in höchster Lebensgefahr schwebte, irrten seine Gedanken ab. Es wollte ihm kaum in den Kopf, daß dieser Geist, der so harmlos aussah, mindestens vier Menschen brutal getötet hatte.
    Jetzt war er an der Reihe!
    Geisterfinger griffen zu. Suko spürte den Schmerz. Abrupt nahm man ihm die Luft. Vor ihm schwebte das feinstoffliche Gesicht mit den wirklich eingeschnittenen Zügen. Kaum vorstellbar, daß diese unglaubliche Gestalt darauf trainiert war, Menschen umzubringen.
    Ihm war es egal.
    Er mußte etwas tun. Trotz der Waffe, die Lisa auf ihn gerichtet hielt. Sie zielte gegen Sukos Kopf. Der Inspektor ließ seine Hände nach unten sinken.
    Er wollte an seinen Stab.
    »Nein!« brüllte die Frau.
    Da fiel der Schuß!
    ***
    Zu spät, dachte Suko. Zu spät. Du hast zu lange gewartet. Du bist selbst daran schuld, wenn du…
    Seine Gedanken brachen ab.
    Wieso konnte er denken? Wieso dachte ein Toter? Das war doch nicht möglich. Und warum konnte er atmen, wenn doch kalte Geisterfinger seinen Hals umklammerten und ihm die Luft abdrückten!
    Alles war auf den Kopf gestellt. Suko wußte auch, daß er durch Denken allein nicht weiterkam. Er mußte etwas tun. Unentschlossen starrte er nach vorn.
    Dort stand Lisa Fox.
    Hinter ihr und nahe der Tür zum Bad sah er seinen Freund John Sinclair.
    Er hatte geschossen, aber es ging ihm nicht gut. Er mußte sich an der Wand abstützten. Dabei hielt er den Kopf gesenkt.
    Lisa stand noch immer da. Suko sah ihr Profil und auch den dünnen Blutstreifen, der aus dem rechten Mundwinkel sickerte. Und Sabrina?
    Ihr feinstofflicher Körper war ebenfalls verschwunden. Er umtanzte die Mutter. Der Kopf lag schief, als wäre er dabei, sich vom Körper zu lösen.
    Immer wieder drehte sich der Killergeist um den menschlichen Körper, als wollte er ihn beschützen.
    Suko stand auf.
    In diesem Augenblick brach Lisa Fox zusammen. Aus ihrem offenen Mund löste sich ein schrecklicher Laut, dann fiel sie nach vorn, schlug noch gegen einen Stuhl und blieb auf dem Bauch liegen.
    Suko sah das Blut in ihrem Rücken. Es war nicht viel, aber er wußte, daß John ihn mit seinem Rettungsschuß vor einem schrecklichen Tod bewahrt hatte.
    Dann sah er Sabrinas Geist. Ein dünnes Etwas, das über den Körper der Toten hinwegzog und dabei ausdünnte, bis es nicht mehr zu sehen war.
    Aus. Der Killer war verschwunden. Vernichtet. Als die Mutter starb, konnte auch die Tochter nicht mehr existieren, denn die Einheit zwischen ihnen war zerstört worden.
    Beim Fall hatte Lisa Fox die Beretta verloren. Suko nahm sie an sich und ging dann zu seinem Freund John Sinclair, der sich plötzlich wegdrehte, im Bad verschwand, um sich dort zu übergeben.
    ***
    Minuten später kehrte ich zurück. Ich hatte mich selbst über meine Reaktion geärgert, aber es gibt gewisse
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