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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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Verlegenen. »Wissen Sie, Mrs. Fox, es ist mir ja peinlich, aber ich verspüre ein menschliches Rühren. Wenn möglich, darf ich dann Ihre Toilette benutzen?«
    »Sie - ahm, warum?«
    »Nun ja, meine Blase und…«
    »Das tut mir aber leid.« Sie schaffte es sogar, rot zu werden. »Ja, es ist mir schon peinlich. Aber ich muß gestehen, daß dies nicht möglich ist.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Toilette nicht in Ordnung ist. Verstopft, wenn Sie verstehen, Suko.«
    Ja, er hatte verstanden, aber er glaubte der Person kein Wort. Die Toilette war bestimmt nicht verstopft. Er war wütend darüber, daß sie ihn zum Narren halten wollte. Aber er sagte nur, wobei er sogar noch lächelte: »Dann werde ich eben zu meinem Freund aufs Zimmer gehen…«
    »Ich muß Sie enttäuschen, aber das wird auch nicht klappen. Es ist ein allgemeiner Schaden. Ich habe schon angerufen, aber wer kommt um diese Zeit schon? Außerdem…«
    Der Schrei war da.
    Er war nicht zu überhören und hatte geklungen, als wäre er in Todesnot ausgestoßen worden.
    Beide wurden blaß. Suko aber handelte. Und Lisa ebenfalls!
    ***
    Raver hatte schon die zweite Dose mit Wasser geleert und fühlte sich innerlich trotzdem noch wie verbrannt, als er durch den Raum ging, um sich zu erholen.
    Das tat er immer nach einem langen Tanz. Er legte sich nicht sofort hin, sondern wandelte seine heftigen Bewegungen in eine normales Gehen um. So konnte er sich am besten erholen, denn die Pause zwischen den Tänzen brauchte er.
    Er wollte die Meisterschaft. Zumindest die von London. Danach sah man weiter, denn die Sieger aus den großen Städten gingen auf Tournee quer durch Europa. Und wenn er dann Sieger wurde, konnte er bis in den Weltmeisterschaftskader gelangen.
    Das alles schwebte ihm vor Augen. Dafür trainierte er. Dafür war er da.
    Er stieß die Luft aus und mußte aufstoßen. Dreimal hintereinander. Hunger verspürte er keinen, nur Durst. So holte er sich aus dem Kühlschrank eine dritte Dose. Mit der setzte er sich auf das Bett. Die Fernbedienung lag griffbereit in der Nähe. Die Glotze stand auf dem Kühlschrank, und er drückte auf den Knopf. Es dauerte seine Zeit, bis sich das Bild erhellte und eine schmalzige Filmszene zeigte. Ein alter Hollywood-Schinken, der in Gedenken an Gene Kelly gezeigt wurde, einen guten Schauspieler und begnadeten Tänzer.
    Den Ton stellte er ab. Er wollte die Dialoge nicht hören. Sie gingen ihm auf den Wecker, aber er wollte zuschauen, wie sich Kelly bewegte, denn er war ein sehr kraftvoller Tänzer, im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Astaire, der mehr leichtfüßig durch die Filme glitt. Schade, daß beide nicht mehr lebten.
    Raver trank und schaute zu. Seine Blicke klebten förmlich an dem Ausschnitt.
    Die Dose hatte seine Handfläche naß werden lassen, und er stellte das Getränk sicherheitshalber auf sein Knie.
    Plötzlich fiel ihm etwas auf. So stark, daß er fast aufgesprungen wäre.
    Verdammt, Steve war nicht mehr da!
    Raver stand auf. Um den Film kümmerte er sich nicht. Vor dem Bett drehte er eine langsame Pirouette, aber auch dieser Rundblick brachte ihm nichts.
    Cochran blieb verschwunden.
    Er schluckte. Sein Speichel schmeckte bitter. Plötzlich zuckerte es hinter seinen Augen. Ein Zeichen dafür, daß er anfing, sich zu ärgern. Zudem schwitzte er auch, und er dachte daran, daß ihn Cochran nicht grundlos verlassen hatte.
    Warum war er gegangen?
    Daß Steve mit ihm gesprochen hatte, fiel ihm wieder ein. Aber er war so in seinen Tanz integriert gewesen, daß er sich an die Worte nicht mehr erinnern konnte.
    Raver dachte trotzdem nach. Er stand gesenkt da, schnippte mit den Fingern, brummte manchmal wie ein Tier und war ärgerlich über sich selbst. Verdammt noch mal, ich kriege es einfach nicht in die Reihe, dachte er. Das macht mich irre.
    Ginny!
    Ha, wie ein Blitzschlag war es eingeschlagen. Natürlich, Steve hatte zu der kleinen Nutte gewollt, um mal kräftig mit ihr abzurechnen. Das hatte sie auch verdient. Das und nichts anderes.
    Tief in seiner Kehle grummelte es, und er führte den Gedanken fort, da er genau wußte, daß es noch nicht alles gewesen war.
    Es ging noch weiter. Ginny war es nicht allein. Steve Cochran hatte noch ein Problem gehabt.
    Aber welches?
    Sicher, der Neue! Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Er gratulierte sich selbst dazu, daß es ihm eingefallen war, und seine plötzliche Lache hallte gegen die Decke.
    Das war gut. Das war sogar sehr gut. Erst Ginny, danach der Neue.
    Wunderbar.
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