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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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nächsten Jahre - ein Wunschtraum bleiben.
    Tagsüber war die Gegend schon düster genug. In der Nacht aber wirkte sie wie ein gewaltiger Friedhof mit hohen, unheimlichen Gräbern, denn so und nicht anders wirkten die grauen Fassaden der alten Häuser, die immer darauf warteten, abgebrochen zu werden, aber Sanierungsgebiete waren in Zeiten der Rezession nicht das Gelbe vom Ei, und so blieben die Bauten stehen, um wenigstens ärmeren Menschen eine Bleibe im verdammt teuren London zu bieten.
    Schales Licht drang aus dem Fenster, und selbst manch bunte Kneipenbeleuchtung schaffte es nicht, die Gegend aufzuhellen und die Trostlosigkeit zu vertreiben.
    Wer hier noch seinen Wagen am Straßenrand parkte, gehörte entweder zu den Bewohnern oder wollte, daß sein Fahrzeug gestohlen oder demontiert wurde.
    Ruhig war es nicht. Im Hafen wurde auch am Abend gearbeitet. Dann hörten sich die Geräusche sogar noch lauter an als tagsüber. Zweimal wich Suko Betrunkenen aus. Einmal wurde er von einer Frau angesprochen, die unbedingt mit ihm in einer Kneipe verschwinden wollte, aber der Inspektor reagierte überhaupt nicht.
    Ihn interessierte einzig und allein die neue Bleibe seines Freundes, auch Baracke genannt. Er sah sie sehr bald, und sie machte auf ihn einen ähnlichen Eindruck wie der immer grauer und düsterer werdende Himmel, auch wenn aus den Fenstern weicher Lichtschein sickerte und sich in Bodennähe verteilte.
    Suko wurde jetzt vorsichtiger. Seinen strammen Schritt hatte er verlangsamt, und er blieb ungefähr zehn Schritte von der Haustür entfernt stehen. Das Kreischen kämpfender Katzen in der Nähe störte ihn nicht sonderlich. Er war auch froh darüber, daß es in der Baracke ruhig blieb.
    Es verließ niemand das Haus, und es war auch keiner zu sehen, der es betreten wollte.
    Es sah alles gut für ihn aus. Kein Grund, um pessimistisch zu sein. Normal gehend und trotzdem zügig näherte sich Suko der Tür. Er tat so, als wäre er ein Mieter, der nur noch die Tür aufschließen mußte, um die Baracke zu betreten.
    Das tat er zunächst nicht, sondern bückte sich. Trotz der Dunkelheit entdeckte er den Stein an der linken Seite und schob ihn zurück. Der Schlüssel lag genau dort, wo John es versprochen hatte. Der Stahl blinkte Suko noch entgegen, als wollte er ihm ein Zeichen geben.
    Der Inspektor nahm ihn an sich, drehte sich, schaute nach dem Schloß und drückte den normalen Schlüssel hinein. Tatsächlich war die Tür schon abgeschlossen worden. In dieser Gegend traute keiner dem anderen. Suko schloß auf. Er drückte sein Knie gegen die Tür und schob sie nach innen, froh drüber, daß er kein Quietschen hörte. Die Geräusche hielten sich in Grenzen.
    Zuerst fiel ihm der Geruch auf. Er war feucht. Zudem roch es nach Essen und möglicherweise auch nach Schimmel. Darauf hätte er aber nicht gewettet.
    John hatte ihm die Umgebung kurz beschrieben, und Suko fand alles so vor. An der rechten Seite lag der Flur. Dort würde er auch Johns Zimmer finden, und um seinen Freund machte er sich inzwischen etwas Sorgen, denn er hatte versucht, ihn über das Handy zu erreichen, aber John hatte sich auch beim zweiten Anruf nicht gemeldet.
    Suko rechnete damit, daß etwas schiefgegangen war. Deshalb wollte er selbst in der neuen Bleibe seines Freundes nachschauen.
    Die Tür war hinter ihm wieder leise zugefallen. Noch einige Sekunden blieb der Inspektor im Schatten stehen, wo er zusammen mit der Wand einen Schatten bildete, denn das Flurlicht erreichte ihn dabei nicht. Es konzentrierte sich mehr auf die Mitte und leuchtete auch eine Tür an, die geschlossen war.
    Dahinter lag die Wohnung einer gewissen Lisa Fox. Auch diese Frau hatte John erwähnt. Sie war in der Baracke die Hausmeisterin und kümmerte sich um viele Dinge. Die vier Morde hatte sie nicht verhindern können, und Suko hoffte stark, daß inzwischen kein fünfter geschehen war und er um seinen Freund trauern mußte.
    Eine breite Tür teilte den Flur.
    Suko drückte sie vorsichtig auf. Sie schwang lautlos nach innen, und dann schaute er in den Korridor, von dem rechts und links die Zimmertüren abzweigten. Er kam sich vor wie in einem Stall, der mehr schlecht als recht umgebaut und für Menschen bewohnbar gemacht worden war.
    Er gefiel ihm nicht. Er war dunkel. Nur zwei schwache Deckenlampen leuchteten ihn so weit aus, daß auf dem Boden liegende Hindernisse zu erkennen waren.
    Suko mußte über die Holzbohlen gehen, was ihm gar nicht gefiel. Er glaubte zumindest nicht
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