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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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Kapitel 1
    Janis Joplin war an allem schuld.
    Denn bis ihr Lied gespielt wurde, ging es mir gut . Wirklich .
    Okay, ich war Nate nicht mehr begegnet, seit ich ihn vor zweieinhalb Wochen dabei erwischt hatte, wie er eine andere küsste. Also seit genau siebzehn Tagen. Nicht etwa, dass ich sie gezählt hätte.
    Und was machte es schon, dass wir seit Monaten ein Paar gewesen waren?
    Und was scherte es mich, dass er ausgerechnet Helen Fairchild küsste, mit der ich im College zusammengewohnt hatte?
    Bis zu diesem Zeitpunkt war ich eigentlich davon ausgegangen, dass ihr unsere gemeinsame Zeit und selbst all die Meinungsverschiedenheiten wichtig genug waren, um mich als Freundin zu betrachten - und dass mein Freund dementsprechend für sie tabu war.
    Im Ernst, es ging mir gut .
    Ich atmete tief durch und redete mir ein, es sei mir völlig egal , dass Nate und Helen gerade mit roten Wangen und glänzenden Augen zur Kneipentür hereinkamen und ein wenig kalte Herbstluft mitbrachten. Und natürlich störte es mich auch nicht im Geringsten, dass jeder einzelne unserer gemeinsamen Freunde sich eingefunden hatte, um einen Geburtstag zu feiern, und den Blick jetzt von den beiden zu mir wandern ließ, um meine Reaktion nicht zu verpassen. Es scherte mich überhaupt nicht, dass mein Herz - das doch eigentlich in zu winzige Stücke zersprungen war, um erneut zu brechen - schmerzhaft pochte, also offensichtlich noch ganz genug war, um wehzutun.
    Wenn ich in diesem Moment in Tränen ausgebrochen wäre, hätte ich mir das nie verziehen.
    Ich war vollauf damit beschäftigt auszusehen, als ob mich das alles nichts anging und ich nicht den Tränen nahe war. Amy Lee musste mir einen Tritt unter dem Tisch verpassen, damit ich überhaupt merkte, dass sie und ihr Mann mit Getränken von der Theke zurückgekehrt waren.
    »Hör auf, die beiden anzustarren«, befahl sie mir.
    »Das ist schon in Ordnung«, gab ich zurück, was mit völlig verkrampftem Kiefer erstaunlich schwierig war. »Ich meine, was soll’s, dass wir fast vier Monate zusammen waren, und uns außerdem schon seit dem College kennen. Wen interessiert schon die Vergangenheit ? Das ist alles völlig okay für mich.«
    Amy Lee seufzte und wechselte einen Blick mit Oscar, den man nur als vielsagend bezeichnen konnte. Dann ließen die beiden sich rechts und links von mir auf dem Plüschsofa nieder.
    Zur Verstärkung.
    Oder möglicherweise, um mich vor einem Fehler zu bewahren.
    Die beiden waren das beste Beispiel dafür, dass Gegensätze sich anziehen, überlegte ich, als ich sie im Spiegel gegenüber betrachtete. Amy Lee wirkte immer ein wenig steif und angespannt, während Oscar stets aussah, als sei er gerade vom Skateboard gehüpft. Sie hatten sich in der zahnmedizinischen Fakultät kennen gelernt und waren einander offenbar beim Sinnieren über Backenzähne näher gekommen. Es sprach für die beiden, dass ich der Geschichte trotz meiner langjährigen Zahnarztphobie etwas Romantisches abgewinnen konnte.
    Amy Lee stellte mir ein Bier hin.
    »Jetzt hör mal zu, Augusta«, begann sie. Die Verwendung meines vollen, offiziellen Vornamens - auf den ich üblicherweise nur an Orten wie der Kfz-Zulassungsstelle hörte - brachte ihr einen finsteren Blick ein.
    Aber ich hörte zu.
    »Ich kann ja nachvollziehen, warum du auf ihn stehst«, erklärte sie. »Jeder himmelt Nate an. Der Sinn seines Daseins besteht ja praktisch darin, umwerfend zu sein.«
    »Ich denke nicht, dass er umwerfend ist«, murmelte Oscar zu meiner Linken. »Nicht etwa, dass er nicht umwerfend wäre, ich denke nur einfach nicht über ihn nach.«
    »Selbst ich fand ihn im College etwa fünfzehn Sekunden lang toll«, fuhr Amy Lee fort und ignorierte die Bemerkung ihres Mannes völlig. »Das war ja quasi unvermeidlich. Er war wie der Kapitän des Footballteams, nur in College-Ausführung. Mit diesem Hundeblick und dem scheuen Lächeln.«
    »Ja, das ist wirklich umwerfend«, fand Oscar. »Lass dich ruhig weiter über seine Attraktivität aus, vielleicht stehe ich dann am Ende auch auf ihn.«
    Amy Lee war etwa so feinfühlig wie eine Dampfwalze. Das kam ihr in der Arztpraxis wohl zugute, in diesem Augenblick hätte ich ihr allerdings am liebsten das Bier ins Gesicht gekippt.
    »Hundeblick und scheues Lächeln?«, wiederholte ich und starrte sie an. »Willst du mir mit Absicht wehtun?«
    »Aber eines musst du bedenken«, sprach Amy Lee weiter, als hätte sie mich gar nicht gehört. »Du kennst den Typen, seit wir achtzehn waren,
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