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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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eingebrannt hatte.
    Als ich den beiden von der Haustür aus nachwinkte, holte ich erstmal tief Luft und nahm eine Bestandsaufnahme des Schadens vor. Ich fühlte mich nicht mehr schwummerig, mir war nur ein wenig schlecht. Die Oktobernacht war so dunkel und kalt, dass es schwerfiel, tief durchzuatmen. Stattdessen hechelte ich mehrmals schnell und flach. Das schien alles nur schlimmer zu machen.
    Am zweiten Januar würde ich dreißig werden, mein perfekter Partner hatte mich mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin betrogen und mich dann fallen gelassen, und ich hatte mich gerade vor jedem einzelnen unserer gemeinsamen Freunde lächerlich gemacht.
    Die gute Nachricht: Noch schlimmer konnte es kaum werden.

Kapitel 2
    Als ich im vierten Schuljahr die kompletten Weihnachtsferien damit verbrachte, alle Bücher im Haus alphabetisch zu ordnen und zu katalogisieren, nur so aus Spaß, war wohl jedem klar, dass ich Bibliothekarin werden würde.
    Für mich war die Sache nicht ganz so offensichtlich. Ich wollte eigentlich am Broadway ganz groß rauskommen (was die Janis-Joplin-Geschichte wenigstens ansatzweise erklärte). Wenn ich nicht gerade Bücher in passende Stapel sortierte, trällerte ich Musical-Nummern. Evita , Joseph , Das Phantom der Oper , Miss Saigon , Les Misérables , Anything Goes usw. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich den ganzen Tag gesungen. Ich nahm Gesangsstunden, war sowohl im Schulchor als auch im Kirchenchor und gab oft spontane Konzerte vor meinen Stofftieren.
    Den Music Man hatte ich immer besonders gemocht, und als mich nach der Schule merkwürdigerweise kein dringender Anruf vom Broadway erreichte, entschied ich mich für die nächstbeste Option und machte einen Master in Bibliothekswesen und Informationswissenschaft. Ich musste schnell feststellen, dass zu den Aufgaben von Marion, der Bibliothekarin, heutzutage weitaus mehr gehörte, als nur zu singen und dicke Brillengläser zu tragen. In meinem Abschlussjahr fand ich einen Nebenjob in einem winzigen Museum, von dem noch nie irgendjemand gehört hatte, dem Choate-Downey-Museum, nur ein paar Straßen vom Common-Park entfernt. Das Choate-Downey-Museum stellte stolz die mittelmäßigen Werke und ebenso mittelmäßige Kunstsammlung der Downey-Familie zur Schau, deren Erbin und aktuelle Kuratorin Minerva Choate Downey war.
    Abgesehen von dieser Funktion war sie auch noch völlig durchgedreht.
    Als ich endlich meinen Unititel in der Hand hatte, schmiedete ich große Pläne für einen geruhsamen Job in Harvard oder (während einer kurzen Phase jugendlichen Ungestüms, in der ein Ortswechsel unumgänglich erschien) in der New York Library. Aber Minerva holte mich wieder auf den Teppich und bot mir einen Vollzeitjob zu hervorragenden Bedingungen und den beeindruckenden Titel der Chefbibliothekarin. Ich war auch die einzige Bibliothekarin, genau genommen sogar die einzige Angestellte, aber mit fünfundzwanzig widersprach ich ihr da natürlich nicht.
    Vier Jahre später war ich immer noch Chefbibliothekarin des Choate-Downey-Museums, und obwohl ich von Zeit zu Zeit von einer wirklich spannenden Tätigkeit träumte - wie der von Superagentin Sydney Bristow in Alias etwa -, war ich mit meinem Job im Allgemeinen sehr zufrieden. Ach was, ich liebte meine Arbeit. Ich wurde dafür bezahlt, Informationen zu suchen und sie so aufzubereiten, dass andere an meiner Entdeckungsreise teilhaben konnten. Es war wie ein spendierter Charterflug ins Land des Wissens. Ich verbrachte viel Zeit damit, Informationen zu Fragen einzuholen, die nun wirklich niemanden interessierten - aber wenn ich sie für wichtig erachtete, konnte ich als Chefbibliothekarin darüber forschen.
    Na ja, es stimmte natürlich, dass ich Minerva und ihren Größenwahn ertragen musste, aber das verbuchte ich normalerweise unter dem Stichwort »Unterhaltung«. Theoretisch hatte Georgia als schwerwichtige Anwältin den aufregenderen Job. Aber ich war es, die ganze Vormittage mit Diskussionen darüber verbrachte, ob es angebracht war, dass Minerva sich den armen Touristen, die sich auf ihrer Route durch das Boston der Revolution verliefen und in unsere Vorhalle stolperten, als die »Erbin wahren Blutes« vorstellte. Ich bezweifelte sehr, dass Georgia sich beim Archivieren von Dokumenten und Schreiben von Memos so gut amüsierte.
    Aber andererseits war Firmenrecht Georgias Ein und Alles. Wer konnte schon wissen, wobei sie sich amüsierte?
    »Ich dachte, wir hätten einen Anti-Karaoke-Pakt«, verkündete Georgia
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