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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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Sein Körper zuckte in die Höhe.
    Einmal, zweimal. Dabei drangen schreckliche Geräusche aus seinem Mund. Wie bei einem Menschen, um dessen Kehle sich Würgehände gelegt hatten. Speichel sprühte aus seinem Mund. Der Magen spielte verrückt. Das viele Bier und die Brandys kamen wieder hoch und füllten seinen Mund.
    Instinktiv drehte er seinen Kopf zur Seite, damit er an dem Zeug nicht noch schneller erstickte. Wieder rang er nach Luft. Ohne Erfolg.
    Auf dem Bett konnte sich Oldman nicht mehr halten. Da er sich sowieso schon zur Seite gebeugt hatte, kriegte er das Übergewicht und fiel zu Boden. Über die Schulter rollte er sich ab und blieb auf dem Rücken liegen.
    Oldman roch das Erbrochene, doch Luft kriegte er noch immer nicht. Er würde den schlimmsten Tod erleiden, den man sich vorstellen konnte. Er würde elendig ersticken!
    Oldman gab trotzdem nicht auf. Er versuchte es noch einmal und fragte sich selbst, woher er die Kraft dazu nahm. Es mochte wohl der Überlebenswille sein, der in jedem Menschen steckt, und auch Oldman hatte ihn mobilisiert.
    Er kämpfte. Für einige Sekunden trommelten seine Fäuste auf den harten Bretterboden, dann schaffte er es, sich aufzusetzen.
    Schwankend und mit weit geöffnetem Mund blieb er hocken. Röchelnd.
    Die Zunge hing ihm aus dem Mund.
    Dunkel war es nicht in dem Zimmer. In dieser Nacht stand der volle Mond am Himmel, und ausgerechnet gegen Oldmans Zimmerfenster schickte er seinen matten Glanz, der durch die Scheibe drang und sich wie ein Schleier auf dem Boden verteilte.
    Keuchend und gurgelnd stierte Oldman auf diesen hellen Fleck, der sich plötzlich bewegte. Oder war das nur eine Täuschung gewesen? In seinem Innern stieg etwas in die Höhe, mit dem Oldman nicht mehr zurechtkam.
    War es Rauch? Waren es Gestalten? Waren es Geister, die sich bisher versteckt gehalten hatten?
    Er konnte es nicht sagen. Alles war so fremd für ihn geworden, aber die Geister bewegten sich auf ihn zu.
    Sie zitterten und breiteten sich plötzlich im Fußboden aus, so daß sie eine Schere bildeten.
    In ihrem Mittelpunkt befand sich Justin Oldman!
    Er bewegte den Kopf.
    Zuerst nach rechts.
    Da war die Klaue, eine verfluchte Geisterhand.
    Dann blickte er nach links.
    Dort stand die Klaue ebenfalls. Der Arm ragte bleich aus dem Boden hervor, wobei sich die Hand zu einer Klaue gekrümmt hatte.
    Wieder der Blick nach rechts.
    Dort sah Oldman dasselbe Bild. Seine Angst wuchs ins Unermeßliche, als sich die Hände um seinen Hals legten.
    Blitzschnell war das geschehen. Oldman hatte sich nicht mehr zurückwerfen können. Jetzt spürte er die Hände an seiner Kehle. Sie waren kalt wie das Eis in der Arktis, aber sie waren nicht zu fassen. Oldman wolle sie von seinem Hals reißen.
    Das war unmöglich.
    Er faßte hindurch.
    Geisterklauen können nicht angefaßt, nicht abgelenkt werden. Das war unmöglich. Oldman sah es ein. Seine Arme sanken wieder nach unten, auch aus Schwäche.
    Er saß noch immer auf dem Boden.
    Die Geisterhände gaben keine Ruhe. Pardon kannten sie nicht. Sie drückten und würgten weiter, und das Gesicht des Mannes war längst blau angelaufen.
    Daß er starb, merkte Justin Oldman nicht mehr. Hart schlug er auf dem Bretterboden auf.
    Die Geisterklauen aber zogen sich zurück, als wären sie nie zuvor dagewesen…
    ***
    Lisa Fox gehörte zu den Frauen, die ihren Mann schon relativ früh durch einen Unfall verloren hatten. Dem Hafenarbeiter war eine Kiste auf den Kopf gefallen und hatte ihn getötet.
    Das war vor neun Jahren gewesen. Lisa hatte nicht sonderlich um ihren Gatten getrauert, denn verstanden hatten sie sich nie besonders gut. Ihr war es nur darauf angekommen, einigermaßen versorgt zu sein, und da hatte sie nicht klagen können, denn ein Teil des Lohnes hatte Gerry immer abgeliefert. Was ihr an Geld fehlte, das hatte sie sich durch Putzen selbst hinzuverdient.
    Wichtig war für sie auch die Wohnung gewesen, und in der lebte sie schon seit ihrer Hochzeit. Nicht komfortabel, um Himmels willen, so etwas hätten die beiden nicht bezahlen können. Ihr Zuhause war eine Baracke gewesen. Einfachbauweise. Mit einem winzigen Bad. Doch Lisa wollte nicht klagen. Sie lebte ja nicht so schlecht von der Unfallrente, die man ihr jeden Monat zahlte. Zudem ging sie auch weiterhin putzen und war in der Baracke so etwas wie das Mädchen für alles. Sie nahm die Beschwerden der anderen Mieter entgegen, räumte oder wischte auch mal den Dreck weg und trank hin und wieder mit den anderen
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