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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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sich die Menschen untereinander nicht verstanden.
    Die zweitletzte Tür war es. Auf der linken Seite malte sie sich ab. Vor dem Zimmer blieb die Frau stehen. Sie hörte nichts und runzelte die Stirn, weil ihr das nicht gefiel. Es war anders als sonst. Meistens hatte sie Justins Schritte gehört. Ein kurzer Ruf reichte dann aus, um ihr die Tür zu öffnen.
    Heute war alles ruhig.
    Gefährlich still…
    In ihrem Hals wurde es trocken. Zudem drängte sich der Schweiß auf die Stirn und lag auch auf der Oberlippe. Lisa wußte nicht, was sie machen sollte. Sie traute sich einfach nicht, den Namen des Mannes zu rufen.
    Natürlich dachte sie an die drei Verbrechen. Sollte denen noch ein viertes hinzugefügt worden sein?
    Glücklicherweise gehörte Justin Oldman zu den Menschen, die ihre Bude nie abschlossen. Es war ein Tick von ihm. Er haßte verschlossene Türen. Als Jugendlicher hatte er über ein Jahr in einer Besserungsanstalt verbracht. Da waren die Türen immer abgeschlossen gewesen. Seit dieser Zeit mußte er sie offen lassen. Zudem war bei ihm nichts zu holen, wie er immer sagte, und tatsächlich war bei ihm noch nie eingebrochen worden.
    Lisa Fox kannte das Ritual. Sie drückte mit dem Ellbogen die Klinke nach unten, ohne das Tablett dabei abzusetzen. Die Tür ging auf, und Lisa glitt in das Zimmer.
    Als sie sich umschaute, geschah es. Der plötzliche Schock hatte sie zu einer Statue werden lassen. Dennoch sah sie alles so klar und überdeutlich, als würde sie durch eine besondere Optik schauen.
    Justin Oldman lag auf dem Boden. Ohne in seine Nähe gegangen zu sein, wußte Lisa, daß es die vierte Leiche in diesem Haus war. Die anderen hatte sie damals gesehen, wenn auch nur flüchtig.
    Er lag auf dem Rücken. Aber sein Kopf war so zur Seite gedreht, daß Lisa in sein Gesicht schauen konnte. Ein Gesicht, das eine andere Farbe bekommen hatte. Es war nicht mehr so blaß wie früher, sondern bläulich angelaufen und schimmerte dementsprechend dunkel. Selbst die Hände waren noch verkrampft, als hätte der Mann kurz vor seinem Tod noch nach etwas greifen wollen.
    Wieviel Zeit seit der Entdeckung und dem plötzlichen Zitteranfall vergangen war, wußte Lisa nicht. Jedenfalls konnte sie das Tablett nicht mehr halten.
    Zuerst zitterte es in ihren Händen. Dann fing es plötzlich an zu rutschen, kippte nach links weg und fiel mitsamt dem Inhalt zu Boden. Der dabei entstehende Krach löste noch eine weitere Sperre.
    Lisa schrie und schrie…
    ***
    Frühling!
    Endlich Frühling, der laut Kalender schon vor zwei Wochen begonnen hatte. Nur hatte das Wetter nicht mitgespielt und uns weiterhin mit winterlichen Temperaturen und auch mit Schnee und glatten Straßen bedacht. Das war vorbei. Jetzt schien die Sonne, und der Himmel war sogar aufgerissen, um dem strahlenden Ball genügend Platz zu lassen.
    Es war einfach herrlich, und ich hatte an diesem Morgen tief durchgeatmet, nach einer Nacht, die mir einen wunderbaren Schlaf gebracht hatte. Ich fühlte mich fit, topfit - super.
    Suko erging es ähnlich. Hinzu kam, daß wir im Moment keinen Fall am Hals hatten. Wir brauchten uns nicht mit irgendwelchen obskuren Gestalten herumzuschlagen, und so überlegten wir beide auf der Fahrt zum Yard, was wir unternehmen konnten.
    »Büroarbeit«, sagte Suko.
    »Aber nur bei offenem Fenster.«
    »Einverstanden. Und was noch?«
    »Eine verlängerte Mittagspause.«
    »Auch nicht schlecht. Zu zweit oder zu viert?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir können Glenda mitnehmen, und Shao wird sich auch loseisen können.«
    »Wieso loseisen?«
    »Sie hat doch vor zwei Tagen ihren neuen Computer bekommen und ist dabei, sich einzuarbeiten. Das habe ich dir doch erzählt.«
    Mir blieb nur ein Abwinken. »Erwähnt hast du es, aber was bedeutet das?«
    »So hörst du hin.« Suko grinste. »Aber ich kenne dich ja. Du machst dir nicht viel aus den Dingern.«
    »Eben. Im Büro haben wir auch keinen. Das muß man den anderen überlassen. Außerdem möchte ich nicht zum Sklaven einer Festplatte werden. Wenn ich daran denke, wie viele Stunden am Computer vergammelt werden, die man besser nutzen könnte… Trotzdem, der Computer ist ein Segen für die Menschheit, zumindest bis zur Jahrtausendwende. Denn dann gibt es Ärger, wenn er umgestellt werden soll.«
    »Daran arbeitet man schon.«
    »Wer trägt die Kosten?«
    »Keine Ahnung, John. Aber ich habe gehört, daß sie in die Milliarden gehen.«
    »Das las ich auch.«
    Natürlich gab es Staus, doch die konnten
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