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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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als wäre sie ein fremder Raum. Der alte Mief war weg, und er hatte die schlechte Laune gleich mitgenommen. Seltsam, was die Sonne mit ein paar Strahlen doch ausrichten kann.
    Suko betrat mit den gefüllten Tassen das Büro. Er bekam große Augen.
    »Donnerwetter, das läßt sich sehen.«
    »Meine ich auch.«
    Mein Freund stellte die Tassen ab. Ich zog meine näher heran und probierte den ersten Schluck. Auch er schmeckte nach Frühling. Zumindest bildete ich mir das ein. Auf meinem Gesicht spiegelte sich dieser Ausdruck nicht wider. Das sah eher nachdenklich aus. Suko zog auch die richtigen Schlüsse. »Jetzt denkst du darüber nach, was Freund Tanner wohl von uns beiden will?«
    »Exakt.«
    »Ich sehe das positiv«, sagte er ganz locker.
    »Kannst du das näher erklären?«
    »Ja.« Auch er trank, nickte zufrieden und dachte wahrscheinlich darüber nach, wie Glenda es geschafft hatte, aus einem Tee- einen Kaffeetrinker zu machen. Das hätte selbst Shao nicht geschafft, wenn sie in Hochform gewesen wäre.
    »Ich warte noch immer auf deine Antwort.«
    »Ja, sofort. Nur keine Eile. Ich stelle mir vor, daß Tanner vielleicht schon weg ist.«
    »Wie schön. Und warum sollte er verschwunden sein?« Die Tasse hielt ich in der Hand und schaute Suko über den Rand hinweg an. »Es kann doch ein privater Besuch gewesen sein. Oder nicht?«
    Ich konnte nicht anders und mußte einfach die Augen verdrehen. »Ein privater Besuch? Um Himmels willen! Wie kommst du denn darauf? Darüber kann ich nicht mal lachen. Das glaubst du doch selbst nicht. Nein, wie käme er denn dazu?«
    »Im Leben ist alles möglich.«
    »Aber nicht bei Tanner.« Ich räusperte mich. »Okay, ich will nicht kritisieren. Kann ja alles sein, Suko, aber dann möchte ich die Sache relativieren. Erinnere dich daran, als Tanner uns ebenfalls privat besucht hat. Nur brauchte er da Hilfe, denn es ging um seine Nichte Vera, die in die Fänge dieser Sekte geraten war. So und nicht anders sehen die privaten Besuche des verehrten Chief Inspectors ab. Das ist meine Meinung, und davon gehe ich auch nicht ab. Es wird Probleme geben, davon bin ich überzeugt.«
    »Mal sehen, wer recht behält.«
    Ich konnte das Lachen nicht zurückhalten. »Jetzt sprichst du wider deine Überzeugung.«
    Suko hob nur die Schultern, um einen Moment später nach rechts zu schauen, weil Glenda die Bürotür geöffnet hatte, aber nicht eintrat, sondern gestützt auf die Klinke, gebückt hineinschaute und uns beiden zunickte.
    »Ist es soweit?« fragte Suko. Die Frage hörte sich an, als hätte er sie einer Sprechstundenhilfe im Wartezimmer gestellt.
    »Ja, ihr sollt kommen.«
    »Hast du etwas von der Stimmung heraushören können?«
    »Neutral.«
    »Wenigstens etwas«, meinte Suko.
    Ich war schon aufgestanden, und Suko folgte meinem Beispiel. »Tja«, sagte er. »Dann wollen wir mal.«
    »Viel Spaß«, wünschte Glenda uns.
    Über diesen Wunsch konnte ich nicht mal grinsen.
    ***
    Direkt nach dem Eintreten und nach der Begrüßung konzentrierte zumindest ich mich auf das Gesicht des Chief Inspectors, um herauszufinden, in welcher Stimmung er sich befand.
    Es war schwer, denn er wirkte zerknittert wie immer und trug auch seinen Hut, den er fast in den Nacken geschoben hatte. Da es im Raum leicht nach dem Rauch seiner Zigarillos roch, mußte er gerade eine geschmaucht haben, was bei Tanner selten vorkam, denn oft genug lutschte er nur daran. Zwischendurch ließ er ihn gekonnt von einem Mundwinkel in den anderen wandern.
    Wir reichten uns die Hände und nahmen auf den freien Stühlen unsere Plätze ein.
    »Ist das nicht ein herrliches Wetter«, sagte ich, um die Atmosphäre ein wenig aufzulockern, aber dafür hatten weder Sir James noch sein Besucher einen Draht.
    »Das Wetter mag schön sein«, sagte der Superintendent, »aber die Probleme sind geblieben. Die richten sich leider nicht nach den Jahreszeiten.«
    »Probleme, die dich betreffen, Tanner.«
    »Ja, sonst wäre ich nicht hier.«
    »Also doch kein privater Besuch«, murmelte Suko.
    Tanner, der nicht verstanden hatte, fragte: »Was ist los?«
    »Nichts, vergiß es.« Suko winkte ab. »Sag uns lieber, was du für einen Ärger hast.«
    Tanner fiel direkt mit der Tür ins Haus. »Es geht um vier Leichen, deren Tod verdammt rätselhaft gewesen ist. Jedenfalls wissen wir uns keinen Rat mehr. Leider.«
    »Wer ist wir?« fragte Suko.
    »Meine Kollegen und ich von der Mordkommission. Wir wissen nicht, wer die Menschen getötet haben könnte. Wir
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